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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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»Ich verdränge es.«
    Zorn nickte schweigend. Das war etwas, was er sehr gut verstand.
    »Pädophilie ist eine Krankheit«, fuhr Czernyk fort. »So sehe ich es jedenfalls. Manche, die meisten sogar, wehren sich dagegen. Sie würden niemals ein Kind anfassen. Und sie nehmen Medikamente, gehen zum Psychologen, es gibt Selbsthilfegruppen. Andere sind schwach, reden sich ein, dass die Kinder es nicht anders wollen, nennen es Liebe. Obwohl sie wissen, dass sie ein Verbrechen begehen. Das sind die Menschen, die sich so etwas ansehen.« Czernyk bot Zorn ein Stück Apfelsine an, der lehnte schweigend ab. »Die Leute, die diese Filme herstellen, sind die schlimmsten. Es ist ein Geschäft, es gibt Tauschbörsen, Chatrooms, Webseiten auf ausländischen Servern. Ich jage diese Schweine. Das ist mein Job.«
    Czernyk sprach leise, emotionslos. Jedes Wort war wohlüberlegt.
    Er sieht aus wie ein Lackaffe, dachte Zorn, aber ich möchte ihn nicht zum Feind haben.
    »Warum tun Sie sich das an?«, fragte er.
    »Weil es sonst niemand tut.« Czernyk legte die Serviette beiseite und glättete das Tischtuch. »Kommen wir zu dem, was für Sie wichtig ist. Es gibt einen Extraordner auf der Festplatte. Zwölf Filme, sie sind über zehn Jahre alt.«
    Zorn horchte auf.
    »Sie wissen, von wem diese Filme stammen?«
    »Vorerst nicht. Natürlich achtet der, der die Kamera bedient, peinlich darauf, nicht erkannt zu werden.«
    »Dann nützt uns das nichts.«
    »Ich bin noch nicht fertig. Ich habe mir Ihre Akten genau angesehen. In die Mordfälle sind fünf Jugendliche verwickelt.«
    »Richtig«, nickte Zorn.
    »Björn Grooth und Udo Kempff sind die Opfer. Martha und Eric Haubold sowie Max Brandt waren mit den beiden befreundet.«
    »Stimmt auch.«
    »Alle fünf sind als Kinder missbraucht worden.«
    »Hören Sie«, erklärte Zorn. »Anfangs habe ich Sie für einen parfümierten Schnösel gehalten. Mittlerweile glaube ich, dass Sie ein hervorragender Ermittler sind. Das macht Sie aber noch lange nicht zum Hellseher,«
    »Sie sind missbraucht worden«, wiederholte Czernyk ruhig.
    »Wie können Sie da so sicher sein, verdammt?«
    »Weil ich es gesehen habe.«
    »Wo?«, fragte Zorn, obwohl er die Antwort ahnte.
    Czernyk nahm die Brille ab. Seine schwarzen Augen glänzten.
    »Zwölf Filme, vor über zehn Jahren aufgenommen. Mit immer denselben Kindern, ein Mädchen und vier Jungen, alle damals circa sechs Jahre alt.«
    Zorn griff sich an den Kopf.
    »Martha Haubold und ihre Freunde.«
    »Ja. Es ist eindeutig.«
    »Mein Gott«, stöhnte Zorn.
    »Gott ist der Letzte, der Ihnen in dieser Sache helfen wird.«
    »Das ist mir klar.« Zorn holte tief Luft. »Niemand weiß das besser als ich.«
    *
der nebel lichtet sich, langsam erhole ich mich, ich komme wieder zu kräften
das ist gut, ich habe noch viel zu tun
    *
    Sie saßen auf der Bank vor dem Präsidium. Schröder wirkte müde und übernächtigt, Zorn, der eine Zigarette nach der anderen rauchte, bemerkte es nicht.
    »Weißt du«, sagte Zorn, »ich war wirklich bescheuert. Ich hab die ganze Zeit gedacht, dass wir was übersehen haben.« Er stützte die Ellenbogen auf die Knie und sah nachdenklich zu, wie der Zigarettenrauch langsam davonwehte. »Ein Priester, der Kinder missbraucht. Das war mir einfach zu naheliegend. Ich meine, Czernyk muss natürlich noch prüfen, ob es Giese war, der die Filme aufgenommen hat, aber dass sie auf seiner Festplatte sind, ist eigentlich schon Beweis genug, oder?«
    Als keine Antwort kam, sah Zorn auf. Schröder saß da, die Aktentasche lag auf seinem Schoß, er hielt sie mit beiden Händen umklammert und starrte vor sich hin. Zorn stupste ihn in die Seite.
    »Oder etwa nicht?«
    »Was?«
    »Ich sagte, dass Giese jetzt so gut wie überführt ist.«
    »Ja.« Schröder richtete sich ein wenig auf. »Entschuldige, ich war ein wenig abwesend.«
    »Was ist los mit dir?«
    »Was soll sein, Chef?«
    Zorn warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Du siehst aus, als hättest du auf einer Müllkippe geschlafen. Und du solltest dich rasieren.«
    »Du hast recht.« Schröder fuhr sich mit der Hand über die Wangen und erzeugte ein lautes, kratzendes Geräusch. »Ich bin heut früh nicht dazu gekommen.«
    Zorn zündete sich die nächste Zigarette an.
    »Ich frage mich, warum ich es nicht gemerkt habe. Ich hab mit Giese gesprochen, er kam mir völlig normal vor. Wieso, verdammt nochmal, hab ich nicht gemerkt, was für ein krankes Schwein das ist?«
    Schröder öffnete den Mund, als wolle er

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