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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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war, und umgekehrt.
    Freilich trat dieses paradoxe Verhältnis exakt nur alle fünf Komma sieben Erdenjahre ein, wenn nämlich der Planet genau zwischen Zwerg und Beteigeuze stand... Ob da nicht die anderen Paradoxa ebenfalls...
    Hirosh wollte Elber diesen Gedanken erläutern und malte zu diesem Zweck mit dem Finger eine Skizze in den Sand. Elber seinerseits diskutierte den Stand der beiden Sonnen am Planetenhimmel auf anderen Punkten der Umlaufbahn und malte dazu ebenfalls Skizzen in den Sand. Ungeduldig schaufelte er einen Klumpen beiseite, der seine Zeichnung störte. Dann aber stutzte er und nahm den Klumpen auf, strich und putzte daran herum, bis eine etwa handtellergroße Scheibe übrigblieb. Er reichte sie Hirosh. „Das scheint etwas für Sie zu sein. Eine Versteinerung wohl.“
    Jetzt sah Hirosh, daß die Scheibe eine spiralige Struktur hatte. Von seinem Zentrum gingen Arme aus wie bei einem Kraken etwa, nur daß sie in gleicher Richtung gedreht waren und aneinander lagen. Von der anderen Seite sah die Scheibe genauso aus. Das verblüffte Hirosh, denn wenn das Ding ein Tiergehäuse gewesen sein sollte, dann wäre eigentlich irgendwo eine Öffnung zu erwarten gewesen. Er sagte aber nichts davon, bedankte sich nur und versprach, den Fund gleich zu untersuchen. Elber war schon wieder bei der Himmelsmechanik. „Das ist ja alles nur scheinbar paradox“, sagte er, „nur deshalb, weil wir unsere irdischen Maßstäbe anlegen. Aber die Sache mit der Verdoppelung und Verdreifachung ist doch wirklich paradox!“
    „Trotzdem fällt mir da ein sehr irdischer, alter Witz ein“, sagte Hirosh, „eigentlich kein Witz, sondern mehr ein absurdes Spiel mit Worten. Das geht folgendermaßen: Drei Heringe sitzen auf dem Zaun und kämmen sich die Haare...“
    „Was ist ein Zaun?“ wollte Elber wissen.
    „Egal, irgendwas, wo man früher drauf gesessen hat, unterbrich mich nicht, sondern hör dir’s erst fertig an. Also: Drei Heringe sitzen auf dem Zaun und kämmen sich die Haare. Sagt der erste Hering: ‘Ich möchte eine Schwalbe sein, dann könnte ich fliegen.’ Sagt der zweite Hering: ‘Ich möchte zwei Schwalben sein, dann könnte ich hinter mir herfliegen.’ Sagt der dritte Hering: ‘Ich möchte drei Schwalben sein, dann könnte ich sehen, wie ich hinter mir herfliege!’“
    Von Elber kam keine Reaktion.
    „Was ist, gefällt er dir nicht?“ fragte Hirosh.
    „Ich versuche, darüber nachzudenken“, antwortete Elber, „aber ehrlich, er verwirrt mich nur noch mehr. Die Schwalben sind die Satelliten, die Heringe wir, so weit komme ich mit, aber dann hört’s auf.“
    „Junge, das ist doch keine Gebrauchsanweisung, um das Problem zu lösen“, sagte Hirosh und erhob sich, „das soll nur ein bißchen das Denken auflockern.... obwohl...“
    „Obwohl?“ fragte Elber gespannt.
    „Darüber muß ich selbst erst mal nachdenken!“ antwortete Hirosh ausweichend. „Gehen wir, ich muß Essen machen.“
    Vor dem Essen, genauer, bevor er die neuen Gewürze hinzutat, die er inzwischen schon an sich selbst ausprobiert hatte, fand Hirosh noch Zeit, sich Elbers Fund anzusehen. Selbstverständlich verwandte er dazu berührungsfreie Methoden, er konnte ja nicht wissen, ob es sich um einen sehr seltenen Fund handelte, und darum vermied er alles, was ihn hätte beschädigen können.
    Das war aber nun wirklich merkwürdig, was er da an einzelnen Aussagen herausfand. Zunächst bestand die Scheibe nicht, wie er vermutet hatte, aus Kalk oder irgendeinem Material, das einst ein Außenskelett hätte gebildet haben können, sondern ausschließlich aus Sand, das heißt aus Silikaten in der Zusammensetzung, wie sie im Ufersand vorlagen. Denn der Fund zeigte andererseits eine kristalline Struktur, die die Einwirkung gewaltiger Kräfte vermuten ließ.
    Nun war Hirosh freilich zuwenig Physiker, als daß er weitreichende Schlußfolgerungen daraus hätte ziehen wollen.
    Mochte sein, daß die CE als Astrophysikerin da mehr herauslesen konnte, aber die würde sich wohl kaum damit abgeben. Der Biologe jedenfalls mußte sagen: Von der Substanz des Lebewesens war nichts geblieben, höchstens sein äußerer Abdruck - falls es sich überhaupt um ein Lebewesen gehandelt hatte. Aber worum sonst?
    Das war wieder so eine Frage, wie sie hier anscheinend zum täglichen Brot wurden. Was sonst? Wie sonst? Worum und wodurch und womit sonst?
    Hirosh zuckte mit den Schultern und wandte sich den Gewürzen zu. Die effektivste Methode, den Würzgehalt zu

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