Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
Vom Netzwerk:
Aufschrift »Straße gesperrt« an der Kreuzung aufgestellt hat. Dann signalisiert er mir, dass ich ihm folgen soll, sämtliche Blinklichter voll aufgedreht, und wir machen uns nach Barnsley
auf. Nicht die ideale Lösung, aber ich füge mich in mein Schicksal. Dr. Vaizey hat immer gesagt, wir sollten loslassen und die Reise genießen. Im Augenblick bleibt mir keine große Wahl. Wenigstens, so tröste ich mich, werde ich Wyatt nie wieder gegenübertreten müssen. Mit jeder Radumdrehung lasse ich die Buckle & Braid Farm weiter hinter mir, und mit etwas Glück bin ich morgen oder spätestens übermorgen weg.

14. KAPITEL
    Vor lauter Angst, Sheriff Billy hinten draufzufahren, bekomme ich von der Strecke nach Barnsley kaum was mit. Aus den Augenwinkeln erspähe ich weitere Felder und ungefähr jede Viertelmeile ein schmuckes Haus mit einem Flaggenmast im Vorgarten. Dann haben wir den Ort erreicht und passieren eine weiß getünchte Kirche sowie, etwas weiter, ein Riesenschild mit der Aufschrift »Barnsley High School. Bowling-Champions des Staates Ohio«.
    Wir biegen auf einen kleinen Hauptplatz mit einer Statue in der Mitte und diversen Läden in hübschen Ziegelbauten ein. Obwohl es erst Mittag ist, sind alle Lichter an und leuchten gelb durch das dichte Schneetreiben. Es gibt einen Gemischtwarenladen und ein Postamt, einen Drugstore, einen Doughnut-Laden und ein altmodisches Friseurgeschäft mit einem rotweiß gestreiften Mast davor.
    Sheriff Billy parkt vor einem Restaurant, dessen zwei Flachglasfenster bis zur halben Höhe mit blauen Baumwollgardinen verhängt und mit der bogenförmig gemalten Aufschrift »The Blue Ribbon Diner« verziert sind. Über der Tür hängt ein beleuchtetes Schild, das die Form einer
blauen Rosette hat. Ich komme schlitternd neben Sheriff Billy zum Stehen. In England wären die Straßen mittlerweile wie ausgestorben, aber hier scheint sich niemand von dem Wetter aufhalten zu lassen.
    »Nicht nötig abzuschließen«, sagt er lachend, als er mich mit dem elektronischen Schlüsselanhänger herumfuchteln sieht.
    Wir machen, dass wir hineinkommen. Sheriff Billy nimmt den Hut ab, als er die Tür aufdrückt, an der oben eine laut bimmelnde Kuhglocke befestigt ist.
    Hinter einem langen Tresen, auf dem Kuchen und Pasteten unter Glashauben stehen, braten zwei weiß beschürzte Köchinnen Speck, schleudern Pfannkuchen in die Luft und albern mit den Gästen, die auf hohen Hockern an dem Tresen sitzen. Die andere Seite des Raums nehmen zwei Reihen Tische und Polsterbänke aus marineblauem Vinyl ein.
    »Celeste!«, ruft Sheriff Billy.
    Eine spindeldürre Kellnerin mit Rüschenschürze und knallrotem Lippenstift eilt herbei.
    »Das ist meine Frau Celeste«, sagt er und gibt ihr ein Wangenküsschen.
    Sie strahlt mich an. »Herzlich willkommen, Schätzchen. Tasse Kaffee?«
    Sie wartet meine Antwort nicht ab. Hoffentlich ist er nicht zu stark. Ich werde schnell ein bisschen reizbar, wenn ich zu viel davon erwische.
    Sheriff Billy geht zur Tür und greift nach der Kuhglocke. Für den Bruchteil einer Sekunde kommt mir eine scheußliche Vorahnung, was folgen könnte. Es folgt.
    Doing, Doing, Doing macht die Kuhglocke. Alle drehen sich um und starren mich an.

    »Hey!«, ruft Sheriff Billy. Er zeigt auf mich. »Die junge Dame hier ist den ganzen weiten Weg von England hergekommen, um uns im Blue Ribbon einen Besuch abzustatten.«
    Er wendet sich zu mir. »Wie heißen Sie, Schätzchen?«
    »Alice«, murmle ich.
    »Alan«, brüllt er. Gott, ist das furchtbar. Die Gäste winken im Kollektiv. So muss es sich anfühlen, wenn man Madonna heißt.
    Sheriff Billy sieht mich nachdenklich an. »Interessant. In Amerika ist Alan ein Männername.«
    »Ja«, setze ich zu einer Erklärung an, »in England auch.«
    Aber er hört mich nicht, weil er schon zum Tresen unterwegs ist. »Ich stell Ihnen die anderen vor«, ruft er über die Schulter hinweg.
    Und dann geht’s rund.
    »Das ist Jim. Ihm gehört die Bowlingbahn.«
    »Das ist Paul. Genau der Richtige, falls es irgendwelche Termitenprobleme gibt.« Ich komme nicht dazu zu fragen, was ein Termitenproblem ist.
    »Und das ist Gerry.« Sheriff Billy macht keine Angaben zu Gerrys Tätigkeit, und so wie Gerry aussieht, hat er es womöglich nicht nötig zu arbeiten. Er trägt eine teuer wirkende braune Lederjacke, und seine Autoschlüssel, die vor ihm auf dem Tresen liegen, haben einen Schlüsselanhänger von Mercedes. Er hat glatt nach hinten gekämmtes, strohblondes Haar und sehr

Weitere Kostenlose Bücher