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Zwei Geschichten von der See

Zwei Geschichten von der See

Titel: Zwei Geschichten von der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Amado
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enthielt. »Ich erwarte dich zu Hause, du musst bei meinem Bruder und meiner Schwägerin zu Abend essen. Ich werde Casquinho de Carangejo machen lassen. Es ist sogar besser so, auf diese Weise habe ich Zeit, meinen Bruder vorzubereiten …«
    »Aber warum die Geheimnistuerei, warum diese Heimlichkeiten?«
    »Ich möchte dein Gefühl für mich auf die Probe stellen. Ich will wissen, ob du mich um meiner selbst willen oder wegen meiner Familie gern magst …«
    »Hast du das denn noch nicht gemerkt?«
    »Ich will die Probe aufs Exempel machen …«
    In diesem Fall hieß es eben, Geduld zu üben, sie sollte ihren Willen haben. In Wirklichkeit spielte es keine Rolle, er heiratete ja nicht ihren Nachnamen, auch nicht ihre Angehörigen. In gewisser Weise hatte sie recht. Trotzdem konnte er nicht umhin, sich Gedanken über diese Geheimniskrämerei zu machen. Vermutlich gehörte Clô einer vornehmen und daher vorsichtigen Familie der oberen Zehntausend, der steinreichen paraenser Elite an, einer Familie mit einem Adelstitel wie Madalena Pontes Mendes. Im Übrigen hatte er zu Beginn der Reise, kurz bevor er sie erstmals erblickt hatte, einen Passagier Bemerkungen über die ausgezeichnete finanzielle Lage von Clôs Bruder machen hören. Sie waren wahrscheinlich Millionäre, mit ganzen Gummibaumwäldern, Inseln im Amazonasfluss, mit Indios, Jaguaren und zwanzig Meter langen Schlangen. Wer weiß, vielleicht war das ganze Versteckspielen auch nur die Befürchtung, ihr Bruder könne sich der Heirat einer so reichen Erbin mit einem einfachen Kommandanten, einem Kapitän auf großer Fahrt im Ruhestand, widersetzen? Unter Umständen stellte sich die Familie in ihm einen Abenteurer, einen gerissenen Gauner vor, der es nur auf das Vermögen der Braut abgesehen hatte.
     
    Wenn sie aber so reich war, warum gab sie dann Klavierstunden? Gewiss nur zum Vergnügen. Zum Zeitvertreib und aus Liebe zur Musik. So gab er ihr denn bei der ersten Gelegenheit zu verstehen, dass sein Besitz sich nicht auf sein Ruhegehalt beschränke. Er habe ein eigenes, bildschönes Haus in Periperi, einem der elegantesten Strandbäder von Salvador, er besitze Staatsanleihen in Massen, somit eine Rente, die ihm und ihr ein mehr als bequemes Leben gewährleisten würde. Clô streckte ihm beide Hände entgegen:
    »Und wenn du arm wärst wie Hiob …«
    Zu jener Zeit liefen die Schiffe Fortaleza nicht an, da die Stadt noch keine Piers besaß. Daher war die Ausschiffung der Passagiere stets ein erheiterndes Schauspiel, wenn diese über das Fallreep in die kleinen, auf den Wellen hüpfenden Segelboote umsteigen mussten. Das gab bei den Damen Gekreisch, Gelächter und Unentschlossenheit, während die starkbrüstigen, gebräunten Ruderer ihre Fahrzeuge an dem Fallreep festhielten. Der paraensische Anwalt, der mit gespreizten Beinen im Bug eines solchen Schiffleins balancierte, stellte dabei seine Kraft zur Schau: Er fasste die auf der letzten Stufe des Fallreeps stehende Mestizin Moema um die Taille, hob sie in die Luft und setzte ihren zitternden Körper neben sich ins Boot. Eine Minute lang standen die beiden auf dem schwankenden Bug nebeneinander fest auf den Füßen, schön und stark, vom Winde zerzaust. Dergleichen konnte der Kommandant sich nicht leisten, nicht dass es ihm an Kraft und Lust gefehlt hätte, aber erstens war die strahlende
Baqueana
zu robust für derartige Turnkunststücke, und zweitens wäre es für ihn unschicklich gewesen.
    Vorher war Dona Domingas noch kurz auf die Kommandobrücke hinaufgestiegen, um sich bei ihm für seine Aufmerksamkeiten zu bedanken:
    »Sie sind ein vollendeter Kapitän gewesen, es hat mir ein großes Vergnügen bereitet, mit Ihnen zu reisen.« Damit reichte sie ihm die schöne ringgeschmückte Hand. Sie verabschiedete sich auch von dem Ersten Offizier, von den Steuerleuten und setzte hinzu: »Sie haben Glück, einen Kapitän mit den Fähigkeiten des Kommandanten Vasco zu haben.«
    »Eines Tages wird er dafür sicherlich Anerkennung ernten«, antwortete der Erste Offizier – ein etwas sonderbarer Ausspruch, der fraglos auf das Durcheinander des Ankermanövers zurückzuführen war.
    Auch der sportliche Bankbeamte kam, um ihm Lebewohl zu sagen. Er hatte die ganze übrige Reise damit verbracht, Briefe an das Mädchen aus Pernambuco zu schreiben, in Natal hatte er den Postkasten bis oben angefüllt.
    »Ein sehr distinguiertes junges Mädchen …«, lobte der Kornmandant, als er den verliebten jungen Mann umarmte.
    Auf der

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