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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Tür abgenommen hatten. »Schickt uns doch bald den schriftlichen Bericht mit allen Einzelheiten über eure Vernehmungen, vor allem die Namen. Bei Bedarf kommen wir dann gerne wieder auf euch zurück.«
     
    Lindt verschwand in seinem angrenzenden Büroraum, um kurz darauf mit Pfeife und Tabaksdose wiederzukommen. Da der Vorrat an frisch gebrühtem Kaffee durch die mithelfenden Kollegen heute schon stark geschrumpft war, setzte er noch eine neue Kanne auf. Nachdenklich ging er dann am Fenster auf und ab, zerkrümelte nebenbei zwei Pressplatten seines Lieblingstabaks und stopfte damit die gebogene Pfeife mit dem rauen, sandgestrahlten Kopf.
    »Was haben wir denn bisher?«, fragte er in den Raum, aber eigentlich schien es, als spreche er eher zu sich selbst und so fuhr er ohne Pause fort:
    »Eine erwürgte Krankenschwester, eine durchwühlte Wohnung, einen Stadtplan mit fünf Blutspritzern, ein paar Spuren, aber nirgends können wir ein richtiges Motiv für einen Mord erkennen.«
    Ohne eine Antwort seiner beiden Mitarbeiter abzuwarten, sprach Lindt weiter: »Momentan warten wir! Auf die DNA-Analyse der Blutstropfen, auf das Gutachten des Graphologen, auf die fünf Totenscheine, auf die Adressen der Angehörigen der fünf Toten – immer nur warten!«
    Er ging weiterhin auf und ab, aber sein Schritt wurde energischer und seine Bewegungen glichen fast denen eines im Käfig eingesperrten Tieres.
    Sternberg und Wellmann sahen sich nur vielsagend an, denn sie wussten, dass das Tier gleich ausbrechen würde.
    Genauso kam es: »Ihr habt ja im Moment genug Arbeit – ich muss jetzt mal dringend raus.«
    »Es belastet ihn sehr, wenn es nicht vorwärts geht«, konstatierte Jan Sternberg, als Lindt das Büro verlassen hatte.
    Paul Wellmann nickte nur: »Ich kenne ihn ja jetzt schon seit Jahrzehnten, er nimmt wirklich alles persönlich. Besonders, wenn er nicht weiter kommt, ist er mit sich selbst so unzufrieden, da lässt man ihn am besten ganz in Ruhe.«
    Lindt steuerte unterdessen zu Fuß den nahe gelegenen Stadtgarten an und setzte sich auf eine etwas abseits stehende Bank. Es war windstill und der Rauch seiner Pfeife blieb lange in der Luft stehen, bevor er langsam in Richtung der Tiergehege abtrieb.
    Er sinnierte über mögliche Mordmotive.
    Eine Beziehungstat? Nein, nach dem derzeitigen Ermittlungsstand ziemlich unwahrscheinlich. Außerhalb ihres Berufslebens schien Schwester Andrea keine tiefergehenden privaten Kontakte gesucht zu haben.
    Geld als Mordmotiv? Prinzipiell immer denkbar, aber wenn Geld eine Rolle spielen sollte, dann sicherlich nicht ihr Geld. Die finanziellen Verhältnisse von Andrea Helmholz waren durch Jan Sternbergs Nachforschungen mitt-lerweile geklärt worden. Außer einem Sparbuch mit einigen zehntausend Euro bestanden laut Bankauskunft keine weiteren Vermögenswerte. Die Aussagen der Eltern schienen zu stimmen. Ihre Tochter hatte wohl immer viel Geld für die langen Reisen verbraucht.
    Ein Zusammenhang mit diesen weitgehend unbekannten Reisen? Wo könnte da ein Motiv für den Mord stecken? Tausende von Möglichkeiten gingen dem Kommissar durch den Kopf.
    Reisebekanntschaften? Aber hatte sie die überhaupt gewünscht? Zufälle waren natürlich immer denkbar.
    Reiseerlebnisse? Sie sah bestimmt vieles, wenn sie unterwegs war, aber wenn es da einen Zusammenhang gäbe, wäre das Verbrechen doch eher während des Urlaubs und nicht hier an ihrem Wohnort passiert.
    Lindts Gedanken kehrten zurück zu Karlsruhe. Irgendein dummer Zufall vielleicht? Wurde sie Zeugin eines Verbrechens und musste deshalb aus dem Weg geräumt werden?
    Aber der Stadtplan? Hatte sie ihn tatsächlich an ihn, den Kommissar für ungeklärte Todesfälle adressiert und im Präsidium eingeworfen?
    Drei Wespen summten aufdringlich um ihn herum und ließen sich nicht vertreiben. Mit der flachen Hand schlug er eine davon zu Boden und trat schnell mit dem Schuh darauf. ›Wenn diese Viecher schon jetzt im Mai so penetrant sind, wie wird das erst im Spätsommer werden‹, dachte er und erhob sich, um den aufdringlichen Insekten mit dem spitzen Hinterteil zu entgehen.
    In der Karlstraße musste er an einer Ampel warten. Ein bunter Kleinwagen fiel ihm auf. Eine weiß gekleidete junge Frau steuerte den Ford Ka. ›Ach ja, Pflegedienst Weinbrecht‹, entzifferte er die Schrift am Heck und der Seite des auffälligen Wagens. Schlagartig war er in Gedanken wieder bei seinem Fall.
    Mit dem Chef dieser Firma musste er auf jeden Fall auch noch über die

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