Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
Vom Netzwerk:
hoffe ich. Vielleicht findet Czernyk heraus, wo genau diese Filme aufgenommen wurden.« Es klickte leise, als Zorn die Mine des Kugelschreibers hinein- und hinausschnellen ließ. »Möglicherweise sind noch andere Personen daran beteiligt gewesen.«
    Klick.
    »Wo ist Czernyk jetzt?«
    »Im Hotel, soweit ich weiß.«
    Klick.
    »Was ist mit dem verschwundenen Mädchen?«
    Klick. Klick.
    »Martha Haubold? Die Fahndung läuft.«
    »Und ihr Bruder, Eric? Er muss sich doch gewehrt haben, gibt es DNA-Spuren?«
    Schröder zog ein weißes Taschentuch aus der Brusttasche und wischte sich damit über den Nacken. »Davon gehen wir aus. Den Bericht erwarten wir heute Nachmittag. Dann wissen wir mehr.«
    »Richtig«, nickte Zorn.
    Klick. Klick. Klick.
    »Lassen Sie das bitte.« Frieda Borck beugte sich über den Tisch und riss Zorn den Kugelschreiber aus der Hand. Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Sie warf den Stift hinter sich auf das Fensterbrett. Dann sah sie Zorn direkt in die Augen.
    »Wie fühlen Sie sich eigentlich, Herr Hauptkommissar?«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Sie hatten am Montag einen Zusammenbruch. Die halbe Stadt hat dabei zusehen dürfen.«
    Zorn wurde puterrot. »Das war überhaupt nichts! Ein kleiner Kreislauf…«
    »Ich möchte«, unterbrach sie ihn, »dass Sie sich vom Amtsarzt durchchecken lassen. Und zwar gründlich. Sie sind der Leiter der Ermittlungen, und ich will sichergehen, dass Sie voll einsatzfähig sind.«
    »Ich bin fit! Topfit!«
    »Das werden wir sehen. In Ihrem Alter müssen Sie vorsichtig sein.«
    Dann bestell mir schon mal einen Grabstein, du vorlautes Huhn, dachte Zorn wütend.
    Sie stand auf.
    »Sonst noch Fragen?«
    Zorn sah beleidigt aus dem Fenster.
    »Gut«, erklärte die Staatsanwältin. »Dann würde ich sagen, Sie fangen an.«
    Na klar, dachte Zorn. Jetzt musst du mir nur noch verraten, womit.
    Ich habe nämlich keine Ahnung, was wir als Nächstes tun sollen.
    *
    Kurz darauf saß Claudius Zorn in seinem Büro. Die Füße hatte er auf dem Schreibtisch zwischen einem halbvollen Glas Cola und der Tastatur seines Rechners abgelegt. Er schwitzte. Und er hatte Hunger, kurz spielte er mit dem Gedanken, in die Kantine zu gehen, ließ es dann aber bleiben. Er hatte keine Lust aufzustehen. Egal, der Hunger würde verschwinden, das wusste er.
    Und er wusste, dass die Staatsanwältin recht hatte: Seit dem ersten Mord waren anderthalb Wochen vergangen, und sie hatten nichts Konkretes in der Hand. Absolut nichts.
    Ein paar Meter weiter saß Schröder am Schreibtisch, las Berichte und telefonierte, dass der Hörer heiß lief. Wenn es etwas Neues gab, würde er sich sofort melden.
    Zorn seufzte.
    Irgendetwas musste er tun. Aber was?
    Er langte nach vorn und öffnete eine Schublade. Schob die Pistole beiseite und griff eine Büroklammer, die er vorsichtig aufbog.
    Dann begann er, sich die Fingernägel zu säubern.
    Und wartete.
    *
    Der Club lag gegenüber dem ehemaligen Straßenbahndepot, nur einen Steinwurf entfernt von der alten Burg. Der Biergarten war der schönste der Stadt, er zog sich terrassenförmig nach oben, überall waren Stechpalmen und Oleanderbüsche in riesigen Kübeln verteilt, große beigefarbene Sonnenschirme spendeten Schatten.
    Frieda Borck saß oben am Zaun unter einer riesigen Ulme, trank einen Cappuccino und las in der neuesten Ausgabe des Mitteldeutschen Tageblattes .
    Sie war oft hier. Ihr Büro verließ sie nicht vor achtzehn Uhr, meist fuhr sie danach zum Club, aß etwas zu Abend und begab sich dann nach Hause in ihre kleine Wohnung in der Innenstadt.
    Es war jetzt ein knappes halbes Jahr her, seit sie in die Stadt gekommen war. Freunde hatte sie hier keine gefunden. Nicht etwa, weil sie ein verschlossener Mensch gewesen wäre, es hatte sich einfach nicht ergeben. Eine Tatsache, die sie nicht weiter störte, tagsüber hatte sie ihre Arbeit und abends war sie meist zu müde, um noch mit jemandem reden zu wollen. Manchmal, an den Wochenenden, ging sie abends hier tanzen. Natürlich spürte sie die Blicke der Männer, wenn sie den Club betrat, schließlich war sie nicht dumm und sie wusste, wie gut sie aussah. Ab und zu ließ sie sich zu einem Bier einladen, doch sie ging immer allein nach Hause. Dann, wenn sie in ihrem großen Bett lag, gab es Momente, in denen sie sich nach Wärme sehnte. Aber die gingen vorbei.
    Sie hatte ihren Job. Sie mochte das, was sie tat. Die Staatsanwältin war noch keine dreißig, jung genug, um zu glauben, dass sie mit ihrer

Weitere Kostenlose Bücher