Zerstörter Traum vom Ruhm
Selbst Ihren Namen kenne ich nicht einmal. Er ist auch unwichtig! Sie werden sowieso unter einer Kennziffer geführt werden.«
»Also doch!« stöhnte Poltecky. Er war stehengeblieben und ballte die Fäuste. »Was seid ihr doch für Schweine!« sagte er laut. »Mit der Not macht ihr eure dreckigen Geschäfte! Glaubt ihr wirklich, ich wäre so weit herunter, daß ich mein Land verraten könnte?«
»Wie wollen Sie jemals das Geld beschaffen, das Sie so nötig brauchen?«
»Das wird meine Sache sein, nicht Ihre! Ich verzichte – und wenn ich ins Zuchthaus müßte! – auf Ihr Drecksgeld!«
»Welches Heldentum! Es scheint wirklich, daß Sie zu dumm für diese Welt sind.« Peter Brandenburg erhob sich. »Sie haben auch Subelkians Angebot abgeschlagen?«
»Ja. Ich habe ihn geohrfeigt! Und ich mache es auch mit Ihnen, wenn Sie nicht sofort gehen!« schrie Poltecky. »Besteht denn die Welt nur noch aus Lumpen?«
»Um das zu fragen, sollten Sie in einen Spiegel sehen!« Brandenburg steckte seine Zigaretten ein und knöpfte den Trenchcoat zu. Er griff in die Tasche und legte eine Geschäftskarte auf den niedrigen Couchtisch.
»Falls Sie mich doch noch einmal brauchen sollten. Ich bin immer zu sprechen von 15 bis 17 Uhr in meinem Verkaufssalon. Es fällt nicht auf, denn Autos werden immer gekauft.«
Brandenburg wandte sich zu Poltecky um, der am Fenster stand und unschlüssig war, ob er Brandenburg aus der Wohnung prügeln sollte oder nicht. Brandenburg sah nicht so aus, als ob er es sich ohne Gegenwehr gefallen lassen würde. Und Poltecky war nicht der Stärkste. »Sie gefährden Ihre Freundin gar nicht«, sagte Brandenburg eindringlich.
»Raus!« schrie Poltecky.
»Wir sehen uns bestimmt wieder!«
Erna Vorwerck kam zum Mittagessen nicht nach Hause. Sie rief an, daß sie schnell in der Kantine essen würde, weil zu viele Diktate vorlägen. Außerdem wolle sie mit dem Chef wegen eines Darlehens sprechen.
»Wir finden einen Ausweg«, meinte sie zuversichtlich. »Du mußt nur versuchen, deine – deine – anderen Mädchen zu beruhigen. Mein Gott, wie weit ist es mit mir schon gekommen!«
Sie legte auf, und Poltecky kam sich gräßlich verlassen vor in der kleinen Wohnung.
Dem Rat Ernas folgend, schrieb er zwei Briefe.
An Carola schrieb er:
»Du wirst erstaunt sein, so lange nichts von mir gehört zu haben. Aber mittlerweile ist mein Film in Hamburg begonnen worden … Jetzt bin ich zu den Außenaufnahmen an den Rhein gefahren, morgen geht es in die Eifel. Ich habe augenblicklich so viel zu tun und bin in einem solchen Wirbel, daß mir kaum Zeit bleibt, an Dich, mein Liebes, zu denken. Aber in einer Woche sehen wir uns bestimmt. Ich werde dann nach Fulda kommen – oder Du an den Rhein. Und bei einem Glase Wein wollen wir ganz ernsthaft über unsere Zukunft sprechen.«
An Martina schrieb er:
»Die Außenaufnahmen sind wunderbar. Der Rhein, die Weinberge, der Drachenfels, die Inseln Grafenwerth und Nonnenwerth – es ist wirklich ein großes Erlebnis. Meinem Bein geht es gut. Ich kann ziemlich flott mit dem Gehgips laufen, und Schmerzen habe ich auch nicht mehr. – Jeden Abend vor dem Einschlafen in dem einsamen Hotelbett denke ich an Dich. Ich wünschte mir …«
Bei beiden Briefen vergaß er absichtlich den Absender. Der Poststempel Bad Godesberg genügte. Eine Antwort auf seine Briefe verlangte er nicht.
Die Zeit bis zum Nachmittag verbrachte er lesend am Radio. Dann steckte er die Briefe in die Jackentasche und ging zum Postamt. Auf dem Rückweg bummelte er hinunter zum Rhein.
Der Wind, der über den Rhein wehte, war trotz der Sonne frisch und schneidend. Poltecky schob die Hände in die Hosentaschen und ging im Bummelschritt an den weißen Promenadenbänken vorbei zur Hauptstraße. Er wartete am Bordstein, bis er die Straße überqueren konnte.
In diesem Augenblick bremste vor ihm ein dunkler, großer Wagen. Er hielt genau vor Poltecky, eine Tür flog auf und schlug ihn vor die Brust. Er taumelte, rang nach Luft, faßte nach der Tür, um nicht hinzufallen. Da griffen zwei Hände seinen Rock. Er spürte einen Schlag gegen das Kinn, seine Beine wurden weich, die Welt drehte sich um ihn, als sei er ein Kreisel – dann wußte er nichts mehr bis zu dem Augenblick, in dem er durch das Schütteln seines Körpers erwachte.
Er saß auf dem Rücksitz eines rasenden Wagens. Die grünlich getönten Scheiben gaben wohl einen Blick nach draußen frei, aber sicherlich war von der Straße aus nicht zu erkennen, wer
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