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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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„Das hat unser Haus – und Hofgraphologe bestätigt. Mit dem Kugelschreiber, wie der Tintenvergleich gezeigt hat. Aber er hat das Papier nicht in die Hand genommen. Ist doch merkwürdig, oder?“
    „Mehr als das“, kam es aus dem Wirtschaftsbetrugseck. „Sieht nach einem verdammt perfiden Spiel aus, einem perfiden, sage ich dir.“
    „Es ist ein Spiel“, sagte die Neue. „Unser Mann, und davon gehe ich aus bei der Brutalität, mit der hier zu Werke gegangen wird“, fuhr sie fort mit einem fast schon gütigen Lächeln in meine Richtung, „unser Mann spielt ein Spiel. Und er will, dass wir mitspielen. Nur kennen wir die Regeln noch nicht.“
    „Wir gehen derzeit von zumindest zwei Personen aus, die mit den Morden zu tun haben“, sagte ich.
    „Natürlich, Herr Oberstleutnant. Aber Martin Hanser scheint ja als, wenn ich so sagen darf, ausführendes Organ nicht in Frage zu kommen. Womit wir es hier zu tun haben, nennen wir in der Theorie Dispositionsmörder. Also einer, um es praxisgerecht zu formulieren, der die Wahl der Mittel nach Belieben wechselt. Einer, der jedes Mal nach anderem Muster zuschlägt. Wobei es kein für uns erkennbares Muster gibt. Er wählt seine Opfer nach Parametern, die wir nicht nachvollziehen können. Wie auch die Art und Weise des Tötens. Nicht unbedingt sexuell motiviert. Auch nicht in räuberischer Absicht. Bisher. Kann ja noch kommen. Täuschen und tarnen. Auch keine als solche erkennbare Auftragstat. Dagegen sprechen die Handlungen, die über das bloße Töten hinausgehen. Und auch die, wie es scheint, akribischen Vorbereitungen der Taten. Eine Kugel wäre doch viel einfacher. Stattdessen nimmt er mit jedem seiner Opfer beim Akt des Tötens Körperkontakt auf, wenn Sie so wollen. Und dass er aus rein ideologischer Gesinnung heraus agiert, ist derzeit auch nicht absehbar. Aber dafür wissen wir noch zu wenig über die Gemeinsamkeiten der drei Toten. Dispositionsmörder handeln ohne wiederkehrendes Motiv. Zwischen den Opfern gibt es keine Verbindung. Die schlimmste Form von Serienmörder überhaupt, der Alptraum des Kriminalisten.“
    „Ihre Theorie in Ehren, Frau Kollegin“, erwiderte ich. „Über unseren Mörder steht derzeit recht wenig Information zur . . . äh, Disposition, wenn ich so sagen darf. Unsere Verbindung heißt daher Martin Hanser, so oder so.“
    „Tut sie das wirklich?“ Sie zog die Brauen über ihren tabakbraunen Augen hoch und neigte den Kopf zur Seite, als wäre es die neckische Aufforderung eines Hundewelpen zum Stockspiel.
    „Sollen wir also gleich einpacken und nach Hause gehen?“, fragte ich gereizt.
    „Nein“, entgegnete Schmaus, die sich geradezu warmgeredet hatte. „Ich will nur, dass wir alle uns bewusst sind, mit welcher Art von Mensch wir es zu tun haben.“
    „Und wenn unser. . . Mann, wie Sie sagen, im Auftrag von Martin Hanser handelt? Als mordender Vasall? Und Hanser als Spielleiter bewusst seine Spuren einbringt?“ Kurz war wieder da.
    „Das wäre einzigartig in der österreichischen Kriminalgeschichte“, konterte die Neue.
    „Das ist dieser Fall jetzt auch schon.“
    „Ein Wodkasäufer, der täglich eine Flasche Absolut kippt, als Superhirn einer Mordserie? Fürs Kolumnenschreiben mag es ja noch reichen, aber dafür?“, rief das sittliche Wirtschaftsbetrugssprachrohr.
    „Absolut?“, fragte Stillhofer. „Das hast du uns bisher verschwiegen. Sollten wir nicht bei seinem angestammten Greißler oder Supermarkt nachfragen, sofern er einen hat, wann er zuletzt Nachschub gekauft hat? Absolut gehört zur gehobenen Preisklasse, in rauen Mengen kauft den nicht jedermann.“
    „Ja, das sollten wir“, sagte ich mit Blick ins sittliche Wirtschaftsbetrugseck. „Nachdem Martin Hanser verschwunden ist, müssen wir davon ausgehen, dass er sich womöglich außerhalb seiner gewohnten Umgebung aufhält. Er ist, wie wir aus verschiedenen Quellen wissen, Alkoholiker. Alkoholiker können nur klar denken und besonnen agieren, wenn sie Stoff haben, sobald sie Stoff brauchen. Hanser benötigt also Nachschub. Daher würde ich vorschlagen, ihr kontaktiert die Zentralen aller Supermarktketten in und um Graz. Vielleicht gibt es irgendeine Filiale, wo der Absolut-Verkauf sprunghaft angestiegen ist. Bis dahin aber keine Hirnakrobatik ohne Netzsicherung. Ich meine: Bleiben wir bei dem, was wir haben. Und spekulieren wir dann von neuem. Was gibt es an Fakten? Wir waren beim Privathandy vom Moser.“
    „Die Anrufe in letzter Zeit beschränken sich auf

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