zuadraht
wenn es auch mit Vernunft geht. Bist du bereit für die Lesung?
„Dann lies doch, verdammt nochmal. Lies, lies, lies . . .“
Es steht außer Zweifel, dass die Steiermark von der touristischen Erschließung des Thermenlandes profitiert hat. Zweifellos war es ein Segen, als vor einigen Jahrzehnten bei Probebohrungen im damals wirtschaftlich so schwachen Osten unseres Bundeslandes statt des erhofften Öls plötzlich heißes Wasser aus dem Boden schoss. Überraschend schnell verwandelten damals kluge Köpfe die anfängliche Enttäuschung in eine Zukunftshoffnung. Wenn wir schon keine Ölprinzen sein dürfen, dann wenigstens Bademeister! In Loipersdorf und Waltersdorf wuchsen mit kräftiger Unterstützung des Steuerzahlers rasch sogenannte Thermalbäder mitsamt der nötigen Infrastruktur aus dem Boden, Erholungssuchende aus aller Welt nutzten das neue Angebot, und das ehemalige Notstandsgebiet im Osten wurde zu einer gewinnbringenden Bade-Oase. Nichts Neues, wird der geneigte Leser sagen. Was will er denn, der Hanser? Ihre Aufmerksamkeit, sage ich. Denn jetzt kommt es erst: In der scheinbar so blühenden Tourismusregion, auf die alle Steirer – wie uns findige Öffentlichkeitsarbeiter immer wieder einhämmern – so stolz sein sollten, stinkt es gewaltig! Denn jener Mann, der sich so gerne mit dem Beinamen „Thermen-Leo“ schmückt, hat uns ganz kräftig über den Tisch gezogen.
Wir alle liefern nämlich brav, bieder und pünktlich unseren Steuer-Obolus, um etwas mitzufinanzieren, das in erster Linie dem Herrn Tourismuslandesrat Leopold Moser und dessen Familien-Clan zu Reichtum verhilft. Max Stenzl, allen Lesern diverser Gesellschaftskolumnen als jovialer, wohltätiger und trotz seines Erfolges bescheiden gebliebener Geschäftsführer der Fünf-Sterne-Therme in Bad Loipersdorf bekannt, ist nämlich der Schwager des guten Landesrates. Der Politiker selbst hält 40 Prozent der Anteile an dessen Firma „ Vita-Therma“. Und diese „ Vita-Therma“ wiederum – man lese und staune – ist an einem guten Dutzend Beherbergungs – und Gastronomiebetrieben der Region mit Anteilen, die von fünf bis zu zehn Prozent reichen, beteiligt. In anderen Worten: Unser guter „Thermen-Leo“ nascht an fast allem kräftig mit, das im Thermenland an Gäste verhökert wird. Wie es dazu kam, ist zumindest aufklärungsbedürftig. Das Thermenland gibt es jedenfalls nur, weil es der Politiker Leopold Moser mit unserem Geld geschaffen hat. Ich weiß nicht, wie man solche Machenschaften bei uns nennt. Etwas weiter südlich, bei unserem EU-Bruder Italien, würde man „Mafia‘ dazu sagen. Und „Thermen-Leo“ wäre dort so etwas wie ein „Pate“. Wie man Menschen, wie ihn, in Sizilien los wird, ist bekannt. Auch bei uns muss man einen Weg finden, um dieses üble Spiel abzustellen, fragt sich nur welchen.
„Mein Gott, der Moser ist der Nächste, das blöde Frage – und Antwortspiel.“
Stimmt, du hast ihn höchstpersönlich ausgewählt. Aber ich gratuliere dir, es war eine gute Wahl. Es hätte keinen Würdigeren treffen können. Keiner von denen dort oben ist das, was man sich von einem anständigen Politiker erwartet. Sie dienen dem Volk, das sie naiv und vertrauensvoll gewählt hat, längst nicht mehr, im Gegenteil. Ihr Bestreben ist es, uns, den wehrlosen Pöbel zu beherrschen. Einige tun es weniger, andere mehr. Und die ganz Üblen unter ihnen, wie der Thermen-Leo, werden zu ekeligen Egeln, die uns bis auf den letzten Blutstropfen aussaugen wollen. Du bist es, der sie jetzt endlich der gerechten Strafe zuführt. Sei stolz darauf!
„Woher weißt du . . . ich meine, wie kommst du zu den Informationen über den Moser. Mein Informant. Ich habe ihn erst gestern im Cafe Promenade getroffen. Ich wollte das alles überprüfen und es dann erst schreiben . . .“
Ich war der Schnurrbärtige am Nebentisch. Der mit der New York Yankee-Baseballmütze und der Jeans-Jacke. Ich habe das Gespräch sogar auf Band. Vielleicht spiele ich es dir einmal vor.
„Tu es nicht, ich flehe dich an, bring nicht noch einen Menschen um. Ich mach alles, was du willst. Was kann ich tun, um es zu verhindern? Willst du meinen zweiten Daumen? Du kannst ihn haben. . .“
Küche, Samstagabend
Beinahe rührend. Wenn man den Weg eingeschlagen hat, den ich von nun an zu gehen habe, dann muss man – Regel Nummer eins – die totale Kontrolle über seine Gefühlswelt haben. Wider Erwarten lässt mich mein Gefangener aber doch nicht so kalt, wie ich es geplant
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