Zero Unit
wenig mehr Gegenwart zusammen haben würden. Um alles zu klären – zumindest, bis der Verräter gefunden war.
Anscheinend waren jedoch zwei Minuten alles, was sie von ihm noch bekommen würde.
Warum? Wieso hatte er seine Meinung über sie bloß geändert?
Nun, das war nicht schwer zu erraten. Weil sie sich vollkommen verantwortungslos verhalten hatte.
Gina bereute es unendlich. Er hatte sich auf sie verlassen, und sie hatte ihn enttäuscht. Wenn sie doch nur nicht Eis holen gegangen wäre. Dann wäre das alles nicht passiert. Jedenfalls nicht so bald.
Sie schloss die Augen und versuchte, Zugang zu ihrer inneren Stärke zu finden. Irgendwo musste sie sein. Früher war sie sowohl körperlich als auch seelisch widerstandsfähig gewesen. Bevor …
Aber ihr starker Kern war noch da. In den letzten Tagen war ihr altes Wesen – zäh und selbstbewusst – immer mal wieder aufgeblitzt. Seit sie mit Gregg zusammen war. Als ob er ihr half, wieder gesund zu werden, obwohl ihre terroristischen Entführer sie beinahe vollständig gebrochen hatten. Vielleicht hatte er ihr, während ihre Körper miteinander verschmolzen waren, etwas von seiner unglaublichen Kraft übertragen. Vielleicht hatte sie sich bei ihm sicher genug gefühlt, um endlich einiges aufzuarbeiten. Vielleicht lag es auch an der unendlichen Erleichterung, die sie empfand, weil der Mann, den sie einmal geliebt hatte, sie entgegen ihren Vermutungen nicht verraten hatte.
Woran es auch lag, jedenfalls kehrte Ginas alte Stärke langsam wieder zurück – und das hatte sie nur Gregg zu verdanken.
Sie schluckte schwer. Was würde sie bloß tun, wenn sie nicht länger von ihm zehren konnte? Sie war wohl kaum so weit, auf sich alleine gestellt zurechtzukommen. Gina hatte Angst, dann zusammenzubrechen.
Sie durfte ihn nicht verlieren.
Noch nicht.
Ohne weiter darüber nachzudenken, hob sie die Hand und klopfte an. Kein Laut drang aus dem Zimmer. Kein Komm rein . Nicht einmal ein Geh weg . Quinn, der ganz in der Nähe in einem Sessel saß, nickte ihr aufmunternd zu. Also öffnete sie beherzt die Tür und trat ein.
Gregg lag auf dem Bett ausgestreckt da, hatte die Füße übereinandergeschlagen, ein Arm lag unter seinem Kopf, der andere daneben ausgestreckt. Er trug Handschellen. Beim Anblick der Fesseln wurde ihr schlecht.
Seine Augen waren geschlossen. »Gregg?«, fragte sie leise, falls er schlief.
Er öffnete die Augen und schaute sie an. Ohne zu lächeln. Oder zu antworten. Nur ein Muskel an seiner Wange zuckte. O Gott , er war wütend.
Ihr Herz schlug schneller. Sie musste das hier durchziehen .
Also schloss sie die Tür hinter sich und ging ein paar Schritte auf das Bett zu. »Gregg, es tut mir so –«
» Nicht «, brummte er böse.
Sie setzte zum Sprechen an. »Aber ich –«
»Ich will es nicht hören. Ich will nichts von dem hören, was du zu sagen hast. Ich möchte, dass du einfach da stehen bleibst und mir zuhörst.«
Früher … vor alledem , wäre sie mit erhobenem Zeigefinger zu ihm rüber marschiert und hätte ihm gehörig den Marsch geblasen, weil er sich ihre Entschuldigung nicht anhören wollte. Jetzt stand sie jedoch einfach nur da, viel zu entsetzt angesichts des unbändigen Zorns, der von ihm ausging.
»Ich habe die Verantwortung dafür übernommen, was dir im letzten Jahr zugestoßen ist, Gina, und versucht, es wiedergutzumachen. Ich habe auf dich aufgepasst. Dich beschützt. Mehr als einmal dein Leben gerettet. Ich habe dich nicht darum gebeten, mich zu mögen. Und ganz bestimmt nicht, mit mir ins Bett zu gehen. Alles, worum ich dich im Gegenzug gebeten habe, war mir zu vertrauen.«
»Das habe ich. Ich vertraue dir!«
Aber er schien sie gar nicht zu hören. Sprach einfach weiter. »Du möchtest also lieber bei STORM sein? Großartig. Dann tragen sie jetzt die Verantwortung. Aber was auch geschieht, Gina, eines solltest du wissen und es mir glauben: Ich arbeite nicht für Al-Sayika. Ich bin hier nicht der Böse.«
»Das weiß ich doch«, sagte sie.
»Gut. Dann wäre es das. Wir sind fertig miteinander«, sagte er und schloss die Augen.
Sie war tief bestürzt. Sehnte sich danach, er möge noch etwas Nettes sagen. Ihr versichern, dass alles in Ordnung sei. Dass sie den wahren Verräter finden würden. Gemeinsam. Dass sie das irgendwie durchstehen würden. Zusammen.
»Das war’s?«, flüsterte sie.
»Nein. Eine Sache wäre da noch.«
Ihr Herz machte einen Sprung. »Ja?«
»Wenn du jetzt gehst, Gina, komm nicht zurück. Ich
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