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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Geldaristokratie zu sein? Zum Genie kann er wachsen … er wird immer ein Bettler mit dem Hut in der Hand bleiben.
    Aber wer, mein Gott, wer informiert diesen Harry Muck für seine Artikel?
    Noch einmal sah Boltenstern den verzweifelten Schreibert an. Er beugte sich zur Seite und riß ihm die Hände von den Ohren.
    »Man hat Richard exhumiert!« sagte er laut.
    Schreibert zuckte zusammen, als habe man ihn mit einer Keule getroffen.
    »Ja …«, antwortete er wie geistesabwesend.
    »Petra hat gesehen, wie man gegen 8 Uhr das Grab wieder zuschaufelte. Da war schon alles wieder vorbei.«
    »Mir ist alles egal …«, sagte Schreibert tonlos.
    »Aber mir nicht! Soll wegen solch einer dummen Party unser aller Leben zusammenbrechen? Ich bin zu Oberstaatsanwalt Dr. Breuninghaus gegangen und habe gebeichtet.«
    »Bist du verrückt, Alf?« stöhnte Schreibert. »Bist du total verrückt? Sie werden uns alle verhaften.«
    »Im Gegenteil. Breuninghaus will den Fall unter den Tisch fallenlassen. Er hat Gutachten aus den USA und England angefordert, wo das LSD zum Alltagsbild gehört.«
    »Und du … du hast ihm gesagt … daß ich … ich …«
    »Nein! Ich habe die Selbstmordthese Erlangers aufrechterhalten. Die Gutachten werden bestätigen, daß LSD-Süchtige zu unkontrollierbaren Handlungen bereit sind, auch zum Selbstmord. Es gibt Fälle, bei denen sich Menschen im LSD-Rausch aus dem Fenster stürzten, weil sie glaubten, sie könnten wie ein Vogel fliegen … Wissen wir, was Richard geträumt hat und sich in diesem Traum zwangsläufig ermorden mußte?! Das ist ein Gebiet, wo die gesamte Psychiatrie versagt. Man muß – wie in der Religion – glauben!«
    Schreibert sah Boltenstern groß an. Seine Augen waren rot umrändert, als habe er tagelang geweint. In der zerklüfteten Fläche seines Gesichtes sahen sie aus, als schwämmen sie in Blut.
    »Das hast du raffiniert hinbekommen, Alf«, sagte er leise. »Du warst schon immer ein kluger Kopf …«
    Boltenstern lächelte mokant. Er ließ den Wagen wieder an und blickte in den Rückspiegel. »Also weiter nach Turin!« sagte er, als er wieder auf der Straße war. »Petra und ich werden Weihnachten schon heiraten …«
    »Vor Beendigung des Trauerjahres?« Schreibert schielte zu Boltenstern. »Was sagen die anderen?«
    »Sie sind darauf vorbereitet. Man erwartet es direkt von uns. Petra und ich zeigen uns dauernd zusammen in der Öffentlichkeit, wir reiten aus, wir besuchen gemeinsam die Parties, wir geben gemeinsam unsere eigenen Einladungen heraus. Man sieht ein, daß ein Betrieb wie die Wollhagen-Werke nicht ohne eine männliche Leitung sein kann. Ob ein Jahr Trauer oder nicht … Richard nützt es nichts mehr. Es geht um größere Werke als um Pietät.«
    »Dann solltest du mir, unter Freunden, dankbar sein.« Schreiberts Stimme war ganz klein und dünn. Er zog pfeifend den Atem ein. »Ich habe Richard zur richtigen Zeit getötet … zur richtigen Zeit für dich …«
    »Was verlangst du?« fragte Boltenstern steif.
    »Kein Geld! Das kannst du dir an den Hut hängen wie einen Gamsbart!« Schreibert starrte hinaus in die sommerliche Berglandschaft. Ein Wildbach, ein paar Ställe, verwitterte Zäune, saftgrüne Wiesen, rotbunte Kühe mit dicken Glocken um den Hals. Ein wolkenloser blauer Himmel, gegen den die Bergspitzen sich abheben wie Scherenschnitte auf weißem Papier. »Ich will Corinna haben!« sagte er heiser.
    »Was kostet sie?« fragte Boltenstern knapp.
    »Blödsinn! Ihr Vater hat mehr Millionen, als der alte Wollhagen hinterließ. Du mußt sie aus der Klinik herausholen und zu mir bringen.«
    »Nach Turin? Unmöglich.«
    »Wir werden uns irgendwo, abseits von allen anderen Menschen, ein Haus mieten und dort zusammen leben. Du mußt Corinna Colman nur überzeugen, daß dies für sie das richtige Leben ist.«
    »Ist das so schwer?«
    »Ja«, antwortete Schreibert leise. »Aber ohne Corinna gehe ich ein, Alf, das ist keine dumme Rede! Das ist kein Rückfall in das Liebesgestammel eines Primaners! Es ist bitter ernst! Noch nie habe ich eine Frau so geliebt wie sie! Noch nie wurde ich so geliebt wie von ihr.«
    »Die Corinna muß ein Wunder sein!«
    »Ein Satan in der Gestalt eines Engels! Aber ich brauche ihn …« Schreibert faßte Boltenstern an den Arm und riß an seinem Ärmel. »Verstehst du das, Alf?«
    »Nein! Aber ich werde dir deine Corinna bringen.«
    Bis Turin lag Frieden zwischen Boltenstern und Schreibert. Aber es war ein trügerischer Frieden. Es gibt

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