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Ziemlich beste Freunde

Ziemlich beste Freunde

Titel: Ziemlich beste Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipe Pozzo di Borgo
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einem meiner schönen Autos hin.
    »Ja, ja, das ist meins. Laurence, würden Sie bitte im Hof nachsehen, ob der blaue Jaguar da steht?«
    Laurence spielt sofort mit:
    »Nein, Monsieur Pozzo, Ihr Wagen ist nicht da.«
    »Das kann doch gar nicht sein! Ist er etwa gestohlen worden?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Kennen Sie diese Person?«
    »Nein. Haben Sie eine Ahnung, wer das sein könnte? Und Sie, Laurence, kennen Sie ihn?«
    Laurence beugt sich mit Unschuldsmiene über das Foto. »Nein, Monsieur Pozzo.«
     
    Die Gesetzeshüter fallen nicht darauf herein, aber gegenüber einem Tetra, der in seinem herrschaftlichen Haus vor Schmerzen schnauft, und einer adretten Sekretärin im Minirock treten sie den Rückzug an: »Wenn Sie von Ihrem Auto oder der Person hören sollten, geben Sie uns bitte Bescheid.«
    »Selbstverständlich, meine Herren. Danke für Ihren Besuch.«
     
    Abdel lacht Tränen, als ich ihm die Geschichte erzähle.
     
    »Ich bin mit über 150 am Seineufer geblitzt worden!«
    »Bravo, Abdel … Und der Wagen?«
    »Das ist alles, was von ihm übrig geblieben ist, er ist gegen eine Mauer geprallt«, sagt er und reicht mir die Schlüssel.
     
    Er verzerrt das Gesicht vor Schmerzen; er hat sich das Becken gebrochen und wird zwei Hüftprothesen bekommen, aber er hält sich wacker.
     
    In der Sendung Vie privée, vie publique 18 von Mireille Dumas erzählt Abdel die Anekdote mit dem Jaguar. Mireille Dumas wendet sich fassungslos an mich: »Sagen Sie mir, dass das nicht wahr ist!« Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es stimmt. Abdel setzt noch einen drauf: »Es gibt noch Tausende solcher Geschichten!«
     
    Etwas deplatziert angesichts des täglichen Elends der Behinderten. Abdel und sein Taktgefühl!
     
    Abdel und die Autos – das ist ein Kapitel für sich: Er fährt ständig zu schnell, zu dicht auf, mit geschlossenen Augen, falsch herum in Einbahnstraßen, über rote Ampeln und so weiter. Er hat sich selbst den Spitznamen »Ayrton Abdel« gegeben.
     
    Eines Tages sind wir unterwegs nach Dangu, wo ich ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert renovieren lasse. Wir wollen uns den Stand der Arbeiten ansehen. Abdel hat die »Bauleitung« übernommen. Der Rolls Royce gleitet mit 200 Stundenkilometern über die Autobahn.
    »Er kann noch schneller, ich bin noch nicht ganz unten mit dem Gaspedal.«
    »Abdel, fahren Sie nicht so dicht auf und behalten Sie bitte die Augen offen!«
    »Mist, an der Mautstelle stehen die Bullen. Machen wir die Nummer mit den Rettungssanitätern?«, sagt er und kippt meine elektrische Rückenlehne nach hinten.
     
    Der Polizist bittet Abdel, rechts ranzufahren. Ich schließe die Augen und bereite mich auf meine Vorstellung vor. »Sie sind 205 Stundenkilometer gefahren.«
    »Es ist ein Notfall, Monsieur hat eine Bluthochdruckkrise.«
     
    Ich stöhne laut. Abdel hebt meine Hand hoch und lässt sie wieder fallen, um zu zeigen, dass ich gelähmt bin.
     
    »Wenn wir nicht in einer Minute die Schläuche freibekommen, explodiert ihm der Kopf«, sagt er und hält dem Polizisten meinen Schwerbehindertenausweis vor die Nase. Zögernd geht der zu seinem Kollegen, um sich mit ihm zu beraten. Dann kommen beide auf ihren Motorrädern zurück und bahnen uns mit Blaulicht und Sirene den Weg zum Krankenhaus von Vernon. »Mann, was für ein Spaß!«, feixt Abdel.
     
    Beim Krankenhaus angekommen, holt einer der Motorradfahrer den Notarzt. Abdel legt die Antidekubitusmatratze auf die Trage und hebt mich unter den entgeisterten Blicken der Polizei aus dem Auto.
     
    »Haben Sie vielleicht ein Kissen, das wir ihm unter den Kopf legen können?«, fragt er den Sanitäter. Und zum Notarzt: »Er braucht einen suprapubischen Katheter, er hat einen Harnstau.«
     
    Er verpasst mir eine Serie von Ohrfeigen, damit mir das Blut zurück in die Wangen schießt. Die Polizisten salutieren und ziehen sich zurück. Abdel reagiert nicht, er ist noch mit den Ohrfeigen beschäftigt. »Abdel, nutzen Sie die Situation nicht aus«, murmele ich, und lauter: »Was ist denn passiert, Abdel, ich habe Kopfschmerzen?!«
    »Ah, Monsieur Pozzo, Sie kommen wieder zu sich. Es ist nichts, der Stau scheint sich durch die Fahrt gelöst zu haben.«
    Er wendet sich an den Pfleger: »Würden Sie mir die Tür aufhalten?«
    Und setzt mich wieder in den Wagen.
     
    Nur für die Chronik: Danach besuchten wir Abdels »Baustellen-Team« auf unserem Anwesen, in dem wunderschönen Pferdestall aus dem 18. Jahrhundert. Die antiken

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