Zero Unit
Monaten, die Gregg bereits untergetaucht war, kein bisschen verändert. Wenig überraschend. Der Scheißkerl hatte sich auch in den knapp dreizehn Jahren zuvor, in denen Gregg an verdeckten Einsätzen für die CIA teilgenommen hatte, nicht verändert gehabt. Blair war erzkonservativ, Soldat der alten Schule, also ein richtig harter Knochen und ein Commander, wie er im Buche stand. Die hochgestellten Militärs liebten ihn, die einfachen Soldaten hassten ihn. Blair wiederum hasste jegliche Form von Schwäche und bestrafte jeden, der sie auch nur ansatzweise zeigte. Der alte Mann war ein erfahrener Anführer, und dafür musste man ihn respektieren, aber nur wenige bei ZU mochten ihn.
Greggs Mobiltelefon summte. Er tippte an seinen Ohrhörer. »Ja.«
»Du bist sicher. Er ist alleine«, sagte Tommy, dann wurde die Verbindung unterbrochen.
Arroganter Scheißkerl. Selbstredend ging Blair davon aus, einen Jungspund wie Gregg noch mit hinter dem Rücken zusammengebundenen Händen erledigen zu können.
Andererseits hatte Gregg sich ja auch genau darauf verlassen.
In dem Moment, in dem Blair ihn erkannte, ging ein Ruck durch seinen Körper. Aber nach einem kurzen Blick auf die versammelte Polizistenmeute überlegte es sich der alte Mann anders und griff doch nicht nach der Waffe, die er garantiert unter seiner grünen, wohl noch aus der Vietnam-Ära stammenden Armeejacke trug.
Stattdessen kam Blair schnurstracks auf ihn zumarschiert, schaute auf den Platz, den Gregg ihm frei gehalten hatte, und setzte sich mit einem angewiderten Schnaufen.
»Sie haben vielleicht Nerven, Soldat, verflucht noch mal. Das muss ich Ihnen lassen.«
»Aus Ihrem Mund klingt das wie ein Kompliment«, gab Gregg gefasst zurück.
»Was wollen Sie dieses Mal, van Halen?« Wie immer kam er ohne Umschweife zur Sache. »Sich stellen? Haben Sie es satt, wie ein Feigling davonzulaufen?«
Gregg entschied sich für einen Gegenangriff. »Ich möchte wissen, warum Sie für Al-Sayika arbeiten.«
»Immer noch dieselbe Leier, was?« Das Gesicht des alten Mannes verriet keinerlei Gefühlsregung. »Wie ich schon letztes Mal gesagt habe, ich arbeite für den Präsidenten der Vereinigten Staaten«, erwiderte Blair verächtlich. »Und nicht für Terroristen.«
»Blödsinn«, knurrte Gregg. »Sie waren derjenige, der mir befohlen hat, Dr. Cappozi ins ZUNO zu bringen, von wo aus sie noch am selben Tag entführt wurde. Und mich haben Sie gleichzeitig ins Ausland verfrachtet, damit ich nichts davon mitbekam. Sie sind außerdem derjenige, der dafür gesorgt hat, dass mir die Sache angehängt wurde.«
»Weil Sie schuldig sind. Ein gottverdammter Verräter«, knurrte Blair zurück.
Sie funkelten sich wütend an. Die Szene kam Gregg bekannt vor.
Einige der umstehenden Polizisten wandten den Kopf, um zu sehen, was dieser Aufruhr zu bedeuten hätte. Also lösten Gregg und Blair den Blick voneinander und starrten vor sich hin. Die Luft um sie herum war jedoch weiterhin von Feindseligkeit erfüllt.
Gregg musste zugeben, dass Blair nach wie vor ziemlich überzeugend wirkte. Aber wie sollte es auch anders sein? Schließlich hatte der Mann schon in den Sechzigerjahren in Kambodscha verdeckte Operationen ausgeführt und für die CIA die Wahrheit verbogen. Wahrscheinlich kannte er den Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit gar nicht mehr.
Dennoch blieb die große Frage, warum sollte er Terroristen helfen?
Hatte Gina recht gehabt und ging es vielleicht um Geld? Bekam er von Al-Sayika ein Stückchen vom Millionenkuchen der Blutdiamanten ab, so wie sie es ursprünglich Gregg vorgeworfen hatte? Es fiel ihm schwer zu glauben, dass ein Mann wie Oberst Blair aus reiner Gier handeln könnte. Aber warum sonst? Das galt es herauszufinden.
»Wie wär’s, wenn wir uns ein wenig die Beine vertreten«, schlug Gregg vor. »Draußen.«
Blair hatte nichts einzuwenden. Stand nur wortlos auf und ging geradewegs auf die Tür zu. So etwas von arrogant.
»Um die Ecke in die Seitenstraße«, wies Gregg Blair den Weg, als sie das Restaurant verlassen hatten. Wieder spielte der Oberst mit. Als sie um die Ecke des Gebäudes gebogen waren, zückte Gregg die Beretta. Und setzte Blair den Lauf direkt an den Schädel.
Doch der Mann lachte nur. »Nehmen Sie die Waffe runter, Soldat. Sie werden mich nicht umbringen, das wissen wir doch beide.«
»Ich werde wegen Hochverrats gesucht«, sagte Gregg. »Wie es aussieht, habe ich nichts mehr zu verlieren.«
»Nur dann nicht, wenn Sie schuldig sind«,
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