Zutritt verboten
hatte das kleine Rohr nach oben gerichtet. Es begann hell zu ticken.
»Zu viele Durchgänge«, murmelte er. »Wir werden hier langsam im Gammaschauer geröstet. Zur Hölle, Großer, ich hätte gern einen bestimmten Befehl gehört.«
Ich wanderte vor dem Ofen auf und ab. Es lag in meinem Ermessen, den Aufenthalt in den Urwäldern auszudehnen. Ich konnte aber auch sofort den vereinbarten Funkspruch absetzen.
»Wir sind noch nicht lange genug hier«, zögerte ich. »Wenn wir uns jetzt schon fassen lassen, besteht die Gefahr, daß wir bei den kommenden Verhören relativ falsche Auskünfte geben.«
»Quatsch! Ein Angriff wird wie der andere sein.«
»Nur härter«, warf Iwan ein. »Verdammt härter. Ich sagte euch doch, daß die Negativen schnell lernen. Kann auch sein, daß einige Denker auftauchen. Denen seid ihr auch mit den Maschinenwaffen nicht gewachsen. Es gibt Hypnos unter Ihnen. Die machen euch auf eine Meile fertig.«
»Da bist du aber im Irrtum«, sagte der Kleine im vollen Bewußtsein seiner geistigen Stärke.
Gerade deshalb hatte man ausgerechnet uns in die Wälder geschickt – wegen unserer Gehirnoperationen.
Ich zweifelte immer noch. Fünf Nächte erschienen mir durchaus nicht ausreichend, um diese fürchterliche Umwelt einigermaßen kennenzulernen.
»Die aufziehenden Wolkenbänke strahlen Gamma«, meinte Wolfsohr beiläufig. »Ich spüre es am Kribbeln im Nacken. Viel Gamma wird kommen, noch mehr mit dem ersten Schnee. Spätestens übermorgen fängt es an. Verschwindet, Freunde! Ihr wißt genug. Ihr kennt die großen Räuber, und ihr habt auch einen Angriff erlebt. Bis jetzt habt ihr vielleicht sechs Röntgen aufgenommen.«
»Wir haben großartige Mittel selbst für hundert Röntgen«, entgegnete ich.
»Eh, sehr gut. Ich weiß es. Absorberspritzen, wie? Gut, Freund, dann passen Sie aber nur auf, daß Ihre Kinder Sie nicht an den Aufenthalt hier erinnern.«
Er lachte in hohen Tönen. Ich begann wieder zu frösteln. Iwan hatte eine unangenehm deutliche Art. Abschließend erklärte er ernst:
»Hören Sie gut zu, Major. Wir sind hier im Stromgebiet. Der Winter ist grausam hart. Viel sehen können Sie nicht mehr. Sie können nur noch erfahren, wie es ist, wenn sich Krallen und Reißzähne in Ihre Weichteile schlagen. Darauf sollten Sie verzichten. Ich werde bei Tagesanbruch abhauen. Hinüber in die Bunker, wo ich fast jeden Winter war. Die Holzhütte ist nur im Sommer gut. Wenn sie Hunger kriegen, verlieren sie jede Furcht vor den Waffen. Das sehen Sie doch ein, oder?«
Der Kleine stand stumm vor den Schießscharten. Schattenhafte Gestalten huschten über die Lichtung. Gelegentlich drang das Geräusch berstender Knochen durch die Stille.
»Sie leisten ganze Arbeit.« Er schüttelte sich.
»Sie haben jetzt schon Hunger«, erklärte Iwan Iwanowitsch. »Fressen und gefressen werden! Diejenigen, die sich zum Winterschlaf niederlegen können, sind noch mit am besten dran.«
»Winterschlaf?« fragte ich argwöhnisch. »Meinst du Mutanten?«
»Wen sonst? Hier ist alles anders. Sie sollten langsam in anderen Begriffen denken.«
»Es reicht«, sagte Hannibal. Wortlos ging ich zum Funksprechgerät hinüber.
Die Mikro-Strombank arbeitete einwandfrei. Das rote Kontrollicht leuchtete auf. Die Optik der Fernbildaufnahme begann zu flimmern.
Das Mikrophon dicht vor die Lippen haltend, sagte ich leise:
»HC-9, an Außenposten TS-19. Bitte melden. HC-9 an Außenposten TS-19, melden Sie sich.«
Nach einigen Augenblicken begann es auf dem kleinen Bildschirm zu zucken. Die Linien verdichteten sich zu einem klaren Bild. Ich erkannte die Folienmaske von TS-19.
»Kennzeichen für heute, bitte«, drang es verhalten aus dem Lautsprecher. »Es ist nach Null
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