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Titel: Zugriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Pallay
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Zuständigkeitsbereich gingen keine weiteren Forderungen ein. Später, nach seiner Festnahme außerhalb Bayerns, erfuhren wir am Rande, dass er wohl von einem nahe gelegenen Hügel aus den Hubschrauber beobachtet und irgendwie Verdacht geschöpft hatte. Musste er ja wohl, wenn er auf das Geld verzichtete. Wir jedenfalls hätten uns völlig umsonst weiß Gott was abfrieren lassen können, ohne den trickreichen Gauner jemals zu Gesicht zu bekommen. Eben Räuber und Gendarm.

Ich bin Bayer, genauer gesagt Oberbayer, von ganzem Herzen und mit voller Überzeugung. Für mich gibt es nichts Schöneres als die heimische Bergwelt mit ihren kristallklaren Seen. Und einer der idyllischsten Flecken ist sicherlich der Tegernsee, etwa 50 Kilometer südlich von München. Ausgerechnet hier, in dieser beschaulichen, friedlichen und von Wohlstand geprägten Umgebung fand eine der aufsehenerregendsten Geiselnahmen des Landes statt. Schlimm für uns insbesondere, denn bei der Geisel handelte es sich um einen Kollegen.
    Der Anruf riss mich in den frühen Morgenstunden aus dem Schlaf: Mir schwante sogleich, dass das nichts Gutes bedeuten konnte, denn am Abend zuvor hatten mein Chef und ich als sein Stellvertreter eine Einsatzgruppe Richtung Tegernsee verabschiedet. Doch was ich von unserer Telefonbereitschaft zu hören bekam, war schlimmer als erwartet. » Kommandoalarm, alle Mann sofort zur Dienststelle. Der Einsatz ist schiefgelaufen. Der Täter hat einen von uns als Geisel genommen.« Ich fragte nur noch:«Wer ist es?«, erfuhr, dass es sich um den Hans handelte, und war schon halb zur Tür hinaus.
    Der Vorfall hatte eine Vorgeschichte. Vor ein paar Tagen waren wir auf Weisung des bayerischen Innenministeriums auf ein kriminelles Schwergewicht angesetzt worden, hinter dem die Sonderfahnder des Bundeskriminalamts in Wiesbaden schon lange her waren. Reinhart S. wurde ebenso wie sein Bruder Helmut per Haftbefehl gesucht. Beide waren in dubiose Geschäfte insbesondere im Ausland verwickelt, und es bestand der dringende Verdacht, dass der Ältere der beiden, Reinhart, zwei unliebsame Geschäftspartner aus dem Weg geräumt hatte. Unter der Terrasse des Ferienhauses an der Algarve entdeckte die portugiesische Polizei, die einem anonymen Hinweis nachging, nämlich zwei einbetonierte Leichen. Und deshalb bemühten sich die Spezialisten aus Wiesbaden darum, die Brüder aufzustöbern und dingfest zu machen.
    Was zumindest bei einem gelungen zu sein schien, denn die Spur von Reinhart S. führte zum Tegernsee und damit in unseren Zuständigkeitsbereich. Das Ministerium erteilte gleich die Freigabe für eine Aktion, die Kollegen vom BKA reisten an, um persönlich mit uns die Sachlage und das weitere Vorgehen zu besprechen. Bei einer Tasse Kaffee erfuhren wir Näheres. Wir, das waren mein Chef, der Ausbildungsleiter und ich, damals zuständig für die Präzisionsschützen. Sie hätten konkrete Hinweise, sagten die Sonderfahnder, dass sich Reinhart S. mit seiner Lebensgefährtin Sybille A. in einem Hotel am Tegernsee unter falschem Namen einquartiert habe, und zwar nicht im Haupttrakt, sondern in einem benachbarten Apartmenthaus. Ein gefährlicher Zugriff, fanden die beiden. Damals erstaunte mich das ein wenig, doch später begriff ich ihre Befürchtungen.
    Natürlich übernahmen wir den Einsatz, tauschten Telefonnummern sowie Funkrufzeichen aus und machten uns an die Planung. Ein zwölfköpfiges Team mit einem erfahrenen Gruppenführer sollte einen Überraschungszugriff durchführen, sich im Schutz der Dunkelheit an das Gebäude heranschleichen und in den frühen Morgenstunden das Apartment stürmen.
    Als unsere Männer spätabends in das Einsatzgebiet abrückten, waren wir alle guter Dinge und von keinem Gedanken angekränkelt, dass unser Plan nicht aufgehen könnte. Schließlich gehörten solche Einsätze gegen Schwerstverbrecher für uns zur Tagesordnung, und ich konnte mich nicht daran erinnern, dass einer davon im Verlauf meiner damals 15 Jahre beim SEK danebengegangen wäre. Aber genau das schien jetzt passiert zu sein. Wir mussten nicht mehr bloß einen gefährlichen Verbrecher überwältigen, sondern auch unseren Kollegen aus seiner Hand befreien.
    Jegliche Müdigkeit war verflogen. In Windeseile zog ich mich an, fuhr zur Dienststelle und stellte aus den nach und nach eintrudelnden Männern einen Trupp zusammen. Alle hatten sich nach der Alarmierung gewaltig ins Zeug gelegt, um schnellstmöglich da zu sein. Bevor wir aufbrachen, telefonierte

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