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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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hätten sich alle unwohl gefühlt. Sie würden bekanntg e ben, daß Arnolde sich aus gesundheitlichen Gründen von seinem Beruf zurückgezogen hätte, damit sein guter Ruf nicht geschädigt wurde, und sie würden auch einen neuen Archivar bestallen und einarbeiten. Niemand würde von seiner Schmach erfahren. Um seine baldige Abreise zu erleichtern, rüsteten sie ihn mit einer nüt z lichen Sammlung von Zaubern und Gegenzaubern für die Reise aus und wünschten ihm alles Gute.
    »Diese Heuchler!« rief Irene. »Fünfzig Jahre lang hat Arnolde i h nen treu gedient, und plötzlich, nur weil…«
    »Ich hab’ dir doch gleich gesagt, daß du die Feinheiten der Ze n taurengesellschaft nicht verstehen würdest«, meinte Chet, obwohl auch er sich in seiner Haut nicht so recht wohl zu fühlen schien.
    Trotzig sagte Irene nichts mehr. Dor gefiel sie wegen ihrer G e fühle jedoch noch besser. Es war wirklich Zeit, die Zentaureninsel zu verlassen, und dies nicht nur wegen ihrer Mission.
    Die Kurzregenschauerwolken ballten sich am Himmel zusa m men und schickten sich an, zu regnen. Dor stellte einen Räuche r topf auf, und es gelang ihm, eine Rauchsäule im schrägen Winkel emporsteigen zu lassen und die Wolke zu schneiden. Sie bestrichen sich Hände und Füße mit der Salbe, aktivierten die Gegenzauber, die Arnolde an sie verteilte, und marschierten die Säule empor. Arnolde machte sich erstaunlich gut für sein Alter; offenbar hatten seine archäologischen Feldstudien ihn in Reiseform gehalten.
    Einen Augenblick hielten sie inne, um Chet anzublicken, der u n ten am Strand stand und auf den Regenbogen wartete. Dor erstic k te fast an seinen Tränen und konnte nur winken. »Hoffentlich sehen wir uns mal wieder, Vetter!« rief Arnolde. Chet war nicht mit ihm verwandt; Arnolde spielte vielmehr auf ihr gemeinsames mag i sches Talent an. »Und vielleicht kann ich auch deinen Vater mal kennenlernen.« Chet lächelte.
    Als sie die Wolkenbank erreicht hatten, legten sie Augenbinden an. »Wolken«, sagte Dor, »sagt uns, wie wir am besten zur Spitze des Regenbogens gelangen. Laßt keinen von uns zu nahe an euren Rand treten.«
    »Welcher Regenbogen?« fragte die nächstgelegene Wolke.
    »Der Regenbogen, der gerade im Begriff ist, sich zu bilden. Den mein Freund Chet vom Boden aus sehen wird.«
    »Ach so, der Regenbogen. Der ist noch nicht da. Er hat noch e t was an der Ostküste Xanths zu erledigen.«
    »Na gut, dann führt uns auf ihn, wenn er hier ist.«
    »Warum macht ihr nicht die Augen auf und schaut ihn euch selbst an?« fragte die gerissene Wolke. Unbelebte Dinge waren oft recht pervers, und die vielen Windungen und Falten der Wolken machten sie schlauer, als es der Durchschnitt war.
    »Führt uns einfach hin«, erwiderte Dor.
    »Oooooch!« Aber die Wolke mußte gehorchen.
    Hinter ihnen erscholl, unten auf dem Boden, ein lautes »Hopp!«
    »Das ist das Popcorn, das ich Chet gegeben habe«, sagte Irene. »Ich habe ihm gesagt, er soll es aktivieren, wenn er den Regenb o gen sieht. Jetzt ist der Regenbogen fixiert solange er ihn anblickt, und wir nicht; wir müssen schon nahe dran sein.«
    »Sind wir das?« fragte Dor die Wolke.
    »Ja, ja«, murrte die Wolke. »Direkt vor euch, obwohl er nie sehr direkt ist, haha. Das ist kumulativer Humor!«
    »Regenbogen!« rief Dor. »Sing uns etwas, wenn du mich hören kannst!«
    Als Antwort ertönte der Regenbogen: »Tra-la-la-di-ri-la!« Es klang sehr hübsch und bunt.
    Sie eilten auf ihn zu. Als sie ihn erklommen hatten, entfernten sie ihre Augenbinden. Nun konnte der Regenbogen sie nicht mehr mit seiner trügerischen Magie hereinlegen.
    Der Regenbogen war genauso hübsch, wie er sich angehört ha t te. Rote, gelbe, blaue und grüne Bänder erstreckten sich der Länge nach vor ihnen, und dazwischen, wo Beobachter vom Boden aus sie nicht erkennen konnten, lagen die geheimsten Schätze des Spektrums: Bänder aus Polkatupfern, Plaid- und Tartanmustern. Manche der inneren Bänder waren durchschimmernd, andere leuchteten in Farben, die sich der Mensch kaum vorstellen konnte: Fortissimo, Charme, Phon und Drall. Man konnte sich mühelos inmitten all dieser Wunder verlieren, und Irene schien ebendies tun zu wollen, doch der Regenbogen würde nicht lange an diesem Ort bleiben. Offenbar hatten Regenbögen einen vollen Terminplan, und dieser hier sollte in einer halben Stunde irgendwo in Mundania erscheinen.
    Arnolde holte seinen Regenbogenreisezauber hervor, der in e i nem Papierumschlag versiegelt

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