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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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verändert. Ich bin jetzt ein anderer, viel mehr als der Polizist von früher, es gibt keine Regeln und keine Dienstvorschriften mehr. Und es gibt auch kein Gericht und keine Richter mehr. Nur Gerechtigkeit. Ich bin der Vollstrecker.
    Es macht mir Freude, mit Würmern, wie dem Hanser, zu spielen. Und mein Spielchen mit dem Schleimböck hat gerade erst begonnen. Mein Vorteil heißt Intelligenz. Es ist eine Intelligenz, die ich zuvor nicht gekannt hatte, eine Intelligenz, die ich erst lernen konnte, nachdem die Erkenntnis gekommen war. Es ist eine Intelligenz, die pur und unbeeinflusst ist, weil sie sich nur auf das Wesentliche konzentrieren darf. Ich wiederhole: Sammeln, studieren, erkennen, analysieren. Geduld! Das Ausarbeiten des perfekten Weges, der zum Ziel führt. Perfektion heißt, keine Fehler zu machen. Keiner traut einem vermeintlichen Simplicissimus wie dem Schutz-Lutz diese Intelligenz zu. Keiner wird einen wie ihn, eine harmlos-unauffällige, gedemütigte und duckmäuserische Fledermaus, verdächtigen. Bingo!
    Im Keller, Samstagabend
    Aufwachen, besoffener Sack!
    „Warum, was ist los, wo bin ich? Hilfe, ich ertrinke!“
    Dieses Haus ist sogar mit einer Dusche ausgestattet, wie du siehst. Ein Kübel kaltes Wasser ins Gesicht klärt den Kopf. Außerdem ist deine Toilette jetzt wieder sauber, ich habe deinen Dreck entsorgt. Hier, die Abendzeitung. Der Klausberger-Mord als Aufmacher und deine Kolumne auf Seite zwei. Kein Zusammenhang. Noch nicht. Nur zwei Menschen, die den Herrn Stadtrat nicht gemocht haben. Sein Mörder und der Herr Starkolumnist. Aber beim Leimböck hat es schon geklickt, da nehme ich jede Wette an. Der Herr Kommissar kombiniert, darin war er immer schon gut. Ermitteln, auswerten und Zusammenhänge hersteilen. Kriminalistische Knochenarbeit. Mosaiksteine sammeln, auflegen und das Gesamtbild finden.
    „Ich brauche was zu trinken. Wasser.“
    Dort drüben auf dem Tisch. Eine ganze Plastikflasche voll. Daneben liegt die Zeitung. Du musst nur aufstehen und hingehen. Schwierig? Weil der Schädel brummt und die Knie zu weich sind?
    „Ich schaff es schon. Siehst du, es geht. Wie war das mit der Zeitung? Ja, jetzt sehe ich es. Aber zuerst das Wasser. Mein Gott tut das gut. Stadtrat brutal erstochen. Nicht sehr fantasievoll. Hat wohl der Chef selbst gemacht. Mysteriöser Mord auf der Grazer Murpromenade. Frank Klausberger starb bei morgendlicher Jogging-Runde.“
    Was ist los? Blättere doch um. Auf Seite zwei siehst du dein Konterfei. Das reimt sich ja sogar. Auf Seite zwei, dein Konterfei. Da denkt sich der Herr Leimböck allerlei. Beim Konterfei.
    „Ein Albtraum, ich bin mitten in einem Albtraum. Hilfe, Hilfe, ich will hier raus. Hört mich keiner? Hilfe! Du bist wahnsinnig, völlig wahnsinnig. Hilfe!“
    Schrei nur, wenn es dich erleichtert. Du bist in einem Keller und die Mauern sind mindestens einen halben Meter dick. Im Umkreis von hundert Metern gibt es kein anderes Haus.
    „Du hast den Klausberger umgebracht. Einfach so. Einen Menschen, der dir nichts getan hat. Ich hab es nicht geglaubt, nicht wirklich. Aber es ist wahr. Es ist tatsächlich wahr. Warum?
    Das weißt du doch längst. Ich habe es für dich getan. Für deine Unsterblichkeit. Du wirst als Berühmtheit in die Kriminalgeschichte eingehen. Der Rächer des machtlosen, von den Polit-Schweinen ausgebeuteten Bürgers. Der Robin Hood des geneppten Steuerzahlers. Klingt doch gut, nicht wahr. Und sie werden dich nie erwischen. Das garantiere ich dir. Du wirst ein Phantom bleiben und am Ende spurlos verschwinden. Weltweite Fahndung, völlig erfolglos. Und den Leimböck wird der Fall Hanser Kopf und Kragen kosten.
    „Das kann nicht wahr sein. Nein, es darf nicht wahr sein. Wach auf, Hanser, wach doch endlich auf!“
    Du bist wach, ich hoffe wach genug für unsere nächste Gesprächsrunde. Später, wenn sie vorbei ist, gibt es die nächste Dosis Schmerztabletten und eine neue Ladung deines Freundes Absolut. Zunächst bitte ich dich aber um etwas Geduld und Aufmerksamkeit. Ich werde dir nämlich jetzt deine nächste Kolumne vorlesen.
    „Meine Kolumne? Einen Scheiß werde ich tun. Warum quälst du mich weiter. Du hast doch schon erreicht, was du wolltest. Ich habe den Klausberger umgebracht, reicht dir das nicht?“
    Psssst. Keine künstliche Aufregung. Bleib ruhig und denk an den Wodka. Ich will dich nicht fesseln, aber wenn es nicht anders geht, dann muss ich es wohl tun. Finger, Zehen, Kniescheiben? Wollen wir nicht. Zu viel Aufwand,

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