ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht
Bankengesetzen in vollem Umfang Rechnung zu tragen. Aufgrund unzureichender Kontrollen der HBUS seien Gelder des mexikanischen Drogenhandels und des Terrorismus auf amerikanischem Staatsgebiet angelegt worden. Die HBUS stellt für andere Banken, darunter mehr als achtzig HSBC-Filialen, 1200 Konten bereit. Ohne eine adäquate Politik zur Bekämpfung der Geldwäsche ist damit dem Zustrom illegalen Kapitals in die Vereinigten Staaten Tür und Tor geöffnet.
Die Ermittlungen des Senatsausschusses ergaben, dass die HBUS der HSBC Mexiko Bankdienstleistungen anbot und die Bank dabei als einen Kunden mit geringem Risiko behandelte, obwohl es um ein Land mit großen Problemen der Geldwäsche und des Drogenhandels ging. 2007 und 2008 überwies die mexikanische Filiale sieben Milliarden Dollar in bar an die HBUS, mehr als alle anderen mexikanischen Banken. Sie weckte damit den Verdacht, dass diese Beträge auch Gewinne aus dem Drogenverkauf in den USA enthielten. Ende 2012 äußerte die Bank ihr Bedauern für das Vorgefallene und erklärte sich zur Zahlung einer Geldstrafe von fast zwei Milliarden Dollar bereit: immer noch weniger als ein Drittel der Milliarden, die allein von den mexikanischen Kartellen kamen.
Aber nicht nur Banken, die ihre Adresse an der New Yorker Wall Street oder in Londons Finanzdistrikt haben, unterhalten beste Beziehungen zu den Drogenbaronen. Banken, die Geldwäsche betreiben, sind über die ganze Welt verstreut und haben ihre Niederlassungen manchmal an ziemlich beunruhigenden Orten. Im Libanon beispielsweise, über den auch der Australier Nicola Ciconte das Geld der Clans von Vibo Valentia geschleust hat, wie die Ermittlungsrichter aus Catanzaro herausfanden. Eine der größten Banken ist die Lebanese
Canadian Bank in Beirut mit über sechshundert Mitarbeitern. Ihre Filialen sind über den ganzen Libanon verstreut, und im kanadischen Montreal unterhält sie eine Vertretung. Die Bank bietet eine breite Palette von Finanzdienstleistungen und Korrespondenzkonten bei Banken in der ganzen Welt. Am
17. Februar 2011 erklärte das amerikanische Finanzministerium, es gebe gute Gründe für die Annahme, die Lebanese Canadian Bank sei in Geldwäscheaktivitäten für die schiitische Hisbollah verwickelt und falle daher unter die vom Patriot Act vorgesehenen Restriktionen. Dem Finanzministerium zufolge habe die libanesische Bank die Geldwäscheaktivitäten eines kriminellen Netzwerks begünstigt, das Drogen von Südamerika über Westafrika nach Europa und in den Nahen Osten brachte und jeden Monat 200 Millionen Dollar über die Konten bei der Lebanese Canadian Bank recycelte. Mehrere Manager führten als Mitwisser die Transaktionen durch. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Manhattan und der DEA beteiligte sich die Lebanese Canadian Bank an einer Strategie, mit deren Hilfe zwischen Januar 2007 und Anfang 2011 mindestens 248 Millionen Dollar in die USA überwiesen wurden. Das Geld stammte aus dem Drogenhandel und aus den anderen kriminellen Machenschaften der Gruppe um den Drogenbaron Ayman Jourmaa im Libanon und wurde für den Kauf von Gebrauchtwagen in den Vereinigten Staaten verwendet, die dann in Westafrika weiterverkauft wurden. Mit viel zu hohen Angaben zu den Einkünften aus dem Autogeschäft verschleierte man die schmutzigen Gelder der kolumbianischen und mexikanischen Kartelle. Alle diese Gelder landeten bei Wechselstuben in Beirut und kamen von dort auf Konten der Lebanese Canadian Bank sowie zu einem Teil auf Konten der Hisbollah, die von den USA als terroristische Organisation eingestuft wird und immer mehr in den Drogenhandel verwickelt ist.
Drogenhandel und Geldwäsche schmiedeten nicht nur immer engere Bündnisse zwischen terroristischen und kriminellen Organisationen, sondern ließen ein noch komplexeres und vielleicht noch gefährlicheres Phänomen entstehen, das sich auf allen Ebenen einnistet: die Korruption. Ein Fall, der sich über mehr als zehn Jahre hinzog, zeigt in besonders eklatanter Weise, wie schwer diesem Phänomen beizukommen ist. Am 15. November 1995 möchte eine elegante Mexikanerin, Paulina Castanon, in der Pictet Cie., einer der ältesten Genfer Privatbanken, Zutritt zu ihrem Schließfach. Leider gebe es eine Panne im Sicherheitssystem des Tresorraums, teilen ihr die tadellosen Angestellten mit. Mit dem Trick gewinnen sie Zeit, bis die Schweizer Polizei, die von der DEA einen Hinweis erhalten hat, mit dem Haftbefehl eintrifft. Die Kundin ist die Ehefrau von Raul Salinas de
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