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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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während sie Holzscheite im Kamin stapelte. »Julia?« Meine Stimme zitterte.
    Sie richtete sich auf, drehte sich langsam um und betrachtete mich. Achtlos ließ sie alles fallen und eilte auf mich zu. Kurz vor mir blieb sie stehen. »Ja?«
    Ich fiel ihr in die Arme und begann zu weinen.
    Julia hielt mich, sagte aber nichts. Sie strich mir übers Haar, und ich entspannte mich etwas.
    »Ich kann nicht allein sein.«
    Julia führte mich zur Couch und setzte sich dicht neben mich. »Bist du deshalb mit Oliver zusammen, obwohl du nicht verliebt bist?«
    Ich nahm ein Kleenex vom Couchtisch und schnäubte mir die Nase. »Ich weiß nicht.«
    Julia legte den Arm um meine Schulter und ich lehnte mich an sie. »Hast du eine Ahnung, warum du nicht allein sein kannst?«
    Ich schüttelte den Kopf. Erst dann dachte ich über die Frage nach. Es war nie anders gewesen. Ich fühlte mich allein, solange ich denken konnte. Meine Mutter war immer irgendwie traurig und wir sprachen nie besonders viel. Und mein Vater hatte noch weniger mit mir gesprochen und wenn, dann hatte er mich meistens kritisiert. Nie war etwas gut genug für ihn gewesen. Ob das der Grund war, warum ich es immer allen recht machen wollte und spüren musste, dass ich jemandem etwas bedeute? Selbst wenn ich diese Gefühle nicht erwiderte? »Findest du, ich bin ein schlechter Mensch, weil ich mit Oliver und all den anderen bloß deshalb zusammen war?«
    Julia starrte einen Moment ins Leere. Anschließend lehnte sie die Wange an meinen Kopf. »Nein, Scarlett. Das glaube ich nicht. Aber ich denke, du solltest versuchen, einen anderen Weg zu finden. Ohne es zu wollen, verletzt du Menschen mit dem, was du tust.«
    Ich konnte es nicht aufhalten. Ich fing wieder an zu weinen. Nie zuvor hatte ich jemanden so nah an mich herangelassen wie Julia. Nicht einmal Nathalie wusste all das von mir. Herr Gott, ich hatte bis gerade selbst nicht so viel über mich gewusst. Doch obwohl wir uns erst so kurz kannten, wusste ich einfach, ich konnte ihr vertrauen.
    »Ich fühle mich auch oft allein«, sagte Julia mit leiser Stimme. »Selbst als ich mit Silke zusammen war, habe ich mich oft einsam gefühlt.«
    Ich löste mich etwas von Julia und schaute sie mit verheulten Augen an. »Aber ich dachte, du magst es, allein zu sein.«
    »Das tue ich. Aber allein sein und einsam sein sind zwei unterschiedliche Dinge. Weißt du, was ich meine?«
    »Nein.«
    »Du kannst in einer Menschenmenge stehen und trotzdem einsam sein. Oder du kannst allein an einem Ort sein und auf den Menschen, den du aus ganzer Seele liebst, warten, weil du weißt, sie«, Julia schaute mich an, »oder er kommt jeden Augenblick.«
    Langsam dämmerte mir, was sie meinte. »Du wartest.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich denke, das ist es, warum ich mich so allein fühle. Ich habe aufgehört zu warten oder zu suchen, weil ich nicht glaube, dass irgendwann jemand kommt, der mich glücklich machen kann.«
    Ich richtete mich auf. »Wir sind beide noch jung. Warum hast du denn jetzt schon aufgegeben? Ich bin ja schon pessimistisch, aber du klingst ja fast depressiv.«
    Julia schaute mir tief in die Augen. »Vielleicht habe ich Angst, verletzt zu werden.«
    Ich nahm ihre Hand. »Wenn irgendjemand dir wehtun sollte, schick sie zu mir. Ich werde mich dann mit ihr … unterhalten.«
    Einen Moment sahen wir einander an. Zeitgleich fingen wir an zu lachen. Es war genau das, was wir nach all den ernsten Gesprächen brauchten.
    »Lass uns wieder nach oben gehen«, sagte Julia. »Das Feuer brennt oben, und es ist schön warm. Und bald müssen wir auch schon los.«

Kapitel 12
    Wie versprochen wartete Oliver am Flughafen. Er mied meinen Blick und wirkte dabei wie ein Schuljunge, der beim Schummeln erwischt wurde.
    Ich rang mir ein Lächeln ab und umarmte ihn.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte mir Oliver ins Ohr.
    »Es ist okay«, sagte ich und löste mich von ihm.
    Oliver sah mir tief in die Augen und küsste mich.
    Als er den Mund öffnete und begann, mich mit seiner Zunge zu attackieren, schob ich ihn sanft weg. Diese Scharade tat Julia sicher weh. Sie wusste, dass ich ihren Bruder sehr bald verletzen würde. Doch als ich mich umdrehte, lächelte sie. Wenn es auch etwas gezwungen wirkte.
    Kaum hatte ich Oliver losgelassen, schloss Julia ihn in die Arme.
    Er flüsterte auch ihr etwas ins Ohr.
    Julia gab ihm einen Kuss auf die Wange und hielt ihn ganz fest.
    Über Olivers Schulter hinweg trafen sich unsere Blicke.
    Ich fühlte mich

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