Zombie-Ballade
abstützen.
Den Kopf hielt er gedreht und schaute der Frau entgegen. Die Haut war aufgequollen, stellenweise geplatzt. Der Mund war nicht mehr zu erkennen. Als Mary Ann näher kam, streckte ihr Ted seine schwarzbraunen Klauen entgegen, doch die Frau drehte sich unter den Händen weg. Sie wollte sich nicht anfassen lassen. Die beiden anderen fand sie in dem Raum, in dem sie die Gestalten einmal eingesperrt hatte. Sie hockten auf dem Boden, schauten zu ihr hoch, und Mary Ann beugte sich nieder.
»Hört zu!« flüsterte sie scharf. »Ihr werdet mir helfen. Ihr seid meine Freunde. Ich habe das Versprechen gehalten, jetzt müsst ihr mir beistehen. Jemand ist unterwegs, um euch zu töten. Es ist ein Wang, ein gefährlicher Mann. Er will euch endgültig vernichten. Auch ich soll umgebracht werden.«
Die Zombies hörten zu. Ob sie jedes Wort verstanden hatten, wusste die Frau nicht, aber es gab zwischen den lebenden Leichen und ihr ein Band, das, ähnlich wie ein Laserstrahl, Nachrichten transportierte. Ob die beiden Zombies vor Schwäche nickten oder weil sie die Worte auch verstanden hatten, war der Frau nicht klar geworden. Jedenfalls fühlte sich Mary Ann besser, als sie sich umdrehte und den Weg wieder zurückging, den sie gekommen war.
Ted kam wieder auf sie zu. Er hatte die Arme ausgebreitet und wollte sie umfassen. Ekel schoss in Mary Ann hoch. Zwar hatte sie die lebende Leiche nicht anfassen wollen, nun blieb ihr keine Möglichkeit, um an Ted vorbeizukommen. Sie schlug gegen seinen halbverwesten Körper, dass der gegen die Wand kippte.
Mary Ann ging weiter. Diesmal nahm sie die Treppe mit langen Schritten, blieb auf der vorletzten Stufe stehen und drehte sich um. Noch einen letzten Satz rief sie in den Keller hinein. »Ich werde die Tür nicht mehr abschließen. Solltet ihr meinen Hilferuf spüren oder hören, dann kommt aus dem Keller raus.« Plötzlich lachte sie. »Ich gebe eine Party. Ihr könnt euch unter die Gäste mischen!« Mary Ann schüttelte wild den Kopf. Ihre Augen leuchteten. Es schien ihr plötzlich Spaß zu machen, und sie dachte daran, dass auch die übrigen Gäste nicht mehr leben sollten, wenn es ihr an den Kragen ging.
Im Gang fiel ihr auf, dass es ein Fehler gewesen war, in den Keller zu gehen. Sie roch noch immer nach Moder. Damit würde sie auffallen. So schnell wie möglich lief sie zu einer Treppe, die in die erste Etage führte, wo ihre Privaträume lagen. Hier wollte sie duschen, sich danach umziehen, um sich anschließend wieder in den Partytrubel zu stürzen. Bad und Schlafzimmer lagen nebeneinander. Schnell schlüpfte sie aus dem Kleid, nahm auch die Perlenkette ab, zog eine Haube über ihre Haare und stellte sich unter die Dusche. Sie nahm eine stark duftende Seife, die wohl stärker als der Modergeruch war.
Als die Strahlen den Schaum von ihrem Körper spülten und sie mit ihren Händen über die glatte Haut glitt, spürte sie die innere Erregung. Jetzt hätte sie einen Mann brauchen können, aber die Vernunft siegte. Vielleicht nach der Party…
Sie trat aus der Duschkabine und wickelte sich in ein schneeweißes Handtuch. Während sie über die Schwelle zum Schlafzimmer schritt, nahm sie die Haube vom Kopf, schüttelte das schwarze Haar aus und blieb überrascht stehen, denn neben ihrem Bett hielt sich Spiro auf.
»Du hier?« fragte sie.
Er nickte. »Ja, entschuldige, dass ich so einfach hier eingedrungen bin.«
Mary Ann lächelte. Da ist der Mann, dachte sie und wickelte sich aus dem Tuch. Sie wusste, dass Spiro darauf abfuhr… Diesmal reagierte Spiro anders. Er blickte an ihr vorbei, sein Gesicht war starr geworden. »Was hast du?«
»Ich wollte mit Ihnen reden, Madam.«
»Wenn es dich nicht stört, dass ich mich dabei anziehe.« Sie lachte perlend. »Meinetwegen.«
»Nein, nein, Madam, das nicht. Es geht um diesen Sinclair. Das ist ein Bulle.«
»Ja.«
»Kann er uns gefährlich werden?«
Sie griff nach einem hauchdünnen Etwas von Spitzenhöschen und streifte es über. »Man sollte ihn nicht unterschätzen«, erwiderte sie auf einem Bein stehend und zu Spiro hinschauend.
»Soll ich ihn ausschalten?«
Spiro bekam nicht sofort eine Antwort, da Mary Ann die Schranktür aufgezogen hatte und auf die Galerie ihrer zahlreichen Kleider schaute. Sie konnte sich noch nicht entscheiden, welches sie nehmen sollte und entschied sich dann für einen festlichen Hosenanzug mit taillenlanger Bluse. Schwarz und Silber harmonierten miteinander. Auf der Bluse funkelte zudem der
Weitere Kostenlose Bücher