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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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Gloria blickte ihn an, als hätte sie sich selbst ein Geheimnis erzählt und er lächelte. »Klingt es blöd, wenn ich sage, ich weiß?« Natürlich hatte er es längst gefühlt, bevor sie es aussprach. Gloria betrachtete das schimmernde Licht, das von ihnen ausging… »Ich dich auch!«
    Dies war einer der schönsten Momente ihres Lebens! Gloria fragte sich insgeheim, ob er in ihrer Welt schon einmal versuchte, seine wahren Gefühle darzulegen. Bislang hielt sie Kirt für unnahbar und überheblich. Und für einen kleinen, ungläubigen Moment überlegte Gloria, ob man Gefühle lügen konnte. – Als Mensch, ja; als Seele… unmöglich! Genau das war der Grund, weshalb er sie mitgenommen hatte. Denn ansonsten hätte Gloria Kirt nie geglaubt! An diese Welt könnte sie sich gewöhnen. Als Seele wusste man genau, woran man war!
    »Du…« Kirts Stimme klang rau. »Ich habe eine Frage.« Gloria lächelte ihn an. »Schon wieder?« Kirt umfasste ihre milchige Gestalt. »Kannst du dich noch daran erinnern, als wir uns das erste Mal ansahen?« Gloria schmunzelte. »Du wolltest wohl sagen, als ihr mich überfallen und ausgenommen habt.« Kirt zeigte keine Spur von Scham oder ähnlichem. Immerhin gab er Gloria all ihr Geld zurück. »Ich habe dir in die Augen gesehen. Du hattest Angst.« Ach, nee. Ein Anflug erneuten Ärgers machte sich in Gloria breit. Kirts Blick fing Glorias so gut es ging ein.
    »Normalerweise sehe ich in diesen Momenten den Herzenswunsch der Menschen. Das Thema hatten sie bereits und Gloria dachte an die schlechte Stimmung auf der Wiese bei der Grillhütte. Seitdem umgingen sie dieses Thema. »Jeder Mensch besitzt einen ganz persönlichen Wunsch. Manchmal ist er geheim, manchmal ganz offensichtlich.« »Was wünschen sich denn die meisten Menschen so?« Kirt fühlte ihre Häme, was ihn wiederum enttäuschte. Als Gloria seine Enttäuschung wahrnahm, realisierte sie erst, wie wichtig es Kirt scheinbar war, mit ihr darüber zu sprechen. Dies wirkte für sie gänzlich neu. Gloria wurde ernst und fragte erneut: »Von was träumen Menschen?«
    »Es sind oft ein und dieselben Wünsche.« Er sah sie zärtlich an. »Du musst dir das so vorstellen wie…« Kirt versuchte es zu erklären: »Ich sehe ein Wort in ihren Träumen… Sie wünschen sich eine Familie, Freiheit, einen Partner, ein Kind, Geld…« Gloria wirkte ernst. »Und ich habe keinen Traum?« Es klang wie eine nüchterne Erkenntnis, monoton und nichts aussagend. Gloria wurde wieder traurig – genauso, wie beim letzten Mal. »Warum hast du aufgehört zu träumen?«
    Seine Augen betrachteten ihre flüssige Gestalt. Mit sanftem Blick suchte er ihren und unverständliches Entsetzen machte sich plötzlich auf seinem Gesicht breit! – Er musste ihre unbändige Traurigkeit gespürt haben. Denn es hatte Gloria plötzlich regelrecht den Boden unter den Füßen weggerissen; ihre Mutter: Was wäre, wenn sie ihre Mutter hier als Seele wiedersehen durfte? Der Grund für ihre Leere… Der Grund, weshalb sie aufgehört hatte zu träumen, war der Tod ihrer Mum! Aber wenn sie sich doch hier in der Welt der Seelen befanden…? Der Gedanke packte Gloria mit einer unerbittlichen Wucht und zerriss all ihre Gefühle ins Bodenlose. Ein winziger Wunsch; ein schier unmöglicher Wunsch – so nah und doch unfassbar.
    »Was hab´ ich fasch gemacht?« Kirts Stimme klang zerknirscht. Gloria nahm eigens seine Aufgewühltheit wahr und seine Scheu, weitere Fehler begehen zu können. »Gar nichts.« Sie versuchte ihre herumwirbelnden Gedanken zu ordnen. Ein Gefühl bodenloser Sehnsucht durchspülte jede Faser ihres Atems. Kirt betrachtete sie sanft; voller Ruhe. Er strahlte eine Geborgenheit aus, deren Schutz sie liebevoll umhüllte. »Was hast du denn plötzlich?« Besäße sie in diesem Moment einen Körper, hätte Gloria vor Anspannung wahrscheinlich gezittert. Scheu betrachtete sie Kirt. Die Offenheit ihrer Gefühle war ihr plötzlich peinlich. Dies spürte auch er, der ihr entgegen aller Vermutung, stillschweigend Mut zusprach. Kirt nahm sie und ihre Ängste ernst. Der Nebel, der ihn zeichnete, schien verständnisvoll herabzusinken. Und allein dieses Gefühl gab Gloria einen Hauch von Geborgenheit.
    »Es gäbe nur einen einzigen Wunsch…« Ihr plötzliches Strahlen entging Kirt keineswegs. »Du müsstest es doch sehen, oder nicht?« »Ich kann nur den einen wichtigsten Wunsch der Menschen sehen. – Nicht den der Seelen.« Gloria durchspülte eine seit langem nicht mehr

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