Zurück in Virgin River (German Edition)
weinen. „Ich mach mir solche Sorgen, und ich habe eine Sterbensangst.“
Sanft legte Cameron ihr den Arm um die Schultern. „Komm, wir beruhigen und füttern erst mal deine Kinder. Weine einfach, wenn es dir guttut. Ich mache dir einen Tee oder heiße Milch …“
„Tee oder heiße Milch?“, fragte sie unter Tränen. „Toll.“
„Ich habe auch noch ein Bier im Kühlschrank“, bot er ihr an, während er ihr mit dem Daumen die Tränen abwischte.
„Das klingt schon besser“, sagte sie schniefend. „Ich bin aber eigentlich wegen etwas ganz anderem hier. Die Heulerei war gar nicht geplant. Lydie Sudder, die auch hier in der Nachbarschaft wohnt, ist Ricks Großmutter. Seine einzige noch lebende Verwandte. Und sie ist …“
„Ich kenne Lydie. Sie ist Diabetikerin, sieht nicht mehr gut, hat einen hohen Blutdruck, und ihr Herz …“
„Könntest du ein bisschen auf sie achten? Du musst ja nicht gleich morgens um zwei an ihre Tür klopfen, um herauszufinden, wie es ihr geht, aber ich war bei ihr und habe ihr gesagt, dass sieeinen von uns anrufen soll, wenn sie irgendwelche Probleme wegen der schrecklichen Nachrichten hat. Ich kann noch nicht nach Hause. Ich muss vorher noch Vanni und Paul anrufen.“
Cameron führte sie in die Küche der Klinik und öffnete den Kühlschrank, um Milch herauszuholen. Emma war fast ein Jahr alt, David zwei. Beide Kinder waren glücklich mit der kalten Milch. Dann reichte er Mel lächelnd ein eiskaltes Bier.
„Was essen die beiden zu Abend?“
„Im Moment sind sie todmüde und brauchen etwas Ruhe.
Aber ich kann nicht zu lange hierbleiben.“
Cameron hatte David auf dem Arm, während Mel Emma hielt. Beide Kinder beruhigten sich schnell, jetzt, wo sie ihre Milch hatten und schützende Arme um sich spürten. Mel schluchzte noch ein paarmal, aber da ihre Kinder nun nicht mehr weinten, entspannte sie sich langsam auch.
„Du hättest Liz sehen sollen“, sagte sie leise. „Sie ist noch nie geflogen. Und schon gar nicht nach Europa. Sie hatte innerhalb von zehn Minuten gepackt und fragte mich alle möglichen Sachen, während ich an ihrem PC versuchte, ihr ein Ticket zu buchen. Sie hat gefragt: ‚Fön?‘ Ich sagte: ‚Ja.‘ ‚Ist es da kalt oder warm?‘ Ich antwortete: ‚Kalt.‘ Zehn Minuten später war sie fertig. Sie liebt Rick schon, seit sie vierzehn war.“
„Weiß man irgendwas über seine Verletzungen?“, erkundigte sich Cameron vorsichtig.
„Nein. Nicht viel.“ Mel wiederholte, was Jack ihr erzählt hatte. „Ich wollte mit ihm fliegen, aber ich habe Probleme mit meinem Reisepass und zwei kleine Kinder. Ich wollte trotzdem mit, und jetzt ist Liz mit Jack unterwegs. Die kleine Liz, und ich war eifersüchtig.“
Cameron lachte sie aus. „Es war vermutlich gut, dass sie geflogen ist, falls es dem Jungen hilft.“
„Das hat Jack auch gesagt. Aber ich fühlte mich plötzlich so verlassen. Ich weiß, dass das blöd ist, trotzdem fühlt es sich so an.“
„Das ist nicht blöd, Mel. Gegen Gefühle ist man machtlos. Warum lässt du die Kinder nicht einfach bei mir, während dudeine Anrufe machst?“
Sie schüttelte den Kopf und lachte hohl. „Das klingt zwar sehr logisch, aber ich kann mich momentan nicht von meinen Kindern trennen. Ich muss sie einfach in meiner Nähe haben.“
„Ich verstehe“, sagte Cameron. „Ich sag dir was – ich komme einfach mit zu den Haggertys, und dann fahren wir zu dir. Da helfe ich dir dann mit den Kindern. Ich mache ihnen etwas zu essen und bringe sie ins Bett. Wir essen später ein paar belegte Brote. Und wenn alles ruhig ist, gehe ich wieder.“ Er grinste. „Ich habe heute Abend sowieso nichts Besseres vor. Und ich habe meinen Pager.“
„Ich habe noch Babynahrung“, sagte sie. „Allerdings habe ich keine Ahnung, ob ich sonst noch etwas Essbares im Haus habe.“
Erneut lachte Cameron. „Du bist einfach hoffnungslos. Na gut. Dann schmiere ich uns hier ein paar Stullen, packe sie ein, und dann können wir los. Hast du Chips zu Hause?“
„Keine Ahnung“, sagte sie.
„Ist Jack der Einzige, der bei euch zu Hause fürs Essen zuständig ist?“
„So gut wie“, gab sie zu und nahm einen Schluck von ihrem Bier. Dann kuschelte sie sich an Emma und entspannte sich sichtlich. Dank Cameron fühlte sie sich inzwischen sehr viel besser gewappnet für den Rest ihrer Mission.
„Ich glaube, ich habe noch ein paar Chips“, meinte er.
Sie lächelte ihn an. Sie wusste, dass er ein großartiger Arzt war, und freute
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