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Zum ersten Mal verliebt

Titel: Zum ersten Mal verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Da fing es noch lauter an zu schreien und zog seine kleinen Beinchen an. Ich hatte erst Angst, es hätte sich verbrannt, aber das war es wohl nicht. Schließlich bin ich mit ihm im Zimmer auf- und abmarschiert, obwohl in Morgans Erziehungsratgeber steht, dass man das auf keinen Fall tun darf. Ich bin bestimmt Meilen gelaufen und ich war ja so müde und entmutigt und zornig. Ja, zornig! Ich hätte dieses Ungeheuer schütteln können, wenn es groß genug gewesen wäre. Vater war auf Krankenbesuch, Mutter hatte Kopfweh und Susan ist eingeschnappt. Wenn sie und Morgan nämlich verschiedener Auffassung sind, dann bestehe ich darauf, mich nach Morgan zu richten. Also habe ich beschlossen sie nicht zu rufen, höchstens, wenn es nicht anders geht.
    Schließlich kam Miss Oliver herein. Sie teilt sich jetzt mit Nan das Zimmer, nicht mehr mit mir, und das alles wegen dem Baby, und das macht mir viel aus. Ich vermisse unsere langen Gespräche abends im Bett. Es war die einzige Gelegenheit, sie für mich zu haben. Ich hatte Angst, dass das Baby sie mit seinem Geschrei aufgeweckt hat, ausgerechnet jetzt, wo sie so viel durchstehen muss. Mr Grant ist auch in Valcartier und Miss Oliver leidet sehr darunter. Aber sie ist sehr tapfer. Sie glaubt, dass er nie mehr zurückkehrt, und wenn ich in ihre Augen sehe, dann bricht es mir das Herz, so unglaublich traurig sehen sie aus. Sie sagte, sie wäre nicht wegen des Babys aufgewacht, sondern sie hätte nicht schlafen können, weil die Deutschen so nah bei Paris wären. Sie nahm den armen kleinen Kerl und legte ihn auf ihren Knien flach auf den Bauch und klopfte ihm ein paar Minuten sanft auf den Rücken. Da hörte er auf zu schreien und schlief gleich danach ein und er schlief friedlich die ganze Nacht durch. Ich nicht! Ich war einfach zu überdreht. Den ganzen Tag habe ich mich gefühlt wie etwas, >das die Katze hereingebracht hat<, wie Susan sich ausdrückt.
    Jetzt, wo das Jugend-Rotkreuz seine Arbeit aufnimmt, gibt es nur Ärger. Ich hab zwar durchsetzen können, dass Betty Mead Vorsitzende wird, und ich bin die Sekretärin, aber sie haben Jen Vickers als Schatzmeisterin gewählt, und die kann ich nicht ausstehen. Das ist eine von denen, die alle klugen, hübschen oder vornehmen Leute gleich beim Vornamen nennt, und zwar hinter ihrem Rücken. Außerdem ist sie hinterlistig und falsch. Una stört das natürlich nicht. Die ist mit allem einverstanden, und es macht ihr auch nichts aus, ob sie ein Büro hat oder nicht. Sie ist wirklich ein Engel, während ich nur zeitweise engelhaft bin und zeitweise teuflisch. Ich wünschte, Walter würde ein Auge auf sie werfen, aber er scheint nicht daran zu denken, obwohl er mal zu ihr gesagt hat, sie sähe aus wie eine Teerose. So ist sie aber auch. Und sie wird ausgenützt, weil sie so süß ist und zu allem Ja sagt. Aber ich werde niemandem erlauben Rilla Blythe auszunützen, darauf könnt ihr euch verlassen!
    Olive schlug natürlich vor, es sollte bei unseren Versammlungen auch etwas zu essen geben, genau, wie ich es erwartet hatte. Wir haben uns deswegen ganz schön in die Haare gekriegt. Die Mehrheit war gegen Essen und jetzt ist die Minderheit eingeschnappt. Irene Howard war auf der Essensseite, und seitdem behandelt sie mich sehr kühl, was mir viel ausmacht. Ob wohl Mutter und Mrs Elliott auch Probleme haben mit ihrem Roten Kreuz? Wahrscheinlich, aber sie lassen sich nichts anmerken. Aber ich lasse mir was anmerken! Ich wüte und weine. Aber das mache ich nur in meinem Zimmer und in diesem Tagebuch lasse ich dann Dampf ab. Und wenn es vorbei ist, dann schwöre ich mir, dass ich es ihnen noch zeigen werde. Ich spiele nie die Beleidigte. Ich hasse Leute, die sich so anstellen. Immerhin ist jetzt der Anfang getan, nächste Woche treffen wir uns und wir werden alle stricken lernen. Das steht schon mal fest.
    Shirley und ich sind noch mal zum Bahnhof hinuntergegangen und haben versucht Monday zur Heimkehr zu bewegen, aber umsonst. Die ganze Familie hat es versucht, vergeblich. Drei Tage nach Jems Abreise ging Walter hinunter und brachte Monday auf dem Pferdewagen gewaltsam nach Hause. Dann schloss er ihn drei Tage lang ein. Da ist Monday in Hungerstreik getreten und hat Tag und Nacht fürchterlich geheult. So mussten wir ihn wieder freilassen, sonst wäre er uns verhungert.
    Wir beschlossen ihn in Ruhe zu lassen und Vater hat den Metzger in der Nähe des Bahnhofs gebeten ihm Knochen und Fleischreste zu bringen. Außerdem geht einer von uns fast

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