Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
geachtete und auch nicht gemerkt, dass er sie ansprach, bis er sie vor Wut anschrie.
Verwirrt und erschreckt, zog sie die Schultern zusammen und wagte nicht aufzuschauen. Als Molly wieder nicht reagierte, packte Klarus sie an den Schultern und schüttelte sie kräftig. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in ihre Oberarme, doch sie wagte es nicht einen Laut von sich zu geben oder ihm in die Augen zu sehen. Von dem Geschüttel war ihr schwindelig geworden und sie verstand nichts von dem Gebrüll, das schmerzhaft in ihren Ohren widerhallte.
Molly nahm nicht einmal das Getrampel von sich schnell nährenden Pferdehufen wahr, bis der Reiter das Tier vor ihnen abrupt zum Stehen brachte. Das gepeinigte Pferd protestierte und stellte sich wiehernd auf die Hinterbeine. Klarus wurde von den Hufen des aufbegehrenden Tieres getroffen, von Molly weg in den Schlamm geschleudert und blieb reglos liegen. Molly wagte einen Blick nach oben, musste jedoch die Augen zusammenkneifen, als das Sonnenlicht ihr schmerzhaft entgegen schien. Im ersten Augenblick konnte sie nur eine Silhouette und schwarzes im Wind wehendes Haar ausmachen, das die Sonnenstrahlen einfing. Dann sah sie eine Hand, die sich ihr entgegenstreckte und der Fremde sagte mit eindringlicher Stimme: „Komm mit mir, wenn du den Himmel sehen willst.“
Dann blitzen die Augen ihres Retters in der Farbe des unendlichen weiten Himmels auf. Ohne zu zögern , griff Molly nach der Hand und zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie, wo sie hingehörte: an die Seite dieses Menschen. Sie gehörte zu Serena. Molly schwang sich hinter Serena aufs Pferd und beide galoppierten in den Sonnenaufgang. Weg von Klarus und einem Leben in Gefangenschaft, hin zu einem Leben voller Abenteuer, Freude und Entdeckungen.
…
Mit roten Wangen und leuchtenden Augen schloss Molly ihre Geschichte ab und schaute nach Aufmerksamkeit haschend in die Runde. Mikhael musste ein Lachen unterdrücken. Sitzen war bereits anstrengend. Er wollte seinen Körper den Schmerzen, die ein Lachen mit sich bringen würde, nicht auch noch aussetzen. Wie viel wohl von Mollys Erzählung wohl wahr war? Vermutlich hatte sich Serena Molly einfach nur geschnappt, sie wie einen Sack über das Pferd geworfen und den armen Klarus wortlos stehenlassen. Serena hüllte sich in Schweigen. Vielleicht würde Mikhael eines Tages in den Genuss kommen, ihre Version der Geschichte zu hören.
Alle Augenpaare waren fragend auf ihn gerichtet. Mikhael seufzte leise und zuckte bei dem aufkommenden Schmerz zusammen. Er würde wohl nicht umhinkommen dieses Gespräch zu führen. Zumindest eine Version, die an die Wahrheit nahe herankam, schuldete er ihnen. Mikhael hatte sie in Gefahr gebracht und ohne Serena wäre er jetzt nicht mehr am Leben. Serenas Tunika war an mehreren Stellen genäht, wo Ramires Klinge sich hineingefressen hatte. Mikhaels Augen tasteten Serena nach neuen Verbänden und Wunden ab, doch bis auf den Verband am rechten Arm blieb alles unter Stoff verborgen. Mikhael starrte lange ins Feuer, hob dann seinen Kopf und schaute Serena fest in die Augen. Diese Geschichte erzählte er für sie.
„Mein Name ist nicht Mikhael. Ich habe keinen, weil man mir keinen gegeben hat. So habe ich zwar schon viele Namen getragen, keiner davon gehört jedoch wirklich mir. Narmis, Harold, Anges, Marvin, Kalik, Moflin“, er glaubte einen Funken der Erkenntnis in Serenas Augen zu sehen, als er nach einer kleinen Pause einen weiteren Namen hinzufügte, „Laurenz ... Ich bin in einer Räuberbande aufgewachsen und etwas an mir schien dem Anführer zu gefallen.
Nach einiger Zeit jedoch schwand sein Interesse und ich wurde vor die Wahl gestellt. Von den Leuten zerfleischt zu werden, die eifersüchtig schon lange nach meinem Blut dürsteten oder zu fliehen und bei der Flucht getötet werden. Ich habe mich für das Zweite entschieden und habe es weiter geschafft, als ich es mir je erträumt habe. Dank euch. Ich möchte mich bedanken und mich bei euch für die Gefahr entschuldigen, der ich euch ausgesetzt habe und wohl immer noch aussetze. Ich werde meines Weges gehen und nie wieder euren Weg kreuzen, wenn ihr es wünscht.“
Serena schüttelte nur den Kopf und sagte einfach: „Begleite uns, solange du willst.“ Ihre Antwort schnitt in sein Herz und brannte mehr als jede Wunde, die Armirus ihm hätte zufügen können. Konnte er überhaupt gehen? Konnte er weg von ihr? Diese kalten blauen Augen, die ihn gerade heraus anschauten, ohne etwas zu
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