Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin
Menschenmenge vor der Tür zusammen, von denen die meisten freiheraus weinten. Sarah, die selbst ein paar Tränen vergoss, bat einen von ihnen, nach dem Pfarrer zu schicken, damit die Frauen geholt werden konnten, die die Leichen kleideten und für die Beerdigung vorbereiteten.
Wir gingen nach Hause, konnten jedoch nicht einschlafen, weil wir an die armen toten Kinder denken müssten und uns fragten, was aus dem kleinen Dickon werden würde. Letzteres sollten wir jedoch nie erfahren, denn wir hörten oder sahen nie mehr etwas von ihm.
Die dritte Juliwoche
»Traurig zu sehen, wie leer die Straßen sind, und nur sehr wenige sind am Exchange... Die meisten Geschäfte sind geschlossen.«
Als wir am Tag nach dem Tod der Familie Williams unseren Laden zusperrten, beschlossen wir, bei ihrem Haus vorbeizugehen und in Erfahrung zu bringen, wann die Beerdigung stattfände. Sarah war nämlich der Meinung, dass es nicht richtig war, wenn eine Mutter und ihre unschuldigen Kinder beerdigt wurden, ohne dass jemand ihnen Blumen aufs Grab streute. Als wir am Tag nach dem Tod der Familie Williams unseren Laden zusperrten, beschlossen wir, bei ihrem Haus vorbeizugehen und in Erfahrung zu bringen, wann die Beerdigung stattfände. Sarah war nämlich der Meinung, dass es nicht richtig war, wenn eine Mutter und ihre unschuldigen Kinder beerdigt wurden, ohne dass jemand ihnen Blumen aufs Grab streute.
Wir hatten uns an diesem Tag nach Dickon erkundigt, es war uns jedoch nicht gelungen, irgendetwas über ihn herauszufinden. Daraufhin hatte Sarah gesagt, wir müssten versuchen uns vorzustellen, dass sich eine gutherzige Familie seiner angenommen hatte oder zumindest dass er in einem Armenhaus oder einem Pesthospital Unterschlupf gefunden hatte. Uns beiden war der Gedanke unerträglich, dass er vielleicht immer noch auf der Straße herumirrte, zu Tode verängstigt, nackt und hungrig; dass er vielleicht zusammen mit den Ratten in den Abwasserkanälen lebte oder am Rand des stinkenden Fleetgrabens in West-minster, wo, laut Sarah, der Fluss zu einem stehenden Gewässer wurde und die ärmsten und abstoßendsten Bettler endeten und sich von Schalen und kleinen Resten ernährten.
Beim Haus der Familie Williams waren die Holzbretter von Türen und Fenstern verschwunden, und das Furcht erregende rote Kreuz war durch ein weißes ersetzt worden, was bedeutete, dass die Quarantäne verkürzt war. Doch es würde nochmals zwanzig Tage dauern, und das Haus würde ausgeräuchert werden müssen, ehe wieder jemand darin wohnen könnte. Es stand zwar kein Wachposten mehr vor der Tür, aber es waren auch keine plaudernden Hausfrauen oder spielenden Kinder in der Nähe. Es schien, als ob die Leute, die vorbeikamen, von den Todesfällen wuss-ten, denn sie machten einen weiten Bogen um das Haus, so weit sie konnten, als wollten sie es vermeiden, auch nur die Luft einzuatmen, die von dort kam.
Als wir beim Nachbarhaus klopften, kam Mrs. Groat mit einer Pfeife voll Tabak in der Hand an die Tür. Sie sog beständig daran, während sie sprach, wofür sie sich entschuldigte. »Aber ich habe gehört, dass es das einzig wahre Mittel gegen die Pest ist, und solange die Leute hier wie die Fliegen sterben, wird man mich nicht ohne Pfeife antreffen.«
»Wir wollten uns nach der Beerdigung der Kinder erkundigen«, sagte Sarah und trat ein paar Schritte zurück, um nicht in einer Rauchwolke zu verschwinden.
Mrs. Groat schüttelte den Kopf. »Es wird keine Beerdigung stattfinden«, sagte sie, »der Bürgermeister hat angeordnet, dass es keine Menschenansammlungen mehr geben darf.«
»Aber es muss doch eine kleine Feierlichkeit geben!«, entrüstete sich Sarah. »Zumindest muss ein Pfarrer an ihrem Grab stehen und ein Gebet sprechen, um sie auf den Weg zu schicken.«
»Das glaube ich nicht«, sagte die alte Frau und musste selbst ein wenig husten von dem Rauch. »Es hat schon so viele Beerdigungen gegeben, dass man jetzt sagt, die Toten müssten mit so wenig Brimborium wie möglich bestattet werden. Das Einzige, was ihr Dahinscheiden verkünden wird, ist das Trauergeläut.«
»Aber in dieser Gemeinde hat es doch bestimmt noch nicht so viele Todesfälle gegeben?«, fragte ich nach.
Mrs. Groat zuckte die Achseln. »Gestern sind zwei in der Crutched Friars Alley gestorben. Man sagt, dass es vom Fieber war«, fügte sie bedeutungsschwer hinzu. »Außerdem unsere arme Familie Williams, das Haus Zum schiefen Bären - dort gab es vier Tote -, zwei Tote in
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