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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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dass es ihr nicht gut ging. Mit einem Mal packte sie die Angst! Gloria wollte rufen, aber kein Ton kam über ihre Lippen. Vielleicht ein leises Winseln, mehr nicht. Wie weit war sie hinabgerutscht? Hier unten würde sie niemand finden. Gloria legte den Kopf in das hohe Gras. Sie war nicht tot, aber verletzt und sie hatte keine Ahnung, wie sehr. Ein hämmernder Schmerz durchfuhr ihren Kopf.
    Wenn sie bislang durch das Adrenalin in ihrem Körper nichts gespürt hatte, so fuhren ihr plötzlich brennende Schmerzen durch Mark und Bein. Alles tat weh. Warum hatte sie unbedingt dieses Machtspielchen eingehen wollen? So abstrus es auch klingen mochte – sie war stolz darauf, so viel Mut aufgebracht zu haben. Aber mit jeder Sekunde übermannte sie der Schmerz in ihrem Kopf mehr. Das Buch war sicher sauer auf Gloria und das fühlte sich wie eine Genugtuung an! Gloria versuchte die Beine zu bewegen. Sie konnte sie spüren und auch die Knie anziehen. Ein Glück – dann war zumindest nichts gebrochen. Mit ihren Armen sah es schon etwas anders aus. Vor allem aber ihr Kopf tat zunehmend weh. Sie fasste sich an die Schläfe und fühlte das warme, klebrige Blut!
    Alles nass, alles voller Blut. Der Geschmack würgte ihr im Hals. Gloria wurde schlecht. Verzweifelt lag sie irgendwo an diesem Abhang – um sie herum ein dicker Busch. Wie lange sie so dort lag, wusste sie nicht. Sie war am Leben – einzig und allein das zählte. Und das Buch bebte sicher vor Wut! So dämlich es sich auch anhören mochte – auf eine absurde Weise waren sie quitt; nur hatte Gloria den Kürzeren gezogen! Es war nicht mit rechten Dingen zugegangen, als sie es so weit über die Straße geschafft hatte. Sie wusste nicht wie, noch was ihr half und Gloria war sich sicher, dass ihre Zeit einfach noch nicht kommen sollte. Sie wirkte erschöpft und plötzlich unendlich müde. Außerdem besaß sie keine Kraft mehr, um aufzustehen.
    Als Gloria Männerstimmen hörte, zuckte sie zusammen. Sollte sie nach ihnen rufen? Wenn man sie jetzt fand und in ein Krankenhaus brachte, musste sie sich nicht nur mit dem Buch herumschlagen, sondern auch mit der Polizei, ihrem Vater und ihrer Heimat. Alle würden sie bemitleiden und über sie reden. – So ließ sich nie wieder ein Ausweg finden, der es Gloria ermöglichte, sich fernab und allein den Dingen zu stellen. Mit ihrem Vater hatte sie sich gerade erst versöhnt. Nichts um Gloria herum erschien noch normal. Wenn sie jetzt zusätzlich Kraft dafür aufbringen musste, ihrem Vater und ihren Freunden eine heile Welt zu mimen, käme sie vom Regen in die Traufe!
    Gloria krümmte sich zusammen: Bitte nicht! Bitte findet mich nicht! Sie wollte selbst den Zeitpunkt bestimmen, den Heimweg anzutreten. So wie es jetzt war, konnte sie ihrem Vater nicht in die Augen sehen. Das würde sie nicht aushalten! Gloria überlegte, ob sie es schaffte, die Böschung noch weiter abwärts zu rutschen. Zwar wusste sie nicht, was da unten auf sie wartete, aber umbringen würde es sie definitiv nicht! Für einen kurzen Moment machte sich Galgenhumor in ihr breit. Gloria griff nach einem Ast und zog sich mühevoll daran hoch. Sie merkte, wie ihr wieder schlecht wurde, aber wenn sie es jetzt nicht schaffte – wann dann? Langsam versuchte Gloria einen Schritt zu setzen; einen zweiten und dritten. Doch als sie beim vierten ins Leere trat und Gloria nicht genügend Kraft aufbrachte, sich zu halten, stürzte sie erneut ein paar Meter tief und landete auf hartem Beton. Schmerzhaft verzerrte Gloria das Gesicht.
    Ihr Kopf tat entsetzlich weh! Sie tastete mit den Händen über den Asphalt und versuchte sich abzustützen. Auf allen Vieren rappelte sie sich hoch und hielt inne. Gloria schleppte sich zu einer Laterne. Soweit sie sehen konnte, war sie auf einer stillgelegten Baustelle gelandet; weit und breit kein Mensch. Gloria schaute auf ihre Hände, die dreck- und blutverschmiert zitterten. Was sollte sie nur tun? Sie brauchte Hilfe, nur wie? Sie wollte nicht nach Hause, sie wollte in kein Krankenhaus! Gloria schleppte sich weiter und weiter, bis sie nicht mehr konnte. Müde und kraftlos sackte sie schließlich zusammen und schloss erschöpft die Augen. Sie konnte nicht mehr!
     

12 Rommerz
    Die Vögel zwitscherten und Gloria atmete die kühle Morgenluft ein. Der Himmel färbte sich bereits von einem tristen schwarz in ein leichtes Dunkelblau. Gloria bewegte langsam ihren Kopf und spürte den Schmerz, der mit dieser Bewegung einherging. Alles tat weh –

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