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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Name ist Romano Nirano. Er bringt die Schiffe in Ordnung, die nach Vietoris kommen.«
    Aber sie hatten noch nie etwas von einem Romano Nirano gehört, und von Vietoris hatten sie auch noch nie etwas gehört. Aber weil sie mich gern hatten, öffneten sie ihren großen Sternentank für mich, eine schwarze Kugel, in deren wirbelnden opaleszierenden Tiefen alle Sterne der Galaxis sichtbar wurden, und dort versuchten sie Vietoris zu lokalisieren. Dabei stießen sie aber auf Schwierigkeiten, weil ich ihnen den Namen des Sonnengestirns von Vietoris nicht nennen konnte; immerhin war es für mich eben immer nur ›die Sonne‹ gewesen, aber dies genügte natürlich nicht. Am Ende schaltete sich einer in einen Planetenatlas ein und stellte die Position von Vietoris für mich fest, und dann zeigten sie sie mir im Sternentank. Meine Heimat lag weit hinten in einer unbedeutenden Ecke der Galaxis, und mit jedem Jump entfernten wir uns immer weiter und weiter von dort. Also keine Chance, dass ich nach Hause zurückkehren würde.
    Es machte mich sehr traurig, dass keiner dieser Rom-Sternfahrer je von meinem Vater gehört hatte. Ich hatte doch immer fest geglaubt, er müsse von einem Ende des Universums bis ans andere berühmt sein.
    »Dort werden wir dich absetzen, Junge«, sagte der Pilot. Er nahm den Markierer zur Hand und wies mir ein Sternensystem etwa in der Mitte der Jerusalem-Streuung, wo sich fünf Planeten in hektischer Bewegung um eine gewaltige blaue Zentralsonne befanden. »Da endet deine Reise. Dort gibt es massenweise Roma, aber jenseits dieser Welt gibt es kaum eine Chance, dass du noch jemand von unseren Leuten triffst.«
    So kam es, dass ich auf dem königlichen Planeten Nabomba Zom und im Palast des Loiza la Vakako lebte, der zu meinem zweiten Vater werden sollte, ja weit mehr als nur einem Vater. Ich war nun zwölf Jahre alt, vielleicht auch schon dreizehn. Und auf Nabomba Zom wuchs ich heran und blühte auf – und wurde zu dem Menschen, der zu sein mir vorbestimmt war.
     
     
    8
     
    Loiza la Vakako war ein Lowara-Rom und fabelhaft reich und ebenso fabelhaft berüchtigt für seine Gerissenheit. Die Lowara sind seit jeher geschickt im Geldanhäufen, und Scharfsichtigkeit in Geschäftsdingen ist sozusagen ihre zweite Natur. Der ganze Planet Nabomba Zom gehörte ihm, dazu noch vierzehn der zwanzig Monde. Er herrschte über diesen gewaltigen Besitz und die dazugehörige Kumpania von vielen tausend Roma gleich einem Zigeunerfürsten der alten Zeiten: ohne billigen Pomp oder törichte Anmaßung, sondern völlig aus seiner Persönlichkeitsstärke und Selbstsicherheit heraus. Als ich, viel später, selber König wurde, richtete ich mich in vielem nach seinem Modell. Jedenfalls in den oberflächlichen, sichtbaren Punkten. Denn natürlich waren er und ich grundsätzlich von einander verschieden. Er war von Natur aus aristokratisch: kühl, beherrscht, selbstsicher; und ich – nun ich bin eben anders. Königlich, ja – kühl, nein.
    Ich war von Kopf bis zu den Zehen mit den grellen zinnoberroten Exkrementen von Salizonga-Schnecken bedeckt, an jenem Tag, da wir einander zum ersten Mal begegneten.
    Meine Freunde, die Sternenschiffer, hatten mich in Port Nabomba als einen Posten auf einer Liste von ›landwirtschaftlichem Gerät‹ aufgeführt: die Fracht betrug soundso viele Traktorengetriebe, Rotationsbodenbelüfter, bodeneffiziente Erntemaschinen und ein Agrarroboter der Yakoub-Klasse, ›Humanoidmodell, halbe Standardgröße, ausbaufähig, automatische Selbst-Wartung und -Pflege eingebaut‹. Und da stand ich mitten zwischen den Stückcontainern, und von meinem Ohr baumelte ein gelbes Frachtetikett. Der Zollinspektor stierte mich lange an. Schließlich sagte er: »Was haben wir denn da, verdammt noch mal?«
    »Den Agrarroboter der Yakoub-Klasse, das Humanoidmodell«, sagte ich grinsend. » Sarishan, Vetter.«
    Der Mann war ein Rom, aber er grüßte mich nicht anständig zurück, und er schien auch nicht besonders amüsiert zu sein. Finster überflog er die Lieferlisten, und sein Gesicht wurde noch düsterer, als er auf die mich betreffende Eintragung stieß.
    »Du bist also ein Roboter?«
    »Humanoides Modell.«
    »Sehr komisch. Menschenähnlich. Hier steht: ausbaufähig .«
    »Das bedeutet, dass ich noch wachsen werde.«
    »Na, wohl doch eher zum Ausschlachten gerade noch brauchbar. {6} Wie alt bist du?«
    »Fast schon zwölf.«
    »Das ist ziemlich alt für 'nen Roboter. Was fällt denn diesen Typen bloß ein, dass sie

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