Zombie-Lover
sprung zu seinem Baum. Er hatte gewusst, dass es irgendwann vorüber sein musste, doch dass es so zu Ende ging, in solchem Zwist, das schmerzte ihn sehr. Er stellte fest, dass er so einfach nicht aus ihr verschwinden konnte; sein Geist hatte ihren Körper sehr weit durchdrungen, und er musste ihn nun zu einer kompa k ten Masse zusammenballen, bevor er sie verließ. Doch auch das gelang ihm, und er war bereit zum Aufbruch.
»Lebwohl, Breanna«, sagte er, wobei er versuchte, seine Trauer über die Umstände vor ihr zu verbergen. Wahrscheinlich war es das Beste, denn das wachsende Gefühl, das er ihr entgegenbrachte, war nicht rechtens und musste bezwungen werden.
»Justin – warte doch.«
Er hielt inne. »Ja?«
»Ich… es tut mir Leid. Bitte geh nicht.«
»Aber ich habe dich doch recht verstanden, du – «
»Justin, ich bin noch ein Kind. Ich hatte einen Wutanfall. Aber als ich spürte, wie du dich zurückzogst, da hab ich begriffen… bitte, ich hab’s nicht so gemeint. Ich bin für nichts und wieder nichts aufgebraust. Ich will nicht, dass du gehst. Es sei denn natü r lich, du kannst mich nun gar nicht mehr leiden. Aber ich brauche dich. Es tut mir so Leid. Ich…«
Justin empfand grenzenlose Erleichterung. »Natürlich bleibe ich, wenn du das willst.«
»Ich war zickig. Ich… Ich hab die Nase so voll von meinen E l tern, die mir ständig sagen, was ich tun soll, und du klangst wah r scheinlich genauso wie sie. Deshalb habe ich dich angefahren. A ber du hast Recht – wie immer.«
»Nein, ich habe nicht immer Recht. Ich – «
»Bitte. Verzeihst du mir?«
»Breanna, da gibt es nichts zu verzeihen.«
»Und ob!«
Weil Justin einen weiteren Wutausbruch befürchtete, gab er nach. »Ich verzeihe dir.«
»Danke.« Ihr Gesicht war feucht von Tränen.
»Was ist denn los mit dir?«, fragte Jenny. »Ich wollte keine unz u mutbare Bitte aussprechen. Das tut mir Leid.«
»Sie glaubt, du weintest wegen ihrer Bitte« , sagte Justin. »Sie muss beschwichtigt werden, wenn ich das vorschlagen darf.«
»Ich will doch, dass du mir Vorschläge machst. Das habe ich immer gewollt. Dann bin ich wenigstens nicht kindisch.«
»An deinem Alter ist keine Schande. Trotzdem finde ich, dass Jenny dringend beruhigt werden muss.«
Also änderte Breanna ihre Haltung. »Ich mache das mit Freuden. Ich… ich musste nur genauer darüber nachdenken. Du stellst dich hin und schaust zu.«
»Ja«, sagte Jenny leise. Sie hatte wieder etwas Farbe im Gesicht. Sie kehrten in den Ballsaal zurück, wo König Dor noch wartete; vermutlich hatte man ihn über die mögliche Ursache des Problems in Kenntnis gesetzt.
»Ich vertrete Jenny in der Probe«, sagte Breanna dem König. »Wenn du damit einverstanden bist.«
Überrascht blickte der König Jenny an, die nickte. »Es ist gut«, sagte er.
»Nein, das ist es nicht«, widersprach der Fußboden. »Sie soll g e fälligst einen Rock tragen.«
»Pech für dich«, entgegnete Breanna und trat fest genug mit dem Fuß auf, um den Boden zum Schweigen zu bringen. »Heut ist Zeit für Jeans.«
»Ich möchte wissen, weshalb es einen Fußboden interessiert, was eine Frau unter ihrem Rock trägt« , sagte Justin.
»Die Dielen langweilen sich rasch«, antwortete sie. »Deshalb ve r suchen sie, ein wenig Aufruhr zu verursachen. Wenn die Frauen nicht reagieren würden, dann bräuchte der Boden sich keine Mühe zu geben.«
»Das ist eine bemerkenswert erwachsene Sichtweise« , sagte Justin bewundernd.
»In letzter Zeit habe ich viel gelernt und hoffe, ich bin ein wenig erwachsener geworden«, entgegnete Breanna. »Besonders in den letzten Minuten.«
Dann gab Prinzessin Ida ein Zeichen, und sie begannen den Gang zwischen den Sitzreihen entlangzuschreiten. Dor streckte den Ellbogen aus, und Breanna ergriff ihn; gemessen schritten sie vor.
»Mir ist, als würde ich selber heiraten«, vertraute Breanna Justin an. »Es ist so aufregend, auch wenn ich weiß, dass ich noch zu jung bin und sowieso nie eine königliche Hochzeit erleben werde.«
»Jede Heirat ist ein königlicher Anlass« , versicherte er ihr. Wie froh er war, dass sie sich wieder wie gewohnt verhielt! »Wenn du den Mann findest, den du liebst, ganz gleich, wer er ist, kümmert dich nicht mehr viel außer dem Verlangen, mit ihm zusammen zu sein.«
»Woher weißt du das? Warst du früher verheiratet?«
»Nein, niemals. Aber ich kenne so viele andere, die geheiratet h a ben, Bink und Chamäleon zum Beispiel.«
Ihr fiel etwas ein.
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