Zicke
für ein paar Tage zurück. Stacy will auch wiederkommen.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich habe ihr mitgeteilt, ich werde es mir überlegen.«
»Was soll das heißen, du wirst es dir
überlegen
?« Ich konnte nicht fassen, dass er nicht ebenso spürte wie ich, dass unser kleines Universum erschüttert worden war, dass alles miteinander zusammenhing, dass er nicht spürte, wie wir jetzt handeln mussten, wenn es noch eine Chance für uns geben sollte.
|198| »Sie hat mich verlassen!«, sagte er. »Sie hat mich
verlassen
und April auch.«
»Sie ist zurückgekommen.«
Darren schüttelte den Kopf. »Ich weiß einfach nicht, ob ich so jemanden als Mutter meines Kindes will.«
Ich lachte, obwohl es in meinem Kopf davon hämmerte. »Zu spät, Blödmann, sie
ist
die Mutter deines Kindes. Du glaubst wohl, du kannst losgehen und einfach eine andere Dame auftreiben, die dann Aprils Mutter spielt?!«
»Vielleicht. Ich weiß es nicht.« Er stand auf und zog sein T-Shirt aus. »Ich muss unter die Dusche.«
Ich blieb in seinem Zimmer und schlüpfte ins Bett. An der Stelle, an der er geschlafen hatte, war es noch warm. Mein Kopf tat vom Heulen derart weh, und als ich an Jason und Lee und an das dachte, was Darren gerade gesagt hatte, schmerzte er noch mehr. Aber ich wusste, ich
wusste
, selbst wenn Darren es nicht gespürt hatte, dass sich die Dinge verändert hatten – ich jedenfalls hatte es. Etwas war geschehen.
Nachdem er geduscht hatte, kam er mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad. »Ähm, hallo? Schon mal was von Privatsphäre gehört?!«
»Ich guck dir schon nichts weg, mein Gott.« Ich drehte mich um, damit ich ihm den Rücken zukehrte, und starrte auf die Wand. »Du musst sie anrufen. Und ihr sagen, dass sie zurückkommen soll.«
»Also, ich weiß nicht, ob ich schon so weit bin.«
»Und?« Ich konnte alles so klar sehen, so, wie es sein musste.
|199| »Ich kann ihr das nicht durchgehen lassen, Deanna.«
»Warum nicht?«, fragte ich. »Ruf sie einfach an und sag ihr, dass es dir leidtut und du willst, dass sie nach Hause kommt.«
»Es tut
mir
leid?«
»Jawohl.« Ich fuhr mit dem Finger über einen Riss in der Wand. »Weil du nicht versucht hast zu verstehen, weshalb sie gegangen ist, und weil du sie rausgeschmissen hast und alles.«
»Was ist mit ihr? Sie ist es doch, die abgehauen ist!«
Ich drehte mich zu Darren um. Er hatte bereits Hose und Hemd an. »Hat sie sich entschuldigt?«
Er senkte den Blick und hob seine
Safeway -Jacke
vom Boden auf. »Ja. Aber ich weiß nicht, ob das ausreicht.«
»Was soll denn sonst noch kommen?« Ich würde Lee sagen müssen, was ich getan hatte. Ich würde ihr ins Gesicht sehen müssen und mich bekennen.
»Na, verstehst du, sie muss erst mal beweisen, dass sie eine gute Mutter sein und so was nicht mehr tun wird.«
Ich reichte ihm ein Paar Socken von einem Haufen auf dem Bett. »So in der Art, wie Dad möchte, dass ich beweise, dass ich nicht die bin, für die er mich hält?«
Er nahm mir die Socken ab und hielt sie ratlos in seinen Händen. »Ich bin nicht wie Dad.«
»Wenn du es sagst.«
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|200| 11
Ich duschte, nahm eine Aspirin und aß ein gegrilltes Käsesandwich. Ich war erschöpft und allein. Ich rief Jason auf dem Handy an. Seine Mailbox meldete sich.
»Ruf mich an«, sagte ich.
Etwa zwanzig Minuten später klingelte das Telefon, und ich griff danach in der Hoffnung, Jason wäre am anderen Ende, aber es war Michael. Er fragte, ob ich früher kommen könnte, Brendas Babysitter sei krank. Ich wartete eine Weile – vielleicht rief Jason ja doch noch an –, dann nahm ich den Bus runter zum
Picasso
.
Michael und ich verbrachten fast den gesamten Nachmittag damit, Pizzaofen und Kühlraum sauber zu machen. »Noch eine Abmahnung vom Gesundheitsamt«, sagte er, »und ich verliere die Geschäftslizenz. Was nicht die größte Katastrophe wäre.« Er reichte mir einen Tonkrug mit geschnittenen Tomaten, die praktisch zu Matsch geworden waren. »Hier, schmeiß das in den Minestrone-Topf.«
Was Michael ›Minestrone‹ nannte, war in Wirklichkeit eine schleimige Mischung aus übriggebliebener Pizzasoße, Wasser und Gemüse von der Salatbar, das kurz vor dem Vergammeln war, dazu hatte er ein paar |201| Makkaroni reingeworfen. Ich fügte die Tomaten hinzu.
»Ich mach mal kurz ’ne Zigarettenpause«, meinte er. »Bin in fünf Minuten zurück.«
»Früher hast du doch einfach hier drin geraucht?!«
»Ich fange ein neues Kapitel
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