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ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

Titel: ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Saviano
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International - Bank of New York - Banca di Roma und Banca di credito cooperativo di Ospedaletto in der Emilia Romagna: Mehr als eine Million Dollar sind über diese Konten geflossen. Eine Million raschelnde Dollarscheine, die der russischen Mafia in Italien zur Verfügung stehen.
    Lucy Edwards versteht es, auch ein so trockenes Thema wie die Regelungen zur Verhinderung von Geldwäsche anregend vorzutragen. Sie ist eine ausgezeichnete Rednerin und weiß Vertrauliches und Ernsthaftes richtig zu dosieren. Es gelingt ihr sogar ab und zu, die Leute zum Lachen zu bringen. Lucy hat ihren Vortrag vor einer stattlichen Anzahl Kunden der Bank of New York gerade beendet. Nach dem Applaus warten viele unter der Rednerbühne, um ihr die Hand zu schütteln und ihr Komplimente zu machen. Sie war wirklich brillant.
    Lucy Edwards bleiben noch zwei Monate, dann muss ihre Bank sie entlassen. Gemeinsam mit ihrem Mann Peter Berlin hat sie mitgeholfen, tonnenweise Geld zu waschen. Auch sie kommt mit einer Geldstrafe von 20 000 Dollar und sechs Monaten Hausarrest davon, nachdem sie sich der Geldwäsche, des Betrugs und weiterer schwerer Straftaten schuldig bekannt hat. Die Frau, die um die Welt reiste, um vor Geldwäsche zu warnen, betrieb das schmutzige Geschäft insgeheim selbst. Ich habe mich oft gefragt, wie sie sich nach ihren Vorträgen gefühlt haben mag und ob sie, als ihre Machenschaften aufflogen, wohl versucht hat, sich zu rechtfertigen und für ihr Doppelspiel eine Erklärung zu finden.
    Wer weiß, ob sie nicht inzwischen wieder Vorträge über Maßnahmen gegen Geldwäsche hält, denn Lucy hätte bestimmt viel zu erzählen. Die Kontrollmechanismen sind völlig unzulänglich. In den Sommermonaten 2012, als Martin Woods die Tür der Royal Bank of Scotland vor der Nase zugeschlagen wurde, gerieten mehrere große amerikanische und europäische Banken in die Schusslinie. Insbesondere die Bank of America wurde laut FBI von den Zetas benutzt, um Narcodollars zu waschen. Am 12. Juni 2012 verhafteten FBI-Agenten sieben Personen, darunter auch ein Schwergewicht. Jose Trevino Morales ist der Bruder von Miguel, zu jener Zeit der Boss des grausamsten mexikanischen Kartells, doch in den USA gibt er sich als Unternehmer mit einer Tätigkeit aus, die in den Südstaaten hoch angesehen ist: Er züchtet Rennpferde, mit denen er an den wichtigsten Rennen teilnimmt und häufig auch gewinnt. Auf diese Weise wäscht er schmutziges Geld und reinvestiert es: schätzungsweise eine Million Dollar monatlich. Für diese lukrative und recht erfreuliche Form der Geldwäsche muss er das Geld zunächst auf Konten in den USA schaffen. Die
    Bank of America zeigt sich zur Zusammenarbeit mit den Ermittlern bereit und entkommt damit einer Anklage. Bisher ist ihr nichts passiert.
    Es ist äußerst schwierig, einen Fall von Geldwäsche ans Licht zu bringen und Umfang und Art der Missachtung von Vorschriften zu bestimmen. Es ist, als wollte man versuchen, eine Handvoll Sand in der Hand zusammenzupressen: die Sandkörner werden immer zwischen den Fingern hindurchrinnen. Und wenn eines in der Faust bleibt, ist dies mehr dem Zufall als dem Willen geschuldet. So geschah es im Fall eines unvorsichtigen Betrügers namens Barton Adams, offiziell ein Facharzt für Schmerztherapie in West Virginia. Er flog auf, als er mehrere hunderttausend Dollar, die er durch Betrug am Gesundheitssystem und durch Steuerhinterziehung ergaunert hatte, zwischen Konten der HSBC-Bank in den Vereinigten Staaten und ihren Filialen in Kanada, Hongkong und auf den Philippinen hin und her schob. Die HSBC ist ein Gigant. Von ihrem Marktwert her ist sie die fünftgrößte Bank der Welt. Sie hat Schalter in jeder noch so winzigen Gemeinde des Vereinigten Königreichs und Vertretungen in fünfundachtzig Ländern. Wie Woods im Fall der Wachovia-Bank bringt auch Barton einen Stein ins Rollen, allerdings unbeabsichtigt. Am
    16. Juli 2012 bestätigt ein Ständiger Ausschuss des US-Senats Indiskretionen, die seit Monaten zirkulierten: Die HSBC und ihr amerikanischer Ableger, die HBUS, haben das US-Finanz-system mit Geldwäsche und der Finanzierung von Drogenhandel und Terrorismus in Gefahr gebracht. Dem Bericht des Senatsausschusses zufolge benutzte die HSBC die HBUS dazu, ihre in der ganzen Welt verstreuten Filialen mit den Vereinigten Staaten zu verbinden und bot ihren Kunden Dienstleistungen in Dollar, Kapitalbewegungen, Devisenumtausch und weitere
    Währungsinstrumente, ohne den amerikanischen

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