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ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

Titel: ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Saviano
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Brothers riesige Summen in jene Subprimes investiert, die nichts anderes waren als der Trick, Immobiliendarlehen, die viele nicht mehr bedienen konnten, als gewinnträchtige Investitionspapiere zu verkaufen. Ein auf Schulden beruhender Profit. Als der Bogen überspannt wurde, landeten eine Menge Leute, die sich auf diese Weise eine Wohnung gekauft hatten, auf der Straße. Und vor allem wurde ausnahmsweise einmal der Entschluss gefasst, auch die mit heißer Luft aufgeblasene Bank in Konkurs gehen zu lassen. Kaum werden die verheerenden Folgen dieser Entscheidung spürbar, muss man allen anderen Banken und Versicherungen zu Hilfe kommen, die mehr oder weniger ähnlich wie Lehman Brothers gehandelt hatten. Doch auch die Rettungspakete der Staaten sind nur ein Notpflaster für ein System, das auf einer solchen Dynamik beruht. Die Schwierigkeit
    besteht darin, dass die Banken, um ihren enormen Reichtum zu generieren, eine ausreichende Menge gutes Geld aufnehmen müssen, das sie wieder abstoßen können, sobald jemand Geld in irgendeiner Form von ihnen verlangt. Das ist das Problem der Liquidität. Die Alchemie des modernen Finanzwesens beruht auf der Transsubstantiation des Geldes vom festen in den flüssigen oder gasförmigen Zustand. Doch die Umwandlung von fest in flüssig reicht systembedingt nicht aus. Im hochentwickelten Westen wurden die Fabriken zugemacht, und der Konsum wird durch Formen der Verschuldung wie Kreditkarten, Leasing, Ratenzahlungen und Darlehen aufrechterhalten. Doch wer verfügt über die größten Profite aus einer Ware, die sofort und auf einmal bezahlt werden muss? Die Drogenhändler. Nicht nur sie natürlich. Aber das echte Geld der Mafiaorganisationen kann das Zünglein an der Waage bilden, damit das Finanzsystem Bestand hat. Darin liegt die Gefahr.
    Eine Untersuchung zweier Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bogota, Alejandro Gaviria und Daniel Mejia, hat kürzlich ergeben, dass 97,4 Prozent der Einkünfte aus dem Drogenhandel in Kolumbien über verschiedene finanztechnische Operationen US-amerikanischer und europäischer Banken gewaschen werden. Hunderte Milliarden Dollar. Das geschieht über Aktienpakete: ein verschachteltes System, bei dem das Bargeld in elektronische Wertpapiere umgewandelt und in dieser Form von Land zu Land weitergereicht wird. Sobald das Geld auf einen anderen Kontinent gelangt, ist es praktisch sauber, und vor allem lässt sich seine Herkunft nicht mehr zurückverfolgen. So wurden die Interbankendarlehen systematisch mit Geldern aus dem Drogenhandel und anderen illegalen Tätigkeiten finanziert. Manche Banken konnten sich nur dank dieser Gelder vor dem Konkurs retten. Ein großer Teil der
    geschätzten 352 Milliarden Narcodollar wurde ins legale Wirtschaftssystem eingespeist und damit gewaschen.
    352 Milliarden Dollar: Die Gewinne aus dem Drogenhandel betragen mehr als ein Drittel der Verluste des Bankensystems, die der Internationale Währungsfonds für 2009 angegeben hat. Dabei handelt es sich nur um die erkennbare oder vermutete Spitze eines Eisbergs, auf den wir zusteuern. Die Banken, die über das Leben von Millionen Menschen bestimmen und sich die Regierungen selbst der reichsten und demokratischsten Länder gefügig zu machen wissen, werden ihrerseits erpresst. Erneut handelt es sich nicht um ein Problem weit entfernter, unglückseliger Länder wie Mexiko oder Kolumbien. Es hat seine Ursache nicht im Süden Italiens, der zugleich Opfer und Komplize des eigenen Niedergangs ist, dort unten in Sizilien, Kampanien und Kalabrien. Ich möchte es laut hinausschreien, damit man es zur Kenntnis nimmt und versucht, Konsequenzen zu ziehen.
    So wie Martin Woods es getan hat, der Whistleblower der Wachovia-Bank, dem das Lob der US-amerikanischen Behörden das Leben auch nicht leichter gemacht hat. Er musste sich selbständig machen und gründete zwei Beratungsgesellschaften für Geldwäschefragen: die Woods M 5 Associates und die Hermes Forensic Solutions. Doch er wollte wieder für ein großes Kreditinstitut arbeiten und nahm Kontakt zur Royal Bank of Scotland auf, einer der zehn größten Banken weltweit, der zweitgrößten im Vereinigten Königreich nach der Finanzkrise von 2008, als diese Bank einer der Kolosse war, die unbedingt gerettet werden mussten. Die britische Regierung hielt zeitweise fast siebzig Prozent der Bank, daher musste die schottische Bank alles tun, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Vielleicht, so könnte man argwöhnen,

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