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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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tot sein, wo sie ihn noch so sehr liebte? Wie konnte er einfach tot sein?
    Auf Wiedersehen, sagte sie ihm stumm. Ihr Daumen rieb wievon selber über ihren Verlobungsring. Auf Wiedersehen. Aber es fühlte sich nicht wie ein Abschied an. Es fühlte sich an, wie in eine tiefe Grube zu fallen, hinein ins dunkle Nichts.
    Sie streckte die Hand nach Charlie aus, hielt sich an ihrem Sohn fest, ihrer Rettungsleine.

TEIL ZWEI

12. KAPITEL
    A ls die Braut in einen Haufen Hundescheiße trat, war Daisy versucht, den Ausdruck von Horror und Ekel auf ihrem Gesicht einzufangen und den Augenblick für alle Ewigkeiten festzuhalten. Blair Walker gehörte zu den Bräuten, die vom ersten Tag an schwierig waren. Daisy widerstand jedoch dem Impuls, den Auslöser zu drücken.
    „Mach das weg!“, rief Blair heulend, und als sie ihren Fuß heftig schüttelte, flog der Schuh in Richtung der Großmutter des Bräutigams. „Mach das sofort weg!“
    Einige Bräute erlebten mehr Momente dieser Art als andere.
    Daisy wühlte in ihrer Tasche, um eine Packung Babytücher herauszunehmen. Sie reichte sie der Assistentin der Hochzeitsplanerin. „Die Ehre überlasse ich dir.“
    „Ich Glückliche.“
    Später fing Daisy mit ihrer Kamera einige Augenblicke ein, in denen sich Braut und Bräutigam liebevoll umarmten. Nur dass es keine Umarmung war, sondern eher ein Schwitzkasten. Und Blair flüsterte ihm keine süßen Nichtigkeiten ins Ohr, sondern drohte ihm vielmehr zischend, dass sie ihn in Stücke hacken würde, sollte er noch einen Blick auf Brautjungfer Nummer zwei werfen.
    Das Foto würde das Brautpaar in einem reizenden Moment zeigen. Niemand würde merken, dass es nur eine Illusion war.
    Daisy war hervorragend darin, Illusionen zu erzeugen. Es war eine Fähigkeit, die sie zum Überleben brauchte. Sie musste so verzweifelt die Illusion aufrechterhalten, dass das Leben gut und jegliche Anstrengung wert war, die es sie kostete, am Leben zu bleiben. Wenn sie sich nicht davon überzeugen könnte, würde sie sich in Embryonalstellung zusammenrollen und nie wieder aufstehen.
    Das Wetter war ungewöhnlich warm für April. Der Schnee war in diesem Jahr früh geschmolzen und hatte damit für Daisy nur noch deutlicher gemacht, wie schnell die Jahreszeiten vergingen. Irgendwie waren die Weihnachtsfeiertage unbemerkt an ihr vorübergegangen. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, es für Charlie zu einer schönen Zeit zu machen. Aber sie fühlte sich innerlich hohl und konnte dem Gedanken nicht entrinnen, dass sie inzwischen hätte verheiratet sein sollen, eine junge Braut …
    „Was für ein Albtraum, oder?“ Zach näherte sich ihr mit der Videokamera in der Hand. „Ich habe den Trauzeugen interviewt, aber der gibt solche Obszönitäten von sich, dass ich ihn mit Musik überspielen muss.“
    „Du findest schon einen Weg, es so zurechtzuschneiden, dass er nett klingt.“
    „Einer der Hochzeitsgäste hat mich angemacht.“
    „Natürlich, du bist ja auch umwerfend.“
    „Es war keine Sie.“
    „Okay, dann scheinst du auf Frauen und Männer die gleiche umwerfende Wirkung zu haben.“
    „Du hast auch auf alles eine Antwort.“
    „Das muss an meiner nicht enden wollenden Suche danach liegen, einmal recht zu haben.“
    „Ach ja? Und wie kommst du damit voran?“
    Sie zuckte mit den Schultern.
    „Oder um es genauer auszudrücken: Wie geht es dir in letzter Zeit?“
    „Ich wünschte, ich hätte darauf eine Antwort. Ich habe keine Ahnung. Manche Tage fühlen sich ganz normal an. Ich mache meine Arbeit, kümmere mich um Charlie oder was auch immer, und alles scheint in Ordnung zu sein. Und dann – bumm. Es ist, als hätte mir jemand mit dem Hammer auf den Kopf geschlagen.“
    „Oh, Daisy. Es gibt eine Menge Leute, die dir helfen.“
    „Ich weiß. Und dafür bin ich auch wirklich dankbar. Danke, Zach. Danke, dass du nachgefragt hast. Ich weiß, dass ich in letzter Zeit nicht gerade eine Witzkanone bin, und du warst bisher sehr geduldig mit mir.“
    Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen. „Du bist immer für einen Scherz zu haben. Wie auch immer, ich interviewe lieber noch ein paar von diesen reizenden Gästen, bevor sie zu betrunken sind,um zu reden.“
    Sie war froh, dass die Hochzeit im Inn am Willow Lake gefeiert wurde. Das Boutiquehotel und das Grundstück gehörten ihrem Dad und ihrer Stiefmutter. Das Haupthaus war in dem eleganten Stil aus der Zeit Edward VII. errichtet worden und hatte eine umlaufende Veranda und einen runden Aussichtsturm.

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