Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Vertrauen zu schleichen und an ihre Vernunft zu appellieren. »Aber ehrlich gesagt, es ist kinderleicht, an der Theke zu stehen, und die Speisen zu verteilen. Außerdem ist es die beste Möglichkeit, mit den interessanten Leuten ins Gespräch zu kommen.«
Maddy und Perdita waren so schüchtern und naiv, daß sie das als Vorteil ansahen. Die anderen beiden schienen anspruchsvoller und raffinierter zu sein, als gut für sie oder irgend jemanden sonst war. Sie hatten es nicht nötig, Schinkenscheiben auf einen Teller zu legen, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
»Und wenn jemand etwas von euch will, den ihr ganz und gar nicht ausstehen könnt –« Polly grabschte nach einem Strohhalm –, »liegt es an euch, aus Versehen, eine Ladung Mayonnaise auf ein Kleid oder einen Anzug zu klecksen.«
Einen Augenblick lang schwankten die Mädchen zwischen Ablehnung für Polly und alles, was sie verkörperte, und dem kindischen Verlangen, es Thalia heimzuzahlen. Zum Glück für Polly war die Schulmädchenmentalität stärker als ihre Blasiertheit. Polly beobachtete, wie sie stillschweigend die Fronten wechselten, und hatte ein schlechtes Gewissen, weil Thalias sündhaft teures Designerkleid ihretwegen ein so grausames Schicksal erleiden mußte.
Sie brachte die Mädchen dazu, Gläser über Töpfe mit dampfendem Wasser zu halten und sie mit einem Geschirrtuch zu polieren. Es dauerte nicht lange, bis Polly merkte, daß es ihnen gefiel, etwas zu tun zu haben. Anscheinend hatten sie sich die meiste Zeit ihres jungen Lebens entsetzlich gelangweilt.
Polly machte sich mit den ersten Platten auf den Weg zum Speisezimmer. Die Küche war vom Bestreben der Bradleys, sich selbst und ihren Reichtum zur Schau zu stellen, verschont geblieben, nicht aber das Speisezimmer. Außer im Brighton Pavillon hatte Polly selten oder nie eine so verschwenderische Pracht zu Gesicht bekommen.
Die Wände und die Decke waren mit goldenem Seidenstoff verhüllt, der an einer dicken Säule in der Mitte befestigt und mit Hilfe von goldenen Kordeln mit Quasten in Ananasgröße an Ort und Stelle gehalten wurde. Die üppigen Stoffbahnen flossen bis zum Boden und vermittelten einem das Gefühl, in einer riesigen Kuppel zu stehen. In den oberen Ecken teilten sich die Stoffbahnen und gaben Stücke der dunkelblau gestrichenen Decke frei, die mit kleinen, wie Sterne blitzenden Lichtern übersät waren. Polly fragte sich unwillkürlich, ob Thalia auch eine pludrige Haremshose besaß. Sie mußte zu den wenigen Frauen gehören, die so etwas wirklich tragen konnten.
Die meisten Möbelstücke waren für diesen Abend aus dem Zimmer entfernt worden. – Die Überbleibsel waren vergoldet, reich verziert und antik – die einzige Ausnahme bildete das halbe Dutzend Zeichentische, die zum Buffet umfunktioniert worden waren.
Leider hatte, wer auch immer für die Blumen verantwortlich war, die leeren Tische als idealen Standort angesehen für die Arrangements aus Lilien, Weberkämmen, Treibholzklötzen, getrocknetem Seegras und verschiedenen subtropischen Pflanzen, die möglicherweise sogar fleischfressend waren und sich dramatisch aus vergoldeten Schalen und Vasen ergossen. Das hieß, daß es keinen Platz mehr für die Speisen und Getränke gab.
Wenn Thalia nicht Thalia gewesen wäre, hätte Polly nach ihr gesucht und sie um Anweisungen gebeten. Aber Polly hatte das Gefühl, daß Thalia nicht viel Konstruktives zu diesem Problem zu sagen hatte, und beschloß, die Sache lieber selbst in die Hand zu nehmen.
Das Ergebnis war spektakulär. Der altersschwache Butler, besänftigt durch Pollys gewinnendes Wesen und besonders durch ihre ausdrucksvollen grünen Augen und das kurze Kleid, hatte ein halbes Dutzend Weinkisten herbeigezaubert. Die Kisten wurden mit weißen Tüchern bedeckt, die Polly in einem düsteren Loch aufgetrieben hatte, das wohl einstmals die Leinenkammer gewesen war, und auf den Boden zwischen die Tische gestellt.
Auf diesem Notbehelf kamen die exotischen Kompositionen, nach ein paar platzbedingten Korrekturen, erst richtig zur Geltung, und sie sahen, wie Polly fand, viel besser aus als vorher.
Aber diese künstlerische Einlage hatte viel Zeit gekostet, und die meisten Speisen befanden sich noch in der Küche, als die ersten Gäste eintrudelten. Der alte Butler hatte sich Gott sei Dank darauf besonnen, ein Engel zu sein, und half Dot und den anderen, die Platten und Tabletts ins Speisezimmer zu transportieren.
Polly wies Lorraine an, ihre mörderischen
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