Zuckermond
Sache. Komm mit mir rein oder lass’ es. Ich jedenfalls werde hier draußen keine Wurzeln schlagen.“ Er wandte sich zum Gehen. „Warte.“ Leonard aber ging schnurstracks weiter. Helena unterdrückte den Impuls, heftig mit dem Fuß aufzustampfen und ihm nachzubrüllen, welch ein selbstgefälliger Gigolo er doch sei. Stattdessen ergab sie sich leise fluchend ihrem Schicksal und stapfte hinter ihm her. Als er ihre unflätigen Flüche und Schritte hinter sich hörte, musste er grinsen. Er öffnete die Tür, ließ sie neben sich treten, beugte sich schließlich ganz nah zu ihrem Ohr hin und flüsterte: “Und denk dran, nach meinen Spielregeln.“ Seine Worte ließen sie erschauern, erzittern, ohne dass er sie berührte. Wirre Gedanken schossen ihr durch den Kopf, Bruchstücke bunter Bilder, die sie tausend Mal in ihrem Kopf abgespult hatte. Sie wusste nicht, was er vorhatte, wusste nur, dass er dominierte. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Sie war ihm ausgeliefert – und es gefiel ihr. Es erregte sie sogar. Und einen großen Teil der Erregung verursachte die Angst vor dem Ungewissen, das sie erwartete. Leonards unergründlicher Blick folgte ihr, als sie ins Haus trat. Helena konnte diesen Blick fast körperlich spüren. Zu gern würde ich jetzt in seinen Kopf hineinschauen können. Diesen Menschen ergründen bis in die letzte Zelle. Wissen, was er denkt und fühlt. Helena wusste, dass es ihr längst nicht mehr nur darum ging, ihren Eltern mit seiner Hilfe eine rührselige Liebesstory vorzuspielen und dafür zu „bezahlen“. Ihr ging es vielmehr um Leonard und darum, dass sie sich in seiner Gegenwart viel facettenreicher wahrnahm. Dieser Mann weckte Gefühle und Sehnsüchte in ihr, von denen sie bisher noch nicht einmal etwas geahnt hatte. Die tief in ihr geschlummert hatten und step by step wach geküsst wurden. Sie brannte darauf zu erfahren, welche Seiten er noch in ihr zum Vorschein bringen konnte. Seiten, die erst ausgebuddelt werden mussten. Ausgebuddelt aus einer dicken Schicht, die aus Anstand, Prinzipien, Unwissenheit und auch Angst bestand. Und sie war neugierig auf das Gespräch, das sie jetzt gleich führen würden und das hoffentlich bewirken würde, dass er immer noch bereit war, auf den Deal einzugehen. „Zieh dein Kleid aus.“ „Aber… ich hatte doch… ich dachte… wir wollten uns doch darüber unterhalten, ob… was hast du vor?“ „Tu was ich dir sage. Du wirst ja wohl nachvollziehen können, dass ich mich erst einmal vergewissern möchte, ob ich überhaupt noch bereit bin, auf den Deal einzugehen. Und dazu gehört nun mal eine genaue Betrachtung.“ Helena versank in seinen funkelnden Augen, als er ganz dicht auf sie zutrat, seinen Daumen über ihre Unterlippe gleiten ließ und ihr erneut: „Los, zieh dich aus“, ins Ohr flüsterte. Hätte ihr vor zwei Monaten jemand gesagt, dass sie auf eine derartige Situation mit Erregung reagieren würde, sie hätte demjenigen einen Vogel gezeigt. Nun aber stand sie da, bekam allein schon bei seiner Stimme ein feuchtes Höschen und wünschte sich nichts sehnlicher, als in seine Arme zu sinken, sich ihm voll und ganz hinzugeben und zu spüren, dass sie ihm gefiel. Gierig sog sie den Duft seines Rasierwassers ein, der sich auf sinnliche Weise mit dem ihm eigenen männlichen Geruch vermischte. Langsam öffnete sie den Reißverschluss ihres Kleides und ließ es über ihre Arme und Hüften hinab zu Boden gleiten. BH und Slip folgten und dann stand sie – bis auf ihre hochhackigen Sandalen – vollkommen nackt vor ihm. „Dreh dich um.“ Sie tat, was er wünschte. „Und nun gehe schön langsam bis zum Tisch, stütze deine Hände darauf ab und spreize die Beine.“ Erneut folgte sie seinen Anweisungen. „Kannst du dir tatsächlich vorstellen, siebzehn Tage lang derartigen Wünschen und Befehlen Folge zu leisten? Widerspruchslos? Und glaub mir, das hier war noch harmlos. Ich möchte schließlich nicht, dass wir uns auf den Deal einigen und du mittendrin plötzlich spürst, all das überschreitet deine Grenzen dermaßen, dass du innerlich daran zerbrichst. Ich möchte ein Callgirl mit Biss und Durchhaltevermögen. Also überlege es dir gut, bevor du mir erneut unterbreitest, du seiest bereit für meinen Vorschlag.“ Helena konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, denn sie stand immer noch so da, wie er es sich gewünscht hatte – mit dem Rücken zu ihm. Sie hatte Mühe ihre zitternden Knie zu unterdrücken, als sie sagte: „Ich habe es
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