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Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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kroch, dann wollte er diesem Ort den Rücken kehren. Auf immer und ewig.
    Er räusperte sich, um dann einen sachlich-nüchternen Ton anzuschlagen. »Einen Monat nachdem meine Mutter verstorben war, schleppte mein Vater mich hier in dieses Kellerverlies. Er wies mich an, in der Mitte des Raums zu verharren, ehe er mit den Schatten verschmolz. Unvermittelt schoss dann eine Faust aus der Dunkelheit, die mich zu Boden schickte. Ich war verwirrt und benommen. Es währte eine Weile, ehe ich begriff, dass er mich geschlagen hatte. Ich war der festen Überzeugung, es hätte sich um ein Versehen gehandelt. Er befahl mir aufzustehen, also stand ich auf. Dann schlug er erneut zu, dieses Mal fester.« Rhys zögerte.
    »›Steh auf‹, waren seine Worte. ›Steh auf, du nichtsnutziger Schwächling.‹ Dann stolperte ich auf meine Füße. Einzig, um wieder geschlagen zu werden. Wieder und wieder, bis ich nicht mehr zu stehen vermochte. Wir spielten dieses amüsante kleine Vater-Sohn-Spiel mehrere Male die Woche, für den Rest meiner Kindheit. Ich stand ungefähr dort«, er deutete auf die dunkle Mitte des Raums, »und er schlug mich, bis ich reglos am Boden liegen blieb. Dazu bedurfte es mit jedem Mal länger.«
    »Um Himmels willen, warum bist du nicht sogleich liegen geblieben?«
    »Das ist mir selber ein Rätsel«, gab er zurück. Er wusste es wahrhaftig nicht. Es wäre das Klügste gewesen, mutmaßte er, sich im wahren Wortsinne geschlagen zu geben. Aber damals war er neun Jahre alt gewesen und sein alter Herr das einzige Elternteil, das ihm verblieben war. Es war ihm schlicht nicht in den Sinn gekommen, seinem Vater den Gehorsam zu verweigern. Wenn sein Vater befahl: Steh auf, dann stand er auf. Er stand auf und steckte den nächsten Hieb ein. Selbiges schien den alten Lord auf seltsame Weise zu befriedigen. Und war es nicht das, was ein Sohn sich ersehnte: den eigenen Vater zufriedenzustellen?
    Nach all den Jahren war es ihm, als wäre jene Stimme ein Teil von ihm geworden. Bei jedweder Rauferei, in jeder Schlacht. Wann immer ihn ein Hieb oder eine Musketenkugel traf und er sich vor Schmerzen am Boden krümmte, ertönte jener harsche gemeine Befehl in seinem Kopf. Hoch mit dir. Hoch mit dir, du mieses Stück Abschaum. Steh auf und halt durch.
    Also stand er stets wieder auf. Ganz gleich, wie verzweifelt er sich wünschte, in die nächste Welt hinüberzugleiten und diese zu verlassen, jene Stimme würde es niemals dulden, dass er liegen blieb.
    »Ich habe keine Ahnung, warum er es tat. Jetzt ist er tot, und ich werde es niemals mehr erfahren. Vielleicht schlug er zuvor meine Mutter und brauchte einen Ersatz. Vielleicht gewann er dadurch irgendeine perverse Befriedigung. Bisweilen denke ich bei mir, dass ihm schlicht daran lag, mich dadurch zu stählen. Mich stärker zu machen, als er es war, in seinem eigenen Leben. Unverwüstlich.«
    »Wie gern würde ich dich jetzt tröstend in meine Arme schließen. Es fällt mir ungemein schwer, es nicht zu tun.«
    »Unterlass es«, schnappte er impulsiv. »Ich meine … ich würde es vorziehen, wenn du es nicht tätest.«
    »Ich verstehe dich.« Sie verstummte. »Du hast allen Grund, ungehalten zu sein. Ich bin seit annähernd zwei Jahrzehnten erzürnt über diesen Bastard. Als uns die Nachricht von seinem Tod erreichte, hätte ich am liebsten das nächste Schiff nach Irland genommen, einzig um auf sein Grab zu spucken.«
    »Ich bin nicht ungehalten.« Doch während er das sagte, wurde seine Stimme eisiger. »Worauf willst du, dass dieses Gespräch hinausläuft? Versuchst du mich zu überzeugen, dass mein Vater ein fehlgeleiteter, gewalttätiger Unhold war? Das weiß ich bereits, Merry. Oder dient es dazu, mein Gemüt aufzuhellen? Soll es mein Herz erwärmen zu erfahren, dass du und dein Vater, alle Diener und jedes Stubenmädchen genaue Kenntnis davon hatten, dass mein Vater mich beinahe zu Tode prügelte, und es geschehen ließen, ohne einzuschreiten?«
    »Nein«, sagte sie drängend. »Nein, natürlich nicht. Aber genau das ist es, worüber du erzürnt sein solltest. Nicht nur erzürnt über ihn, sondern über das Verhalten aller hier im Ort. Wir alle haben dich im Stich gelassen, Rhys. Du schuldest diesem Dorf nichts.« Ihr Bein streifte seinen Schenkel, und er zuckte kaum merklich zusammen. »Du sperrst so viele Emotionen in dein Innerstes ein. Ich kann es fühlen, wie es in dir brodelt und wogt. Lass deinen Empfindungen freien Lauf, lass sie einfach heraus.«
    Was er herausließ,

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