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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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wenn er gar nichts von ihr wollte und wirklich ein Opfer unglücklicher Umstände geworden war?
    »Was denkst du gerade?«
    »Es ergibt keinen Sinn. Zumindest nicht, dass er mit ihr rummachen würde, nachdem er so an mir interessiert war. Andererseits würde es sehr wohl Sinn machen, wenn Anja ihn angemacht hat.«
    »Denkst du darüber nach, ihm zu verzeihen?«
    »Verzeihen klingt so, als ob wir zusammen wären. Aber ehrlich gesagt denke ich darüber nach, mir seine Version der Dinge anzuhören.«
    »Er ist mein Bruder und ich liebe ihn. Aber wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich ihn zum Mond schießen.«
    * * *
    Als es an der Tür klingelte, machte ich auf und da stand er: Oliver. Er ließ die Schultern hängen und starrte auf seine Füße.
    »Komm rein.«
    Oliver trat ein. Er trug einen Rucksack über der Schulter. Als Julia zur Tür kam, mied er ihren Blick und reichte ihr den Rucksack mit ausgestrecktem Arm.
    Julia ergriff ihn und ging einen Schritt auf Oliver zu. Anschließend schloss sie ihren Bruder in die Arme und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Oliver nickte, sagte jedoch nichts.
    Ich fühlte mich wie ein Eindringling und wollte gerade unauffällig verschwinden. Doch Julia stoppte mich. »Oliver möchte mit dir reden.«
    »Okay.« Ich ging voraus ins Wohnzimmer, während Julia im Badezimmer verschwand.
    Bevor wir unser Ziel erreichten, ging auf der linken Seite Nathalies Zimmertür auf. Wenn Blicke töten könnten, hätte Oliver es wohl nicht überlebt. Nathalie beobachtete sein Vorbeigehen mit zusammengekniffenen Augen, sagte aber nichts.
    Im Wohnzimmer setzte ich mich an ein Ende der Couch.
    Oliver nahm am anderen Ende Platz und sah mich zögerlich an. Wegen seiner Blässe und seiner knallroten und glasigen Augen hätte man fast glauben können, er hätte die ganze Nacht geweint. »Ich habe Mist gebaut.«
    Ich wollte sagen »hast du«, verkniff es mir aber.
    »Ich brauchte gestern etwas Zeit, um mich abzukühlen nach unserem Tanz, deshalb setzte ich mich in eine ruhige Ecke.« Er holte tief Luft. »Irgendwann kam Anja und setzte sich neben mich. Sie erzählte von ihrem Ex und fing an zu weinen. Ich legte den Arm um sie und versuchte, irgendwas Tröstendes zu sagen. So was wie ›du kannst doch viel bessere Kerle haben‹ und so.« Oliver schüttelte langsam den Kopf. »Dann saß sie plötzlich auf meinem Schoß und begann, mich zu küssen. Als ich sie wegschieben wollte, hast du auch schon vor uns gestanden.« Er rückte etwas näher. »Scarlett, bitte glaub mir, ich will nichts von Anja. Du bist so eine tolle Frau, und jeder Mann, der eine andere Frau dir vorzieht, ist ein Idiot.«
    Ich betrachtete ihn eine ganze Weile. Es schien ihm wirklich leidzutun, und um die Sache kurz zu machen: Ich glaubte ihm. Also tat ich das, was jede Frau in dieser Situation getan hätte. Ich beugte mich vor und gab ihm einen flüchtigen Kuss.
    Schnell wich ich wieder zurück.
    Oliver strahlte und zog mich erneut zu sich.
    Vorsichtige Küsse wurden schnell leidenschaftlich.
    Wir zuckten zusammen, als Nathalie mit einer ins Schrille abgleitenden Stimme rief: »Das glaub ich doch jetzt nicht.«
    Wir lösten uns voneinander und starrten Nathalie an.
    »Scarlett, das kann doch nicht dein Ernst sein. Ihr seid noch nicht mal richtig zusammen, und der Kerl knutscht schon mit ‘ner anderen rum.« Nathalie wirbelte wild mit den Armen herum. »Und einen Tag später vergibst du ihm und die ganze Sache wird ignoriert?«
    In diesem Moment kam Julia ins Wohnzimmer. Ihr Gesichtsausdruck war merkwürdig. Ich wüsste nicht, wie man ihn hätte beschreiben können. Vielleicht ungläubig und … war das ein verletzter Gesichtsausdruck? Wirklich, es war schwer zu sagen.
    »Er hat mir die ganze Sache erklärt«, sagte ich. »Anja ist quasi über ihn hergefallen.«
    Zu meiner großen Überraschung sagte Julia nichts und verließ das Zimmer.
    Nathalie hingegen stellte sich direkt vor uns. Mit blitzenden Augen schaute sie auf Oliver herab. »Wenn du noch ein einziges Mal so was abziehst, wirst du dir wünschen, dass Julia dich schlägt, anstatt ich. Denn ich benutze die Faust, nicht die flache Hand.«
    Olivers Augen weiteten sich und er nickte.
    Nathalie blieb einen Moment vor ihm stehen und stürmte anschließend in die Küche.
    Ich sah ihr nach.
    »Vielleicht waren wir gestern noch nicht zusammen.« Oliver berührte mich am Arm. »Aber wir könnten es ab heute sein.«
    Mein Blick schnappte zu ihm. War es das, was ich wollte? Was für eine

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