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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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auf seine grollenden Vorwürfe in dessen stillen Tiefen. »Du hast recht«, sagte er schließlich leise. »Wieder ein Kleid von Worth«, fügte er freundlich hinzu. »Die Eleganz ist unverkennbar.«
    »Sind wir wieder Freunde?« flüsterte sie und berührte sanft seine Fingerspitzen.
    »Natürlich.« Rasch umschloß seine Hand ihre Finger, und sein Lächeln erwärmte ihr Herz.
    »Werde ich nun May kennenlernen?«
    Angela stellte ihn als einen Freund vor, und nach wenigen Momenten war Kit in das Spiel der Kleinen einbezogen. Er half ihr, einen Kanal durch den glitschigen Schlamm zu graben, durch den das Wasser vom See laufen konnte. Dann arbeiteten beide an einem Damm für einen neuen Teich und diskutierten in großem Ernst die beste Methode, während Angela daneben saß und sich all ihre Ideen anhören mußte.
    »Mit dem kann man aber schön bauen, Mama«, rief May und patschte heftig auf den weichen Schlamm. »Du machst das fein«, fügte sie hinzu und blickte lächelnd an Kit hoch.
    »Ja, nicht wahr«, stimmte Angela zu, bezaubert von diesem Bild unschuldigen Spiels. Brook wäre es nie in den Sinn gekommen, mit einem Kind zu spielen. Das gleiche traf auf alle anderen aristokratischen Männer ihrer Bekanntschaft zu. Plötzlich überkam sie eine melancholische Stimmung, als sie erkannte, wie sehr sie in ihrem opulenten Leben solche Momente schlichten Glücks entbehren mußte.
    »Hilf uns doch, Mama«, riet Kit fröhlich zu ihr herüber. »Wir lassen sie den letzten Teil von diesem Damm bauen, nicht wahr?« Er blickte May fragend an.
    »Hier, Mama«, bot die Kleine an und deutete mit ihrer schmutzigen Hand auf die Stelle. »Macht Spaß.«
    Als Angela zu ihnen trat, fühlte sie sich wie in eine andere Welt versetzt. Wie gut sich der glatte, kühle Schlamm anfühlte, wie schön, einfach leichten Herzens zu spielen ... es war so anders als der Rest ihres Lebens. Als sie beim Abstützen des neuen Damms das Gleichgewicht verlor und mit Kit zusammenprallte, erfüllte eine ungeheure Wärme ihre gesamte Seele.
    »Vorsicht, Mama«, murmelte er und hielt sie mit seinen Handrücken, die noch sauber waren. Seine Betonung dieser Anrede hatte einen sinnlichen Unterton.
    »Ich glaube, ich kann nicht vorsichtig sein«, flüsterte sie, denn unvermittelt erfüllte heiße Begierde ihren Körper.
    »Du mußt aber«, sagte er leise und schob sie sanft von sich. »Ich glaube, wir wollen jetzt ein paar Bötchen auf dem Teich fahren lassen«, fügte er im Unterhaltungston hinzu. »Hast du schon mal ein Boot gebaut, May?« fragte er und brach einen kleinen Zweig entzwei.
    »May will das auch machen!« Ihre Aufmerksamkeit war sofort von seiner Tätigkeit gefesselt, und sie sah gebannt zu, wie er einen kleinen Mast auf einen breiten Grashalm steckte. Nachdem sie sich die Hände im Teich gewaschen hatten – ein lustiges Vergnügen für die kleine May – ließen sie die Grasboote nahe des Ufers segeln. Dies bot dem Kind wie den Erwachsenen viel Vergnügen, bis Bergie kam, um nach ihrem Schützling Ausschau zu halten.
    Kit sah sie zuerst auf der Anhöhe zwischen dem Haus und dem See. »Ich gehe jetzt besser«, sagte er leise.
    »Das ist nicht nötig«, antwortete Angela und legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn am Aufstehen zu hindern.
    »Eine weitere deiner diskreten Dienerinnen?«
    »Das sind sie alle. Deine etwa nicht?«
    Er zog eine Grimasse. Natürlich waren seine Dienstboten diskret – aus offensichtlichen Gründen, aber das gleiche sollte nicht für Frauen gelten, dachte er mißlaunig – mit dem üblichen bequemen männlichen Vorurteil. »Ich dachte, wir leben in einer Männerwelt.«
    »Das tun wir auch überwiegend.«
    »Aber offensichtlich nicht genug«, knurrte er.
    »Ich liebe deine Eifersucht.«
    »Ich hasse sie«, murmelte er.
    »Bergie!« schrie die kleine May beim Anblick ihrer Kinderfrau. Sie mühte sich auf die Beinchen und rannte auf die junge Frau zu. »Komm her! Guck mal!«
    »Sie ist genau wie du«, sagte Kit lächelnd beim Anblick der Kleinen, die ihrer Amme entgegenrannte. »So begeisterungsfähig.«
    »Ich bin nur so, wenn ich Grund dazu habe. Einer dieser Gründe bist du.« Sie berührte seine Hand auf dem Gras und ließ die nassen Fingerspitzen über seine gleiten.
    »Wie lange muß ich noch warten?« fragte er mit verhaltener Stimme.
    Angela warf einen kurzen Blick zur Anhöhe, wo Bergie May auf den Arm hob. »Vermutlich bis heute abend.«
    »Das ›vermutlich‹ gefällt mir.«
    »Ich sollte jetzt zu meinen

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