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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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ich ihnen ihre Milch und ihr Brot bringe.«
    »Geht es ihnen...«, sagte ich und zögerte. Ich hatte fragen wollen, ob es ihnen gut ging, aber natürlich ging es ihnen nicht gut, und mir fiel nichts anderes ein, was ich sagen konnte.
    »Sie schlafen jetzt«, sagte er. »Ein Apotheker hat ihnen allen einen Trunk gegeben.«
    Ich war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, so kurz wie möglich dort zu bleiben, und dem, mehr herauszufinden, doch Sarah zog mich bereits an der Hand fort.
    Wir gingen zu unserem Laden zurück und drehten uns nur einmal kurz um, um einen Blick auf das stille, versiegelte Haus zu werfen.
    »Veilchenkuchen - was für ein armseliger Trost«, sagte Sarah. »Wie könnten sie ihnen denn helfen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht.«
    Dennoch waren wir froh, dass wir hingegangen waren.
    Am nächsten Tag brachten wir ein paar kandierte Borretschblüten zum Haus und gaben sie wieder dem Wächter, würden jedoch nie erfahren, ob sie sie wirklich bekommen hatten oder ob der Wächter sie selbst gegessen hatte.
    Die Totenliste für diese Woche gab siebenhundertfünfzig Tote in London an, und zu unserer großen Bestürzung begann unser Geschäft schlechter zu laufen. Das lag daran, dass viele unserer Kunden, die hauptsächlich zur Mittelschicht gehörten und wussten, wie man sich noch eine Gesundheitsbescheinigung beschaffen konnte, sich auf ihre Landhäuser zurückzogen. Der König und sein Hof zogen weiter weg -von Isleworth nach Hampton Court -, denn es hieß, Isleworth sei nicht weit genug von der Seuche in London entfernt, und man fürchtete, die Pest könne ihn auch dort einholen.
    Am Samstag kam ein Obstverkäufer an unsere Tür und bot uns reife Kirschen an. Sarah kaufte auf mein Drängen hin ein paar, obwohl sie der Meinung war, dass es zu früh für Kirschen aus Kent sei und diese bestimmt mit dem Schiff aus Holland herübergekommen seien. Aber ich wollte unbedingt das Rezept für kandierte Kirschen ausprobieren, das Mutter mir gegeben hatte. Nachdem ich eine Hand voll gewaschen hatte, entkernte und halbierte ich sie sorgfältig. Danach stellte ich sie in einem Weckkessel mit ein wenig Wasser aufs Feuer. Als sie siedend heiß waren, schüttete ich sie in ein Sieb und legte sie dann zum Trocknen auf ein Tuch. Anschließend gab ich sie wieder in den Kessel und streute ziemlich viel Zucker darauf, den ich zuvor zerstoßen hatte. Ich stellte den Kessel wieder aufs Feuer und ließ die Kirschen insgesamt drei Mal aufkochen und wieder abkühlen, damit sie den Zucker aufnahmen und kandiert wurden. Schließlich tauchte ich sie kurz in kaltes Wasser und legte sie zum Trocknen in die pralle Sonne.
    Sarah, die mir zugesehen hatte, sagte, dieses Rezept sei ihr neu, sie habe bisher keine Kirschen verarbeitet, fände aber, dass sie sehr hübsch und appetitlich aussähen.
    An diesem Abend teilte uns Mr. Newbery mit, dass es einen weiteren Todesfall am oberen Ende unserer Straße gegeben habe. Da der Betroffene allein gelebt hatte, bestand jedoch kein Grund, sein Haus zu versiegeln. Wir hatten seit drei Tagen nichts mehr von der Familie Williams gehört, also beschlossen Sarah und ich, nachdem wir die Ladentür geschlossen hatten, hinzugehen und uns nach ihnen zu erkundigen.
    Der Wachposten war vor der Tür eingeschlafen und schnarchte, so dass Sarah beim Haus nebenan anklopfte, um zu fragen, wie es ihnen ging.
    Die Frau, die aufmachte, Mrs. Groat, schüttelte den Kopf. »Ich habe in den letzten zwei Tagen nichts von ihnen gehört«, sagte sie. »In der ersten Nacht -und am nächsten Tag - war ein anhaltendes Jammern und Schreien zu hören, doch die letzten beiden Tage war nichts.«
    »Ist denn Essen ins Haus gebracht worden?«
    Sie zuckte die Achseln. »Der Wächter bekommt Geld für ihre täglichen Einkäufe und um Milch für die Kinder zu besorgen, doch ehrlich gesagt fürchte ich, dass er es für Ale ausgibt. Ich wollte morgen zum Pfarrer gehen und ihn fragen, was ich tun soll.« Sie sah uns an und senkte die Stimme. »Ich weiß nicht einmal, ob sie noch leben.«
    Als sie das hörte, ging Sarah schnurstracks auf den Wachposten vor dem Haus der Williams' zu und versuchte ihn zu wecken. Ich fürchte, er hatte Bier getrunken, denn es war einiges Geschüttel und Gerufe nötig, um ihn so wach zu bekommen, dass er unsere Fragen beantworten konnte.
    »Wir wollen wissen, wie es der Familie dort drinnen geht«, sagte sie und fügte, als sie seinen verständnislosen, dummen Gesichtsausdruck sah, einige

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