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Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Titel: Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mady Host
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freundlich die gewünschten Karten. Seltsam, was haben die drei Kanadierinnen bloß gemeint?
    Liegt es vielleicht daran, dass sie mit dem Ticketmenschen englisch gesprochen haben? Als wir mit den drei Ladies am Bahnsteig sitzen, zerbrechen wir uns noch einmal gemeinschaftlich den Kopf darüber und kommen zu der erstaunlichen Schlussfolgerung, dass der Bahnangestellte wohl eine sehr starke Abneigung gegen schummelnde Pilger haben muss. Deswegen hat er genau die Kunden schlecht behandelt, bei denen er Wanderrucksäcke erblicken konnte! Das gibt’s doch nicht! Die sind überaus streng die Spanier. Bei unserem Trampversuch war es ja ein ähnliches Spiel. Brummige Einheimische hin oder her, wir fünf haben einen mordsmäßigen Spaß.
    Unsere Ladies springen aus irgendeiner, uns unbekannten Motivation heraus, bei jedem ankommenden Zug auf und wollen einsteigen obwohl die geplante Abfahrt unseres Schienenbusses erst in einer dreiviertel Stunde ist. Dabei vertauschen sie in zuverlässiger Regelmäßigkeit ihre drei identischen Rucksäcke und Wanderstöcke segeln durch die Gegend. Cornelia und ich tragen nämlich einen erheblichen Teil zum sinnlosen Aufbruchschaos bei und springen beherzt mit ihnen auf. Ich werde immer panisch zum Bahnpersonal geschoben, um dann herauszufinden, dass es sich natürlich noch nicht um unseren Zug handelt. Einmal war es allerdings haarscharf. Jemand hat mir versichert, dass es sich doch schon um unseren Zug nach León handelt; während Conny und die Ladies parallel eine absolut gegenteilige Auskunft erhalten haben. Weil ich das nicht gleich bemerke, steige ich sicherheitshalber schon einmal ein und winke die vier Anderen zu mir herüber. Diese wiederum sind ganz sicher, korrekt informiert zu sein und animieren mich wild gestikulierend zum Aussteigen. Gott sei Dank gelingt ihnen das und wir setzen uns wieder brav auf unsere Bank.
    Das Warten versüßen uns die drei Rentnerinnen dann mit zwei Supergeschenken. Zum einen handelt es sich um eine weiße Minipille, die im Kontakt mit Wasser zum erfrischenden Feuchttuch wird und um eine Pinkelhilfe für waschechte Outdoorfrauen. Das Ding kann Frau — bitte an der größeren Öffnung ansetzen! — jederzeit nutzen um aus Zelten oder von Booten zu urinieren. Je nach Bedarf eben. Ich hoffe wir kommen in diesem Urlaub nicht mehr in die Notlage, den Piesel-Assistenten anwenden zu müssen! Planmäßig erscheint unser Zug und wir entern gesittet das Fahrzeug und genießen die folgenden 30 Minuten Fahrt mit Isabel, Rochelle und Rita. Während der Reise möchte ich von Rochelle wissen, ob sie schon viele Bekanntschaften auf dem Jakobsweg gemacht haben; worauf diese nur trocken entgegnet: „We don’t like people.“ — „Wir mögen keine Menschen.“ Wir sind begeistert von ihrem herben Humor.
    In León angekommen, verabschieden wir uns und Cornelia und ich begeben uns auf die Suche nach der angeblich exzellenten Pilgerherberge aus unserem Reiseführer. Eine Basis an Orientierung erhalten wir mithilfe eines Polizisten, der uns in die Geheimnisse unseres Stadtplans einweiht. Der Typ ist, bis auf eine kleine Rüge, sehr hilfsbereit. Weil er uns aus dem Bahnhof hat kommen sehen, schlussfolgert er messerscharf, dass wir Zug gefahren sind. Wir gestehen und rechtfertigen uns damit, dass wir ja bereits in Pamplona gestartet sind und die letzten 100 „Pflichtkilometer“ definitiv zu Fuß zurücklegen werden. „Zug fahren zählt trotzdem nicht.“, entgegnet er mit einem verschmitzten Lächeln. Das ist uns jetzt total egal. Wir platzieren uns erst einmal auf der Terrasse einer namhaften Fast-Food-Kette und schlingen einen simplen Fischburger herunter, bevor wir uns auf die Suche nach der Herberge machen. Diese entpuppt sich, für einen durchaus passablen Preis von vier Euro pro Nacht, als ein wahrer Glücksgriff.
    Sogar eine Waschmaschine plus Trockner existiert hier. Das Wasser ist allerdings kalt; was dazu führt, dass die Flecken hartnäckig an unseren Klamotten haften bleiben. Macht ja Nichts! Es riecht jedenfalls nicht mehr nach Stinke-Pilger! Wir verbringen eine sehr angenehme Nacht in einem gepflegten Acht-Personen-Zimmer.

Pilgertag 14.
    ETAPPENZIEL: NATURCAMPINGPLATZ HINTER LEÓN

    Am heutigen Morgen entern wir das Zentrum der malerischen Stadt León. Weil ich meine Eingebungen und Träume ernst nehme, leiste ich mir zunächst für 20 Euro einen zweiten Schlafsack. Die dicke, schwere Stoffwurst entpuppt sich als hübscher Kinderschlafsack, der hoffentlich

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