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Zonta-Norm regelwidrig

Zonta-Norm regelwidrig

Titel: Zonta-Norm regelwidrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ent­schied, so aus der Er­kennt­nis her­aus, daß Knos­sis und sei­ne Leu­te uns kei­ner­lei Hand­lungs­frei­heit ein­räu­men wür­den. Wir wä­ren ih­re Ge­fan­ge­nen, die für sie nach ei­nem wert­vol­len Schatz zu su­chen hat­ten. Sie wür­den mit Nach­druck da­für sor­gen, daß wir nichts tun konn­ten, wo­mit sie nicht ein­ver­stan­den wa­ren. Un­ter die­sen Um­stän­den war für uns aus dem Ab­kom­men mit den So­gh­mo­lern nichts zu ho­len.
    Ich muß­te an­ders vor­ge­hen. Wir muß­ten hier her­aus! Al­ler­dings sah ich we­nig Hoff­nung, daß wir uns aus ei­ge­ner Kraft be­frei­en konn­ten. Die Waf­fen hat­te man uns ab­ge­nom­men, au­ßer­dem wa­ren wir an die­se häß­li­chen Lie­gen ge­fes­selt. Lis­ter­man und sei­ne Leu­te wa­ren an­schei­nend nicht ge­fan­gen­ge­nom­men wor­den. Ich war fest über­zeugt, daß Lis­ter­man und May­koft längst be­gon­nen hat­ten, die gan­ze Stadt nach uns ab­zu­käm­men. Das war, so­lan­ge die So­gh­mo­ler still und ru­hig in ih­rem Ver­steck sa­ßen, ein ziem­lich un­dank­ba­res Un­ter­fan­gen. Ich war na­he­zu si­cher, daß wir, noch lan­ge be­vor die or­ga­ni­sier­te Su­che be­gann, von den So­gh­mo­lern in al­ler Hast aus dem Ge­bäu­de, in dem man uns über­fal­len hat­te, an einen weit ent­fern­ten Ort ge­bracht wor­den wa­ren.
    An­ders sä­he die Sa­che aus, wenn es uns ge­län­ge, den Feind zur Auf­ga­be die­ses Ver­stecks zu ver­an­las­sen. So­bald er sich zu be­we­gen be­gann, wuch­sen die Aus­sich­ten, daß er von un­se­ren Leu­ten be­merkt wur­de. Es war das al­te Jä­ger­prin­zip: Der sit­zen­de Ha­se wird leicht über­se­hen, der lau­fen­de zieht das Feu­er auf sich.
    Ich be­gut­ach­te­te mei­ne La­ge und das klei­ne Mö­bel­stück, an das ich ge­fes­selt war. Und plötz­lich hat­te ich ei­ne Idee.
    Für den Trick, den ich vor­hat­te, brauch­te man kräf­ti­ge Bauch­mus­keln. Glück­li­cher­wei­se war dar­an bei mir kein Man­gel. Ich krümm­te mich zu­sam­men, so­weit es mir die Fes­se­lung er­mög­lich te, und ent­spann­te so­dann die Mus­keln mit ei­nem Ruck. Der ers­te Ver­such brach­te noch kei­nen Er­folg, aber im­mer­hin wipp­te die Lie­ge mit dem Fußen­de nach un­ten und lös­te das Kopf­en­de ein oder zwei Se­kun­den lang vom Bo­den. Als die Bei­ne un­ter dem Kopf­en­de wie­der auf­setz­ten, gab es einen ziem­lich lau­ten Knall.
    »Was, zum Teu­fel …« ent­fuhr es Han­ni­bal.
    »Ss­s­st!« mach­te ich.
    Ich faß­te mich in Ge­duld und horch­te ei­ne vol­le Mi­nu­te lang. Als ich bis da­hin nichts ge­hört hat­te, wag­te ich zu hof­fen, daß der Lärm, den ich ge­macht hat­te, nicht ge­hört wor­den war.
    »Wir müs­sen hier ’raus!« sag­te ich zu dem Klei­nen.
    »Ja, aber erst, wenn ich mein Sekt­früh­stück ge­habt ha­be«, ant­wor­te­te er, wo­mit er wohl an­deu­ten woll­te, daß er das ei­ne Ver­lan­gen für eben­so un­er­füll­bar hielt wie das an­de­re.
    »Quatsch nicht!« fuhr ich ihn an. »Und hilf mir, so­bald ich auf die Bei­ne ge­kom­men bin!«
    »Wie denn?« jam­mer­te er.
    Ich wie­der­hol­te mei­nen Ver­such. Auch dies­mal ge­lang er nicht, aber ich hat­te aus dem ers­ten An­lauf ge­lernt. Dies­mal kipp­te die Lie­ge schon deut­li­cher. Beim drit­ten Mal be­kam ich die Fü­ße auf den Bo­den. So gut ich konn­te, spann­te ich die Mus­keln noch im Auf­schwung von neu­em und ent­spann­te sie so, daß ein kräf­ti­ger Ruck mich nach vor­ne riß. Mit Mü­he fand ich mein Gleich­ge­wicht, be­vor ich vorn­über aufs Ge­sicht stürz­te.
    Jetzt stand ich mit­ten im Raum, auf mei­nen ei­ge­nen zwei Fü­ßen, und schlepp­te auf dem Rücken ei­ne mar­sia­ni­sche Lie­ge mit mir her­um, an die ich ge­fes­selt war. Der An­blick muß wohl er­hei­ternd ge­we­sen sein, denn der Klei­ne gab ein gluck­sen­des La­chen von sich.
    »Kommst du mit den Fin­gern an die Kno­ten?« frag­te ich.
    »Pech ge­habt, Großer!« spot­te­te er. »Es gibt kei­ne Kno­ten. Sie ha­ben die En­den der Taue mit­ein­an­der ver­schweißt.«
    Ich zer­drück­te einen bit­ter­bö­sen Fluch zwi­schen den Zäh­nen. Zer­stört war ei­ne mei­ner Hoff­nun­gen! Al­so muß­te ich mich mit der Lie­ge ab­fin­den.

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