Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)
Florian.
»Und das,
obwohl wir ihn observiert haben.« Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. »Hätten wir
besser nicht nur ihn, sondern auch sein Grundstück genau im Auge behalten.«
»Sie haben
ihn observiert, und Ihre Kollegen haben niemanden bemerkt? Keinen Fremden?« Florian
war fassungslos.
»Ganz so
war es nicht«, sagte sie. »Wollen Sie es hören?«
Er nickte.
»Gestern
Nachmittag fuhr der Wagen eines mobilen KFZ-Reparaturservices vor Sam Delsons Haus
vor. Seine Schwägerin, die sich zu der Zeit im Haus befand, hat den Mechaniker persönlich
hereingelassen, Sam war noch im Büro. Es muss gegen 16 Uhr gewesen sein. Der Mann
hat behauptet, dass Sam ihn bestellt habe, weil der Wagen Probleme mit der Vorderachse
hätte.«
»Kam ihr
das nicht eigenartig vor?«
»Nein. Sie
sagt, sie sei froh darüber gewesen, dass es überhaupt so einen mobilen Service gebe,
Sam habe so gut wie keine Zeit gehabt, sich auch noch um solche Dinge zu kümmern,
und der Wagen, ein Mercedes des S-Klasse, sei sein Augenstern gewesen. Im Sommer
sei er allerdings häufig mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Seit er aus der U-Haft
entlassen wurde, hatte er beinahe täglich das Rad genommen.«
»Um sich
abzureagieren.«
»Möglich.
Im Büro hatte er jedenfalls Anzug, Oberhemd, Krawatte und Schuhe deponiert, sodass
er sich dort jederzeit umziehen konnte.«
Florian
bemerkte, dass er von Minute zu Minute gespannter wurde. »Haben Sie den Mann vom
Reparaturservice überprüft?«
»Selbstverständlich.«
Die Kommissarin nahm noch einen Schluck Kölsch. »Der Reparaturservice existiert
nicht.«
»Und das
Autokennzeichen?«
»Hatten
die Kollegen notiert. Es existiert so wenig wie der Reparaturservice.«
»Und nun?«
»Wir fahnden
jetzt nach dem Auto, einem zwei Jahre alten dunkelgrauen VW Transporter mit Werbeaufdruck,
aber ich mache mir keine allzu großen Hoffnungen, dass wir das Fahrzeug finden.
Und wenn doch, dann sicher in irgendeiner verlassenen Garage.« Sie seufzte.
»Der Mann
hat Sams Wagen also nicht repariert, sondern für den vermeintlichen Selbstmord präpariert?«
»So ist
es. Nachdem er fertig war, hat er sich von Lisa verabschiedet, und dann ist er verschwunden.
Wir gehen davon aus, dass es sich um denselben Mann handelt, der Sam in die Garage
gelockt und ihn dann umgebracht hat.«
»Verdammter
Mist.«
Die Kommissarin
runzelte die Stirn. »Wir haben übereinstimmende Fußspuren an der Mauer und in der
Garage gefunden. Haare aus dem Innenraum des Wagens werden noch untersucht, mit
etwas Glück ist eins vom Täter dabei, dann hätten wir seine DNA. Und wenn wir die
haben, finden wir hoffentlich auch ihn. Im Zweifel fordern wir die Bevölkerung zu
einem freiwilligen Test auf.« Sylvia Gerlach stützte die Ellbogen auf den Tisch
und faltete die Hände. »Lisa und Luz haben sich kurz vor 19 Uhr mit Lisas Wagen
auf den Weg zum Zirkus gemacht. Als sie wieder zurück nach Hause kamen, war es ungefähr
22.30 Uhr. Sie hat das Mädchen sofort zu Bett gebracht.
Die Kommissarin
nickte. »Lisa sagte aus, dass es bei ihrer Rückkehr im Haus ruhig gewesen sei. Sie
habe noch an Sams Schlafzimmertür geklopft, um ihm gute Nacht zu wünschen, aber
da er nicht geantwortet habe, sei sie auf Zehenspitzen wieder davon geschlichen.«
»Sie denken,
dass er zu diesem Zeitpunkt bereits tot war?«
»Ja. Dem
Zustand der Leiche nach zu urteilen, ist er zwischen 20 Uhr und 22 Uhr gestorben.
Gefunden hat sie ihn heute Morgen um neun Uhr, nachdem sie Luz mit ihrem eigenen
Wagen zur Schule gebracht hatte. Der steht immer vor dem Haus, nicht in der Garage«,
erklärte sie.
»Hat Lisa
den Mechaniker beschreiben können?« Florian spürte, wie sein Herz zu klopfen begann.
»Er trug
eine graue Baseballkappe und einen dunkelblonden Vollbart, seine Haare waren mittelblond.
Sie schätzt, dass er ungefähr 1,80 m groß war. Außerdem hatte er eine Brille mit
runden Sonnengläsern auf, sodass sie die Farbe seiner Augen nicht erkennen konnte.«
Florian
glich im Geist diese Informationen mit dem Aussehen des Mannes vor der Schule und
dem vor Ginos Wohnwagen ab. Außerdem dachte er an die Beschreibung des Mannes, die
die Verkäuferinnen des Sexshops gegeben hatten.
Sylvia Gerlach
beobachtete ihn aufmerksam. »Er war mit Sicherheit verkleidet.«
Florian
nickte, davon ging auch er aus, was aber die Sache nicht einfacher machte.
»Wir lassen
trotzdem ein Phantombild anfertigen. Es wird morgen in allen Tageszeitungen erscheinen.«
Florian ging durch den
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