Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Pfund bei einem Straßenhändler gekostet und war perfekt, solange niemand auf die Idee kam, auf die Perlen zu beißen) und den echten Perlenohrringen, die sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte.
Sie faßte ihr Haar mit einer schwarzen Samtschleife zusammen und vergewisserte sich, daß kein Ton mehr unter ihren Fingernägeln klebte. Schwarze Strümpfe und ihre guten Schuhe vervollständigten ihre elegante, wenn auch für ihren Geschmack ein wenig zu schlichte Erscheinung. Zum guten Schluß hüllte sie sich in den alten Marinemantel ihres verstorbenen Vaters – ein Kleidungsstück, das dazu gedacht war, auf der Brücke eines Schlachtschiffs getragen zu werden und einige Kilo wog. Das beträchtliche Gewicht machte jede Bewegung oder auch nur das Aufrechtstehen schwierig, aber dieser Mantel hielt einem arktischen Schneesturm stand. Polly hatte die Gewißheit, daß sie – falls es eine Autopanne oder andere widrige Umstände jemals erforderlich machen sollten – in dem guten Stück eine Nacht im Freien schlafen konnte, ohne an Unterkühlung zu leiden, wahrscheinlich würde sie nicht einmal einen Schnupfen bekommen.
Die Heizung in ihrem Wagen tat es nicht besonders wirkungsvoll, und Polly war heilfroh, daß sie den Mantel angezogen hatte, als sie schließlich durch das hübsche schmiedeeiserne Tor von Cannongate Manor fuhr. Bevor sie die palladinische Vorderseite des Hauses mit dem riesigen Portico erreichte, trat ihr ein Mann in moderner Version ihres Mantels in den Weg. Ein Blick auf ihr Auto genügte ihm, und er dirigierte Polly mit einer knappen Geste zum Lieferanteneingang.
Bescheiden kroch Polly in ihrem Morris 1000 an den Stallungen vorbei und schielte auf das massive Gebäude. Noch konnte sie sich keinen rechten Eindruck verschaffen, aber sie erkannte, daß das Haus bombastisch war.
Zu Pollys Erleichterung stand der Kombi, mit dem die Speisen angeliefert wurden, bereits an Ort und Stelle. Sie hatte genug Erfahrung in dieser Branche, um zu wissen, daß die Leute nicht immer besonders zuverlässig waren. Sie war darauf gefaßt gewesen – auch wenn sie sich vielleicht etwas überfordert fühlte –, daß man von ihr erwartete, zweihundert Mäuler ganz allein zu stopfen. Aber jetzt wußte sie, daß ihr zumindest noch eine Person zur Seite stehen würde – das hellte ihre Stimmung beträchtlich auf.
Sie klopfte an die Tür und wartete. Nach einiger Zeit tauchte eine Art Butler auf, dem Polly an der mißbilligend gerunzelten Stirn, den hängenden Schultern und den tiefen Furchen an den heruntergezogenen Mundwinkeln ansah, daß er schon vom letzten Besitzer des Hauses eingestellt worden und keineswegs glücklich über die neue Herrschaft war. Aber er würde nicht kündigen, ehe man ihm eine ordentliche Rente anbot.
»Ja?« fragte er voller Groll, weil er das Haus für eine Wohltätigkeitsveranstaltung öffnen mußte. Offenbar war es ihm gleichgültig, ob man ihm den Ärger anmerkte oder nicht.
»Guten Abend.« Polly lächelte mitfühlend. »Mein Name ist Polly Cameron, und ich bin hier, um die Leute vom Partyservice zu beaufsichtigen.«
Der Butler brummte und machte die Tür ein wenig weiter auf. »Hier entlang geht’s zur Küche.«
Er führte sie durch eine ganze Reihe von Korridoren, die von einigen Generationen der »Familie« und erst recht von den derzeitigen Besitzern des Cannongate Manor unangetastet und vermutlich auch ungeputzt waren.
»Der heutige Abend muß eine schreckliche Last für Sie sein«, sagte Polly, während sie sich anstrengte, mit ihm Schritt zu halten. »Die Horden von Menschen, die ins Haus strömen und überall herumstehen.«
Der Butler sparte sich eine Erwiderung, aber er verlangsamte seinen Marsch ein bißchen. Polly war zwar klar, daß der Butler nichts mit den Lieferanten und kaum etwas mit den Herrschaften des Hauses zu tun hatte, aber falls etwas schiefging, dann brauchte sie diesen Mann auf ihrer Seite. Der Butler war derjenige, der wußte, wo sich der Sicherungskasten befand und wie man die Hauptwasserleitung abdrehte. Polly hatte schon Vergleichbares erlebt und in Situationen gesteckt, in denen alles, was man sich nur denken konnte, falsch gelaufen war.
Als sie die Küche betraten, schenkte Polly dem Butler noch ein herzliches Lächeln und bedankte sich bei ihm – ein wenig Überschwenglichkeit zahlte sich meistens aus.
Die Küche war, obwohl sie keineswegs so romantisch unberührt aussah wie die Räume, an denen sie auf den Weg hierher vorbeigekommen waren,
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