Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
begegnen würde. Trotz seiner wunderbaren Vorstellung als Auktionator hielt Polly David Locking-Hill für einen Menschen, der sehr zurückgezogen lebte und seine Privatangelegenheiten nicht in aller Öffentlichkeit austragen wollte. Es wäre ihm sicher nicht recht, wenn alle Welt erfuhr, daß sein Sohn zuviel getrunken oder sich mit Drogen vollgedröhnt hatte. Und auch wenn sie wütend auf David war, weil er so gräßliche Freunde hatte, wollte sie nicht, daß er sich wegen seines mißratenen Sprößlings zum Gespött machte. Das wäre auch für Patrick kein Honigschlecken.
Sie sah auf ihre Uhr. Die meisten Aufräumarbeiten waren bereits erledigt und die Gläser abgewaschen. Man hatte sie gebeten, Kaffee zu servieren, bevor sich die Gäste auf den Heimweg machten – leider konnte sie nur vage Vermutungen anstellen, wann das sein würde.
»Wo wohnst du, Patrick?«
Er hob den Kopf mit einem Ruck und dachte angestrengt nach. »In der Nähe von Mannington.«
Mannington – das war nicht weit von hier. Vielleicht schaffte sie es, Patrick dorthin zu verfrachten und wieder hier zu sein, ehe die Versteigerung zu Ende war. Sie könnte David diskret zuflüstern, daß sie Patrick nach Hause gefahren hatte, wenn sie ihm einen Tasse Kaffee brachte.
»Ist bei dir zu Hause jemand, der sich um dich kümmern kann?«
»Nee. Monica ist nicht da.«
Sie hätte gern gefragt, wer Monica war, aber das wäre im Moment unpassend gewesen. »Also ist niemand im Haus?«
»Sie sind verdammt neugierig.«
Polly schnaubte ungeduldig. »Ich bin keineswegs neugierig. Ich überlege nur, was ich am besten mit dir anstellen könnte. Ganz sicher kann ich dich in deinem Zustand nicht mutterseelenallein in einem leeren Haus lassen.«
»Sie sind neugierig, aber in Ordnung.«
Patrick war nicht der erste junge Mann, der Polly Neugier vorwarf, und sie mußte zugeben, daß sie ein gewisses Interesse an anderen Menschen hatte, das sie oft dazu veranlaßte, eine Menge Fragen zu stellen. Doch diesmal fühlte sie sich vollkommen im Recht.
Sie ließ Patrick allein, ging in den Ballsaal und entdeckte, daß David mit der Versteigerung ziemlich rasch vorangekommen war. Es waren nicht einmal mehr zwanzig Angebote übrig, dann mußte der Kaffee serviert werden.
Als sie wieder zu Patrick kam, sagte sie: »Komm, wir gehen in die Küche. Dort halten sich zwar ein paar Leute auf, aber sie werden wenigstens deinem Vater nichts verraten.«
Patrick schien mit einem Schlag nüchtern zu werden. »Nach dieser Katastrophe wird mein Vater nie mehr ein Wort mit mir sprechen.«
»Ich bin überzeugt, daß die ganze Sache nicht so schlimm ist, wie du jetzt glaubst.«
»Ach ja? Sie haben ja keine Ahnung!«
»Komm«, sagte sie entschieden und ergriff seinen Arm.
Patricks Auftritt in der Küche hatte eine enorme Wirkung, und wie auf ein Stichwort schwiegen alle – nicht einmal Thalia höchstpersönlich hätte das fertiggebracht. Die Mädchen beurteilten den Neuankömmling auf den ersten Blick als sehr gutaussehend und, was noch bedeutsamer war, als wundervoll rebellisch. Plötzlich mußte Polly fürchten, seine Anwesenheit könnte die jungen Dinger so sehr beeindrucken, daß sie ab sofort keinen Finger mehr rührten. Gottlob sah er sich nur kurz verstohlen um und vertiefte sich dann in den Anblick seiner Kaffeetasse. Er war zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, um auf jemanden Eindruck machen zu wollen – am wenigsten auf schnatternde Schulmädchen.
Die beiden älteren Frauen schüttelten die Köpfe über die Jugend von heute und fuhren unbeirrt fort, die Zuckerdosen aufzufüllen. Sie mußten zweihundert Tassen Kaffee an die Gäste verteilen und hatten keine Zeit für Tagediebe und Betrunkene.
Patrick zeigte keinerlei Reaktion. Er war es gewöhnt, Mißfallen zu erregen, und schien sich nicht besonders schlecht dabei zu fühlen. Er schob eine blonde Haarsträhne hinter sein Ohr und sank noch mehr auf seinem Stuhl zusammen.
Nachdem sich Polly vergewissert hatte, daß er sich nicht wieder übergeben oder in Bewußtlosigkeit versinken würde, widmete sie sich dringenderen Aufgaben. Die Gäste müßten jeden Augenblick nach ihrem Kaffee schreien.
»Kommt, Mädchen. Helft, die Tabletts zu tragen«, forderte sie entschieden.
Die Gören rissen sich von Patricks Anblick los und sahen Polly ärgerlich an. Es war grausam, ihnen erst ein so hübsches Spielzeug zu bringen und ihnen dann nicht zu erlauben, damit zu spielen.
Polly fragte gereizt: »Steve, ist die
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