Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
ich habe dich mindestens genauso vermisst in dieser Zeit.“
Da mit schnappte sie sich Cats Tasse und nahm einen tiefen Schluck von ihrem Kaffee, die Augen ekstatisch geschlossen. „Aaah, was für eine Wohltat! Den habe ich jetzt echt gebraucht.“
„Ja“, entgegnete Cat trocken, „ich auch.“
„Wenn es deine Witze nicht gäbe, müsste man sie glatt erfinden. Oh, Kätzchen, ich liebe dich!“
Und während sie noch in der Küche nach einer einigermaßen sauberen Tasse für ihre Freundin kramte, platzte sie mit ihren Neuigkeiten heraus. „Er ist waaahnsinnig süß, Tailorin. Du müsstest ihn mal sehen, nicht ganz so groß wie Türzu, sein Körper indes ist eine Offenbarung. Alles Muskeln! Überall! Und dieser knackige, kleine Hintern erst! Oh, mein Gott! Cat, so etwas habe ich mein Lebtag noch nicht zu Gesicht bekommen! Und ich hatte bereits Modelle der absoluten Spitzenklasse, wie du weißt. Bei dem Knaben juckt ’s sogar mich in den Fingern. Du kannst dir vorstellen, was das bei meiner Schüchternheit heißt. Und Augen hat er!“
S usann trug dermaßen dick auf, dass es sie selbst nicht überrascht hätte, wenn Violinen im Hintergrund erklungen wären. Sie richtete ihren Blick an die Zimmerdecke und breitete die Arme aus, als wollte sie die ganze Welt zu umarmen.
„Mutter Natur sei Dank für ihr Werk.“
„Ich meine selbstverständ lich, was für Augen er hat! Da legst du dich glatt hin wie ’n gefällter Baum. Manchmal habe ich regelrecht Angst darin zu ertrinken, so tief und klar ist dieses Blau, beinahe übernatürlich.“
„Spricht da die Künstlerin in dir oder die Frau?“
„Er ist bestimmt nicht so eitel, gefärbte Kontaktlinsen zu tragen“, versicherte Susann ungeduldig. Sie wusste nicht recht, was sie auf Cats Frage antworten sollte, und überging sie deshalb kurzerhand.
„Das habe ich befürchtet. Himmelherrgott!“
„Was? Was denn? Ich meine ja nur, er sieht dem Doktor derart verblüffend ähnlich, als wären sie Zwillinge. Überzeuge dich selbst. Der Prof mag mich – Nun, wer tut das nicht? – und lässt sich bestimmt dazu überreden, ebenfalls für dich eine Ausnahme zu machen. Und vielleicht haben wir dann Glück und erwischen diesen blauäugigen Schönling. Ich kann ihn nicht anquatschen, weil es leider offensichtlich ist, dass er was gegen mich hat – was immer das auch sein mag, denn wir haben bislang kein Wort miteinander gewechselt. Das musst du dir mal vorstellen, wenn ich die Tür zur Station öffne, nimmt er flugs die Beine in die Hand und rennt wie von allen Furien gehetzt davon. Das nenne ich einen Wink mit dem Zaunpfahl, wie er im Buche steht. Er ist bestimmt dein Typ.“
Cat holte anstelle ihrer Freundin tief Luft und unterbrach deren ungehemmten Wortschwall: „Mein Typ, was? Das ist so gut wie das Letzte, was ich glaube.“
Mit verschr änkten Beinen hockte Cat auf dem Boden, die Kaffeetasse in der hohlen Hand und beobachtete aufmerksam ihre Freundin. Sie hat sich in diesen Kerl verknallt, klarer Fall! Das war es vermutlich, vor dem sie die ganze Zeit über Angst gehabt hatte.
Nein, stellte sie nach einer Weile fest, war es nicht , denn sie freute sich wie jedes Mal über eine Veränderung und das Glück ihrer Freundin. Die Furcht vor etwas Unbekanntem, Drohendem dagegen nagte noch immer wie eine Ratte an ihrem Herz.
„Könnte es möglich sein, dass dieser andere … nicht auf Frauen steht? Dass er mit Stojanow … du weißt schon, was hat.“
Susann s Kopf schoss in die Höhe, ihre Augen sprühten Funken, ihr Mund stand vor blankem Entsetzen offen und Cat hätte schwören können, dass sogar ihre Haare zu Berge standen.
„ Was hat? … Die zwei? Miteinander? Ja … also, da… daran habe ich noch gar nicht gedacht. Vom Äußeren her könnte es durchaus passen. Und du meinst wirklich … ich meine wie Pappmaché …“ Susann atmete tief durch und machte ihrer Aufregung Luft: „Nein! Nein, also eins garantiere ich, das überlebe ich nicht! So was passiert niemandem zweimal! Pappmaché war mein …“ Stumm wie ein Fisch auf dem Trockenen bewegte sie ihren Mund, aber kein Ton kam mehr über ihre Lippen.
Cat unterdrückte ein albernes Kichern. Fehlten der Großen tatsächlich einmal die Worte!
„ Pappmaché war der Mann für mich! Ich habe ihn geliebt wie kaum einen anderen. Mit Sicherheit war er der erste und auch der letzte Mann, dem ich entgegen aller festen Grundsätze nachgelaufen bin. Tage- … Quatsch, wochen lang! Ich habe gekocht für ihn
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