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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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ausspricht, wie man mit Betrügern seines Schlags verfahren sollte.“
    Die Radikalität, mit der es nun aus ihr hervorbrach, ließ mich schaudern. Ihre Abscheu gegenüber Klausberger hatte die Schranke der Zurückhaltung, die Lebenspartnern von Politikern vorgesetzt ist, vollends durchbrochen. Sie muss ihn gehasst haben, womöglich schon von Anfang an, und außerdem hat sich ja doch einer gefunden, dachte ich. Andernfalls säße Klausberger beim Frühstück und wäre nicht in einer Blechkiste auf dem Weg in die Gerichtsmedizin. Mit leerem Magen, so wie ich.
    Überhaupt, was heißt einer? Muss es denn ein Mann sein? Die Wucht des Stiches hat mich zu der Annahme verleitet. Können es Frauen nicht ebenso gut, das kraftvolle Zustechen? Abgrundtiefer Hass treibt, und manchmal auch in den Abgrund. Warum soll der Mord politisch sein, werde ich sagen, aus politischen Motiven verübt, wie man so schön sagt, wenn s endlich einmal einen von denen erwischt hat? Ein Mord als finaler Stimmzettel? Das ist doch absurd, meine Herren, werde ich sagen. Seit siebzehn Jahren bin ich im Polizeidienst, werde ich sagen, und in diesen siebzehn Jahren hat es das nicht gegeben. Meine Herren, ich bitt sie. Und seit ich vor drei Jahren zum Leiter des Morddezernates bestellt worden bin, als einer der jüngsten des Landes überhaupt, erst recht nicht. Kein politischer Mord. Die schönsten Morde haben wir gehabt in all der Zeit. Morde im Drogenmilieu, Morde an unliebsamen Komplizen, Morde aus Geldgier, Morde aus Hass, womöglich aus Eifersucht und sogar Morde aus bloßer Lust am Töten. All das hat es gegeben. Aber keinen politischen. Der österreichische Mörder ist kein politischer, der braucht das persönliche Umfeld des Opfers. Dort ist er zu suchen, und dort ist er zu finden. Da können die Vögel spekulieren, was sie wollen. Warum also, sage ich, meine Herren, werde ich sagen, soll es hier anders sein? Noch dazu, wo der Klausberger ein Privatleben geführt hat, na, ich sage Ihnen, meine Herren, eine Fleisch gewesene Angriffsfläche ist der Klausberger gewesen, für gehörnte Ehemänner und für verschmähte Liebhaberinnen.
    Barbara Klausberger fuhr fort, als hätte sie meine Gedanken erraten: „Fragen Sie seine Sekretärin nach den Weibern. Da müssen Sie suchen.“ Ein matt leuchtender Film benetzte ihre Augen und fing sich in den langen Wimpern der unteren Lider zu kleinen Tropfen. Sie machte ein paar Schritte zu einer elegant geschwungenen Kommode in der Vorhalle, kritzelte etwas auf ein Blatt Papier und gab es mir. „Da ist ihre Handynummer.“ Ihre Stimme vibrierte. „Und jetzt gehen Sie bitte.“ Dabei drückte sie die Türe mit sanfter Bestimmtheit zu, und ich machte nicht den Versuch, sie daran zu hindern.
    Sie hat alle Motive dieser Welt, überlegte ich auf dem Weg zurück zum Wagen. Und doch habe ich sie bisher keinen Moment im Verdacht gehabt. Ist es die Abneigung ihrem Mann gegenüber, diese so offen zur Schau gestellte Abneigung? Natürlich kann gerade das ihre Masche sein. Sich selbst ganz gezielt belasten, um derart von sich abzulenken. Das ist doppelte Perfidie. Bestimmt bist du dazu im Stande, Barbara Klausberger, dachte ich und ließ den Motor an. Schließlich hast du mir ungeschminkt vorgeführt, wie man sie sich zunutze machen kann, die Mechanismen und Systeme. Warum also nicht auch Mechanismus und System polizeilicher Arbeit?
    Außerdem holen die Frauen auf, in allen Belangen holen sie auf. In der Wahl ihrer Mittel sind sie schon lange nicht mehr zimperlich. Sie dringen in die letzten männlichen Domänen, fahren betrunken Auto und rauchen sogar Zigarren. Nur in die Dusche pinkeln sie noch nicht. Was ist da schon ein Messermord an der Murpromenade? Ich werde mit Gabi Schulenburg darüber diskutieren, dachte ich erheitert. Ich werde ihr alles erzählen, und sie wird fauchen, dass eine Frau doch nicht den Stier schlachtet, der die Milch gibt. Gewissermaßen. Und beim Joggen schon gar nicht. Weil die wenige Zeit, die frau zum Joggen bleibt, frau auch zum Joggen nützt. Da gibt es bessere Möglichkeiten. Gift, für dich, Ferri, wenn es recht lange dauern soll, würde sie sagen. Und eine Kugel, wenn es ganz schnell gehen soll, weil halt keine Zeit bleibt. Und dazwischen das volle Programm. Und ich werde ihr nicht Recht geben, auch wenn sie Recht hat, weil gerade darin die weibliche Hinterfotzigkeit liegt, werde ich sagen. Und sie wird aufspringen, wie sie nicht nur einmal aufgesprungen ist, und ihren stämmigen Körper

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