Zombies auf dem Roten Platz
Depression zu erleben, denn an meinen Haaren spürte ich bereits den Luftzug der sich drehenden Säge.
So nahe war ich schon heran.
Mein Herzschlag stockte. Noch wenige Zentimeter mußte er mich vorziehen, dann erlebte ich einen schrecklichen Tod. Ich hörte über mir gurgelnde Laute, die der Zombie ausstieß, versuchte noch einmal meine Waffe zu ziehen, konnte das Weiterziehen ein wenig verzögern, aber nicht aufhalten.
Da verstummte das Geräusch!
***
Zuerst wollte ich es nicht glauben. Ich blieb auf dem Rücken liegen und konnte es einfach nicht fassen, daß sich die Sachlage verändert hatte. Und zwar zu meinen Gunsten. »John!«
Es war ein Schrei, der durch die Stille zitterte, und an der Stimme erkannte ich meinen Freund Suko. »John, bleib liegen!« Das tat ich auch.
Der Zombie wußte nicht, was geschehen war. In seiner Haltung war er erstarrt, und die Hände lagen noch immer auf meinen Schultern, die gegen den Sägeblock gedrückt wurden. So wartete er ab.
Er stand auch noch in dieser Haltung, als der Schuß peitschte. Ich hatte die Augen weit geöffnet, sah, wie er von der Kugel zur Seite gerissen wurde. Innerhalb eines winzigen Augenblicks verschwand er aus meinem Blickfeld.
Ich schloß die Augen. Plötzlich kam das große Zittern. Es war der Schock, daß ich einem schrecklichen Tod im letzten Augenblick entgangen war. Ich spürte sogar die Feuchtigkeit in meinen Augen, konnte einfach nicht still liegenbleiben, und die Hacken meiner Füße schlugen dumpf auf den Sägeblock.
»Keine Panik John, du kannst aufstehen!« hallte die Stimme meines Freundes zu mir herüber.
Suko hatte gut reden. Ich versuchte es. Müde und langsam wirkten meine Bewegungen. Ich rollte mich auf die Seite des Sägeblocks zu. Etwas anderes blieb mir nicht übrig. Dann schwang ich die Beine nach unten und bekam Kontakt.
Ich stand wie ein Kleinkind.
Wacklig in den Knien, und vor meinen Augen drehte sich alles. Um Suko zu sehen, mußte ich nach links schauen.
Ein paarmal kniff ich die Augen auf und zu, dann sah ich die Gestalt meines Freundes endlich klarer.
Suko hatte sich erhöht aufgebaut. Er stand ebenfalls auf einem Holzstapel. Den rechten Arm hielt er ausgestreckt, in seiner Hand schimmerte das brünierte Metall der Beretta.
Aus dieser Entfernung hatte er den Zombie getroffen. Es war ein wahrer Meisterschuß gewesen.
Ich winkte ihm zu und hörte seine entscheidende Frage.
»Alles klar, John?«
»Fast.« Meine Antwort klang ziemlich lahm. Doch sie entsprach den Tatsachen. Ich fühlte mich ausgeknockt nach diesem überraschenden Treffer.
Okay, der Zombie war erledigt. Aber wie hatte es Suko geschafft, die Säge zum Stillstand zu bringen?
Ich verfolgte die schwarze Schnur und sah ein Stück entfernt auf dem Boden den schwarzen Stecker liegen. Das also war der ganze Trick Mein Freund hatte einfach die Verbindung zu dem stromführenden Generator unterbrochen und den Stecker herausgerissen. Und damit hatte er mir das Leben gerettet!
Mit einem geschmeidigen Satz sprang Suko von seinem Holzstapel. Er behielt die Beretta in der Hand, als er auf mich zulief. Ich hatte mich an den Sägeblock gelehnt und schaute meinem Partner entgegen.
»Mensch, John, dich hat's erwischt«, sagte er. »Du siehst fast selbst aus wie ein Zombie.«
Ich grinste schief. »Kannst du wohl sagen Alter. Der lauerte auf dem hohen Holzstapel und sprang genau in dem Moment, als ich an ihm vorbeiging.«
»Wo hat er dich denn erwischt?«
Ich hob die Schultern. »Uberall. Ich war wie paralysiert und fühle mich jetzt noch wie einer, der nach fünf Tagen Bettruhe seine ersten Schritte macht.«
»Das vergeht wieder.« Suko war der große Optimist. Er hatte tatsächlich recht, denn allmählich ging es mir auch besser. Die Paralyse hatte nachgelassen, ich bekam meine Bewegungen wieder unter Kontrolle und sah auch die Umgebung mittlerweile klar und völlig normal.
»Hast du welche entdeckt?« fragte ich ihn.
»Nein.«
Ich schlug mit der flachen Hand auf den Sägeblock. »Das ist doch nicht möglich. Ich glaube einfach nicht daran, daß sich hier nur ein Zombie herumgetrieben haben soll.«
»Wir müssen noch genauer suchen.« Suko bewegte den Kopf. Er nickte zur offenen Halle hin. »Was ist mit Golenkow?«
Ich hob die Schultern. »Von dem habe ich keine Reaktion bemerkt. Der scheint sich verkrochen zu haben.«
Sukos Blick wurde lauernd. »Wenn er da nur bleiben würde«, sagte er leise.
»Meinst du, daß…«
Er hob die Schultern.
Auf einmal
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