Zonta-Norm regelwidrig
entschied, so aus der Erkenntnis heraus, daß Knossis und seine Leute uns keinerlei Handlungsfreiheit einräumen würden. Wir wären ihre Gefangenen, die für sie nach einem wertvollen Schatz zu suchen hatten. Sie würden mit Nachdruck dafür sorgen, daß wir nichts tun konnten, womit sie nicht einverstanden waren. Unter diesen Umständen war für uns aus dem Abkommen mit den Soghmolern nichts zu holen.
Ich mußte anders vorgehen. Wir mußten hier heraus! Allerdings sah ich wenig Hoffnung, daß wir uns aus eigener Kraft befreien konnten. Die Waffen hatte man uns abgenommen, außerdem waren wir an diese häßlichen Liegen gefesselt. Listerman und seine Leute waren anscheinend nicht gefangengenommen worden. Ich war fest überzeugt, daß Listerman und Maykoft längst begonnen hatten, die ganze Stadt nach uns abzukämmen. Das war, solange die Soghmoler still und ruhig in ihrem Versteck saßen, ein ziemlich undankbares Unterfangen. Ich war nahezu sicher, daß wir, noch lange bevor die organisierte Suche begann, von den Soghmolern in aller Hast aus dem Gebäude, in dem man uns überfallen hatte, an einen weit entfernten Ort gebracht worden waren.
Anders sähe die Sache aus, wenn es uns gelänge, den Feind zur Aufgabe dieses Verstecks zu veranlassen. Sobald er sich zu bewegen begann, wuchsen die Aussichten, daß er von unseren Leuten bemerkt wurde. Es war das alte Jägerprinzip: Der sitzende Hase wird leicht übersehen, der laufende zieht das Feuer auf sich.
Ich begutachtete meine Lage und das kleine Möbelstück, an das ich gefesselt war. Und plötzlich hatte ich eine Idee.
Für den Trick, den ich vorhatte, brauchte man kräftige Bauchmuskeln. Glücklicherweise war daran bei mir kein Mangel. Ich krümmte mich zusammen, soweit es mir die Fesselung ermöglich te, und entspannte sodann die Muskeln mit einem Ruck. Der erste Versuch brachte noch keinen Erfolg, aber immerhin wippte die Liege mit dem Fußende nach unten und löste das Kopfende ein oder zwei Sekunden lang vom Boden. Als die Beine unter dem Kopfende wieder aufsetzten, gab es einen ziemlich lauten Knall.
»Was, zum Teufel …« entfuhr es Hannibal.
»Sssst!« machte ich.
Ich faßte mich in Geduld und horchte eine volle Minute lang. Als ich bis dahin nichts gehört hatte, wagte ich zu hoffen, daß der Lärm, den ich gemacht hatte, nicht gehört worden war.
»Wir müssen hier ’raus!« sagte ich zu dem Kleinen.
»Ja, aber erst, wenn ich mein Sektfrühstück gehabt habe«, antwortete er, womit er wohl andeuten wollte, daß er das eine Verlangen für ebenso unerfüllbar hielt wie das andere.
»Quatsch nicht!« fuhr ich ihn an. »Und hilf mir, sobald ich auf die Beine gekommen bin!«
»Wie denn?« jammerte er.
Ich wiederholte meinen Versuch. Auch diesmal gelang er nicht, aber ich hatte aus dem ersten Anlauf gelernt. Diesmal kippte die Liege schon deutlicher. Beim dritten Mal bekam ich die Füße auf den Boden. So gut ich konnte, spannte ich die Muskeln noch im Aufschwung von neuem und entspannte sie so, daß ein kräftiger Ruck mich nach vorne riß. Mit Mühe fand ich mein Gleichgewicht, bevor ich vornüber aufs Gesicht stürzte.
Jetzt stand ich mitten im Raum, auf meinen eigenen zwei Füßen, und schleppte auf dem Rücken eine marsianische Liege mit mir herum, an die ich gefesselt war. Der Anblick muß wohl erheiternd gewesen sein, denn der Kleine gab ein glucksendes Lachen von sich.
»Kommst du mit den Fingern an die Knoten?« fragte ich.
»Pech gehabt, Großer!« spottete er. »Es gibt keine Knoten. Sie haben die Enden der Taue miteinander verschweißt.«
Ich zerdrückte einen bitterbösen Fluch zwischen den Zähnen. Zerstört war eine meiner Hoffnungen! Also mußte ich mich mit der Liege abfinden.
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