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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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air-Überwurf und ein paar Holzschnitzereien, die du von deinen Reisen mitgebracht hast. » Ich arbeite noch daran«, sagst du und erzählst mir, dass dein Dad die Wohnung eigens für dich gekauft hat.
    » Schön für dich«, sage ich, ohne nachzudenken, und bereue es sofort. Dein Vater ist vor zwei Wochen gestorben. Ich wollte zu seiner Beerdigung kommen, aber du erklärtest mir nachdrücklich, sie sei nur für Angehörige und Freunde. Ich fragte nicht, in welche Kategorie ich dann gehörte.
    » In den letzten sieben Jahren hat er versucht, Wiedergutmachung an mir zu leisten«, sagst du mit einer Handbewegung, die den Raum umfasst. » Dies, dies alles und al les andere, war seine Art, um Verzeihung zu bitten.«
    Du lässt diesen Gedanken schwer im Raum hängen, sodass er uns niederdrückt. Ich rutsche unbehaglich auf dem Sofa hin und her und nehme einen Schluck Tee.
    Ich möchte Fotos von deinen Reisen sehen, sieben Jahre in Bildern, damit ich weiß, wo du gewesen bist. Ich habe immer Kontakt zu deinem Vater gehalten, vorgeblich um Neuigkeiten von dir zu erfahren, aber manchmal redeten wir auch unter Erwachsenen übers Leben oder die Arbeit. Dann erzählte er, wie er mich im Fernsehen gesehen hatte, und sein Lob bedeutete mir viel. Er sagte, er vermisse die Zeit, in der wir sein Haus mit Singen und grässlicher Musik gefüllt hatten, und ich gestand ihm, wie sehr ich seinen Zuckermais im Teigmantel und sein ungelenkes Tanzen vermisste. Er wollte nur, dass alle glücklich waren, nicht wahr? Das war eine seiner größten Stärken, aber zugleich auch seine Schwäche. Er war konfliktscheu, mied Konfrontationen.
    Du blätterst die Alben rasch mit mir durch. Granada, wo du Englischlehrerin warst. Die Alhambra. » Kommt mir wie eine Ewigkeit vor«, sagst du und zwickst dir in den Bauch, der früher so flach war. » Das kommt von den kostenlosen Tapas. Ich bin die Pfunde nie mehr losgeworden.« Dann sind wir in Madrid. Du sonnengebräunt und lächelnd mit deinem spanischen Freund Francesco, der besitzergreifend einen Arm um dich legt. Danach verändert sich die Landschaft. Als Nächstes sind wir in Indien: du in Sarongs, von der Sonne geblendet in die Kamera blinzelnd. Du bist in Jaipur, die Himmel sind heller, heißer, die Wegweiser exotischer, Agra, das Tadsch Mahal, Palolem Beach in Goa, ein Aschram in Kerala. Du erzählst mir, dass du ein paar total sensationelle Stellungen gelernt hast, und machst mir gleich eine vor. Du streckst ein Bein rückwärts aus, reckst die Arme nach vorn und verharrst minutenlang still wie eine Statue in dieser Haltung. Deine Halsschlagader pulsiert, und die Armmuskeln ziehen sich unter deiner gebräunten Haut zusammen. Ich bilde mir ein, auf deinen Armen noch heute kreuz und quer verlaufende alte Ritzspuren zu sehen. Die Narben deiner Vergangenheit.
    » Das ist der Krieger drei«, erklärst du mir schwer atmend. » Dabei geht’s um Körperbeherrschung, Rachel, man fixiert einen Punkt und versucht, sich nicht zu bewegen.«
    Nach dieser Machtdemonstration setzt du dich mit Schweißperlen auf der Stirn wieder aufs Sofa und wendest dich mir triumphierend zu, als hättest du mir ein Fenster in eine andere Welt gezeigt. » Es gibt ein Leben außerhalb von Brighton, weißt du, Rachel«, sagst du.
    Ich wende ein, dass ich seit fünf Jahren in London lebe, aber du schüttelst den Kopf, als zählte das nicht. Und plötzlich fühle ich mich sieben Jahre zurückversetzt. Wir sind wieder achtzehn, du gibst den Ton an, bist bestimmend, leuchtest für uns beide, ich schwimme in deinem Kielwasser. Ich bemerke, wie du erwartest, dass ich wieder meine alte Rolle einnehme. Aber das tue ich nicht, das lasse ich nicht zu.
    » Ich bin froh, dass du dich wieder gefangen hast«, sage ich und sehe deine Augen stählern blitzen. Ich bewege mich in vermintem Gelände, aber ich weiß, dass ich es durchqueren muss, um wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Ohne deine Reaktion voraussehen zu können, fahre ich fort: » Das war das Schwierigste in meinem Leben«, sage ich, während das Herz mir bis zum Hals schlägt. » Ich wollte dir nur helfen, das wollten wir beide, dein Dad und ich. Das verstehst du hoffentlich.«
    Du blätterst die Fotoalben immer schneller durch, ohne die Bilder richtig anzusehen, bis du bei einer Aufnahme haltmachst, die deinen Vater vor dem Opernhaus in Sydney zeigt.
    » Letztlich ist er an Schuldgefühlen gestorben.«
    » Er hatte Krebs«, sage ich.
    » Sie haben ihn aufgezehrt. Er

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