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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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Er sah meinen Bruder an. Patrick
schüttelte den Kopf. »Wenn er sich wehrt, hab ich was Besseres als meine bloßen
Hände.«
    Ich hielt vor Schreck die Luft an, als er eine Pistole aus der
Tasche zog. Sie wollten Blut fließen sehen. Ich konnte es fast riechen. Hatten
sie den Segen meiner Mutter und wusste diese, was sich in Jacks Tasche befand?
    Â»Vergesst nicht, Jungs, ihr seid in Cincinnati, nicht zu Hause.
Möchtet ihr im Gefängnis landen? Lasst uns Isabelle heimbringen. Komm,
Isabelle.«
    Â»Ich bleibe hier, Daddy. Ich liebe ihn.«
    Jack und Patrick traten einen Schritt vor. Ihre Blicke waren so
verächtlich, als wäre ich irgendein ekelerregendes Getier.
    Â»Isabelle, Liebes, du hast keine andere Wahl. Du bist nicht
volljährig, die Ehe ist ungültig. Du kommst mit uns mit«, sagte mein Vater, der
sich in diesem Moment gegen mich stellte, obwohl er sich niemals gegen
irgendjemanden behauptete. Obwohl er mich am meisten liebte. Wie konnte er mir
das nur antun?
    Aber was blieb mir anderes übrig, als mich in mein Schicksal zu
fügen? Vermutlich war es das Beste für Robert, wenn ich mitging, so dachte ich.
Irgendwann würde es uns gelingen, den Orten und Menschen zu entfliehen, die
unsere Liebe nicht billigten. Wir waren verheiratet, zumindest vor Gott, und
hatten das Recht, zusammen zu sein.
    Aber ich irrte mich. Ich hätte mich weigern sollen, sie zu
begleiten. Ich hätte wegrennen sollen, fliehen vor denen, die immer behauptet
hatten, mich zu lieben.

VIERUNDZWANZIG
    DORRIE, GEGENWART
    Wie Miss Isabelle sich wohl gefühlt haben mochte, als sie
das Zimmer, das ihr und Roberts Zuhause hätte werden sollen, verließ? Und
Roberts Reaktion, wenn er es bei seiner Rückkehr leer vorfand? Aber wer weiß,
was passiert wäre, wenn er nicht etwas zu essen geholt hätte. Was ihre
Scheusale von Brüdern ihm angetan hätten? Scheusal –
zweiundsechzig senkrecht. Und ihr Vater? Ich fand’s furchtbar, dass er ihre
Brüder auf sie losgelassen hatte.
    Wir waren glatt an Elizabethtown vorbeigefahren, weil ich’s nicht
übers Herz brachte, Miss Isabelle zu unterbrechen. Aber vor uns lag eine andere
Ausfahrt.
    Â»Hunger?«, fragte ich.
    Miss Isabelle seufzte. »Ich habe tatsächlich Hunger.« Sie klang
überrascht. »Lass uns rausfahren.«
    Wir entschieden uns für ein Lokal einer großen Kette.
    Am Nebentisch saß ein Ehepaar, das es offensichtlich – selbst heute
noch – nicht fassen konnte, dass eine Schwarze und eine ältere weiße Dame
zusammen aßen. Der Mann starrte uns an und stieß seine Frau mit dem Fuß an. Sie
schaute kurz kopfschüttelnd zu uns herüber, wandte sich jedoch wieder ihren
Pfannkuchen zu.
    Es wäre das Einfachste gewesen, ihn zu ignorieren. Aber wir waren
wohl beide ein bisschen mitgenommen von Miss Isabelles Erzählung über den Tag
nach ihrer Hochzeit. Und außerdem – wie sollte ich eine fast Neunzigjährige
daran hindern, jemandem die absolut zutreffende Meinung zu sagen? Das hätte
doch von mangelndem Respekt gezeugt.
    Â»Junger Mann«, begann sie, und ich hätte beinahe laut aufgelacht.
Der Typ war mindestens sechzig. »Haben Sie nichts Besseres zu tun, als Leute
anzugaffen?«
    Er sah erst seine Frau, dann seinen Teller an. Aber während wir
unser Essen bestellten, starrte er erneut herüber. Vermutlich hätte Miss
Isabelle ihm keine Beachtung mehr geschenkt, wenn er sich nicht, einen
Zahnstocher im Mundwinkel und die Beine auf äußerst ordinäre Weise weit gespreizt,
auf dem Kunstledersitz zurückgelehnt und seiner Frau laut zugeraunt hätte: »Hab
noch nie eine Schwarze mit einer alten weißen Frau in einem Lokal gesehen.
Wahrscheinlich ihr Dienstmädchen.« Er lachte spöttisch. »Die Lady führt sie zu
ihrem Geburtstag aus oder so. Warum sonst …«
    Mit einem Ächzen stand Miss Isabelle von ihrem Stuhl auf. Es war ihr
deutlich anzusehen, wie genervt sie von diesem Typen war, und ich war sehr
gespannt darauf, was sie tun würde.
    Â»Sie ist nicht mein Dienstmädchen, sondern meine Enkelin.«
    Dem Typ und mir fiel die Kinnlade herunter.
    Â»Nicht zu fassen, dass man Leute wie Sie frei herumlaufen lässt.
Falls Ihnen das entgangen sein sollte: Inzwischen ist es völlig in Ordnung,
wenn Weiße und Schwarze befreundet oder miteinander verwandt sind. Oder
heiraten.«
    Miss Isabelle winkte den

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