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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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ihre
Tochter schwanger war.
    Stevie junior rief an, und obwohl ich ihn noch gern hätte schmoren
lassen, ging ich ran.
    Sofort sprudelte es aus ihm heraus. »Mom, Bailey flippt total aus.
Sie will das Geld bis morgen früh, sonst sagt sie’s ihrer Mom, und die sagt’s
ihrem Dad, und der zieht mir das Fell über die Ohren.«
    Â»Moment!« Ich zwang mich, gleichmäßig zu atmen – ein, aus, ein, aus – und weiterhin auf den Verkehr zu achten.
    Â»Moment? Du hast keine Ahnung, was hier läuft, Mom.«
    Â»Du meinst, ich wüsste nichts über Teenager-Schwangerschaften? Da
magst du recht haben.«
    Er schien meinen spitzfindigen Hinweis auf seine eigenen
Zeugungsumstände zu verstehen.
    Â»Mom, du musst mir trotzdem das Geld lassen, sonst dreht ihr Dad mir
die Gurgel um. Ich zahl’s dir zurück. Versprochen. Ich such mir einen Job.
Bitte, Mom.«
    Â»Ich muss?« Ich war so wütend, dass ich nur am Rande mitbekam, wie
ich das Gaspedal durchtrat. »Junge, das Geld, das du mir gestohlen hast, war
ganz schön hart verdient. Glaubst du, das kannst du einfach so behalten?«
    Er brüllte mich an, was für eine grausame Mutter ich sei, dass ich
ihn in Lebensgefahr bringe und die ganze Zeit bloß arbeite und ihm keine
Beachtung schenke und BiBi bevorzuge und ihm ja gar nichts anderes übrig blieb,
als sich jemanden zu suchen, der ihn liebt …
    Im Rückspiegel sah ich einen Streifenwagen mit Blaulicht. Das
verbesserte meine Laune nicht gerade.
    Ich gab Miss Isabelle das Handy, die es stirnrunzelnd entgegennahm.
    Â»Junger Mann?«, sagte sie, und sofort hörte das Geschimpfe am
anderen Ende der Leitung auf. Ich fuhr den Wagen an den Straßenrand.
    Â»Deine Mutter ist ein Engel«, erklärte sie. »Ein Engel der Barmherzigkeit . Dein Gezeter nützt überhaupt nichts. Ohne
deine Mutter hätte die Polizei dich längst festgenommen. Lass dir das mal durch
den Kopf gehen, und melde dich wieder, wenn du dich beruhigt hast. Im Moment
hat sie andere Probleme.«
    Ich versuchte gleichzeitig, den Polizisten, der sich meinem Fenster
näherte, und Miss Isabelle im Auge zu behalten, die das Gespräch beenden
wollte. »Der rote Knopf«, sagte ich, bevor ich das Fenster herunterließ.
    Â»Sind Sie in Eile, Ma’am?«, fragte der Beamte.
    Â»Ja«, nickte ich beherrscht.
    Â»Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte.«
    Ich holte den Führerschein aus meiner Brieftasche, Miss Isabelle
suchte die anderen Papiere heraus. Wir warteten schweigend, während der
Polizist zu seinem Wagen ging. Wenig später kam er zurück.
    Â»Sie sind zu schnell gefahren. Das gibt einen Strafzettel. Außerdem
muss ich Sie verwarnen, weil Ihr Führerschein vor zwei Wochen abgelaufen ist.
Vielleicht lassen die drüben in Texas so etwas durchgehen, aber hier in
Kentucky könnte ich Sie deswegen verhaften.« Er sah Miss Isabelle an, als wäre
sie der einzige Grund für seine Nachsicht.
    Ich warf einen Blick auf meinen Führerschein, den ich eigentlich nur
herausholte, wenn ich über das uralte Foto lachen wollte. Der Staat Texas
schickte einem wegen jedem Mist eine Erinnerung, warum nicht, wenn der
Führerschein ablief? Der Beamte ließ mich die Verwarnungsbestätigung
unterschreiben, bevor er uns einen schönen Abend wünschte und davonstiefelte.
    Â»Tut mir leid, Miss Isabelle, ich wusste nicht, dass ich Sie mit
abgelaufenem Führerschein herumfahre. Und dann der verdammte Junge. Den
Strafzettel zahlt er, sobald er den Job hat, nach dem er wahrscheinlich gar
nicht sucht. Was machen wir jetzt? Wollen Sie fahren?«
    Miss Isabelle seufzte. »Meiner ist schon vor drei Jahren abgelaufen,
also ist es vermutlich besser, wenn du am Steuer bleibst. Halt dich an die
Verkehrsregeln, dann passiert schon nichts.« Sie tätschelte meine Hand. »Und
falls du dich wunderst, jemand musste deinem Sohn mal Bescheid sagen.«
    Nickend setzte ich den Blinker, um mich in den fließenden Verkehr
einzuordnen. »Der hat mich bloß nicht eingebuchtet, weil Sie dabei sind, da
können Sie Gift drauf nehmen, Miss Isabelle.«
    Miss Isabelle sah mich an. Und diesen Blick kannte ich nur allzu gut – von anderen Leuten und aus anderen Situationen: Ihr
Schwarzen meint immer, wir alle wollen euch nur Böses.
    Und das brachte mich abermals auf die Palme. Ich schaltete den Motor
aus. Miss Isabelle machte große Augen,

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