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Zone One: Roman (German Edition)

Zone One: Roman (German Edition)

Titel: Zone One: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colson Whitehead
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Scheißmaiskolben abmachen.« Er prostete seinen Freunden auf der anderen Seite des Tisches zu. »Ein paar Gebäude säubern. Sie müssen zugeben, dass es einem die Zeit vertreibt.«

SONNTAG
    »MOVE AS A TEAM, NEVER MOVE ALONE:
    WELCOME TO THE TERRORDOME.«

ALS DIE MAUER FIEL , passierte das rasch, als hätte sie auf diesen Moment gewartet, als wäre sie für ebendiesen Augenblick ihres Versagens geschaffen worden. Barrikaden brachen, kaum dass sie als die löchrigen, verrotteten Dinger entlarvt wurden, die sie schon immer gewesen waren, umgehend zusammen. Unter der Fassade von Stabilität waren sie so fragil wie die Gesellschaft, die sie errichtet hatte. Zum ersten Mal seit langer Zeit wurden sämtliche fieberhaften Subroutinen seiner Überlebensprogramme hochgefahren, und er lokalisierte den Fehler nur einen Augenblick, bevor er sich äußerte: Da.
    An dem Morgen, an dem die Zone starb, schlief Omega aus, die Münder pelzig vom Kater. Normalerweise wäre die Einheit um drei Uhr nachmittags nach Wonton aufgebrochen, aber Kaitlyn erinnerte sie daran, dass sie am Vortag früh Feierabend gemacht hatten. Sie »wollte sie nicht hängenlassen«, wobei mit sie die vielköpfige Phönie-Hydra gemeint war, ob sie nun in einer Bauxit-Mine bibberte und darauf wartete, dass das Totenwetter sich verzog, oder an den glücklichen Busen eines Siedlungscamps geschmiegt war und in ebendiesem Moment in der Kantine den Sonntagsbrunch aus einer Blechdose kratzte. Mark Spitz registrierte Kaitlyns Reaktion auf die Nachricht von den Tromanhauser-Drillingen und interpretierte den Arbeitseifer an diesem Morgen als Opfer, das ihr Wohlergehen gewährleisten, über die riesige Entfernung hinweg wirken sollte: Möge es dafür sorgen, dass diese winzigen Herzen weiterschlagen. In ihrer Action-Sequenz tauchte Kaitlyn in Zeitlupe aus dem brennenden Schuppen auf und lief, einen Drilling unter jedem Arm und den dritten in einem Tuch vor ihrer Brust, einem Schwarm Skels davon.
    Die beiden Sweepereinheiten wünschten einander rasche Erholung von Flüssigkeitsmangel und alkoholbedingter Melancholie. Katerbier, sowie sie nach Wonton zurückkamen, keine Frage. Dann hieß es wieder an die Arbeit. Planquadrat Fulton und Gold Street. Ja, Omega kostete seinen wohlverdienten Parkplatz, diese Lücke in ihrem Einsatzgebiet, Reihe um Reihe aus, jeden wohltuenden Kubikmeter, und dass ihnen keiner die frische Luft streitig machte. Die Reihe vierstöckiger Mietshäuser war frei von Dämonen, bis auf zwei Selbstmörder, die sie in Gold 42 in Säcke steckten. Die beiden hatten sich in kleinen Wohnungen mit identischem Grundriss umgebracht, die nur zwei Stockwerke auseinanderlagen. Die ältere Bewohnerin von 2R hatte sich an einem Buntglasleuchter im Wohnzimmer aufgehängt. Sobald die Befestigung aus der Decke gerissen war, hatten sich die Gipsbröckchen mit der Fäulnisflüssigkeit vermischt und ihrem Körper eine einzigartige, klumpige Textur verliehen, die Mark Spitz an die Dinge erinnerte, die in vergammeltem Takeaway-Essen lauerten. Sie war mutiert, in ihrer Pappschachtel ganz hinten im Kühlschrank vergessen. Er erkannte die Ottomane, auf die sie sich gestellt hatte; er hatte in dem Frühjahr, in dem er in den Hobbyraum seiner Eltern eingezogen war, spontan die gleiche online gekauft, ein Sonderangebot. Fleckenabweisend, eines der neuen Wundergewebe, maschinenwaschbar. Er hatte sie dazu benutzt, die versenkten Energiesparlampen des Deckenbogens auszuwechseln, deren bleichem Licht er vorwarf, ihn aller Vitalität und Fröhlichkeit zu berauben.
    Der Nachbarselbstmörder im oberen Stockwerk hatte sich auf seinem Sofa die Kugel gegeben. Der Mann in 4R hatte ein Eulengesicht mit strohigem Haar, und seine verschrumpelten Gliedmaßen stachen aus Kleidungsstücken hervor, die eine Nummer zu groß waren. Er hatte gehungert, bevor er sich um die Ecke gebracht hatte, von dem Weltuntergangsvorrat genascht, den er für seinen marktüblichen Bunker gesammelt hatte: die Badewanne war voll mit blankgeleckten Dosen und ordentlich flachgedrückten Schachteln, die für den Entsorgungstag zusammengebunden und in Tüten verpackt waren. Gary bemerkte, dass sein Gestank nicht dem des durchschnittlichen verwesenden New Yorkers entsprach, und tatsächlich erwies sich die Hutschachtel neben dem Leichnam bei genauerer Inspektion als Grab der flauschigen, eingefallenen Gestalt der Glückskatze, die man auf den zahlreichen Fotos, die die Wohnung schmückten, wiedererkannte. Der

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